Ministerium: Bald wieder genügend Lehrer

Von Sarah Bernhard
Die Lehrer-Situation an der Speichersdorfer Grundschule ist angespannt. Über das kommende Schuljahr brauchen sich die Eltern aber keine Sorgen machen, sagt das Kultusministerium. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Als der Klassenlehrer einer vierten Klasse krank wird, bricht an der Grundschule Speichersdorf der Notstand aus. Nach viel Hin und Her hat die Klasse nun wieder eine Lehrerin. Dafür wird eine zweite Klasse von einer Lehrkraft ohne abgeschlossene Ausbildung unterrichtet. Das Ministerium verspricht: Kommt nicht wieder vor.

 
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Für Horst Lowag, Rektor der Grund- und Mittelschule Speichersdorf, ist es die größte anzunehmende Katastrophe: Mitte Februar erkrankt nicht nur der Klassenlehrer der Klasse 4a, sondern auch die sogenannte mobile Reserve der Schule, die solche Ausfälle eigentlich ausgleichen soll. „Dazu kamen noch kurzfristige Erkrankungen von weiteren Lehrkräften“, sagt Werner Lutz vom Schulamt. Die mobilen Reserven der übrigen Schulen haben selbst genug zu tun. Die Folge: Der Unterricht der Viertklässler steht auf der Kippe. Kurz vor den Übertrittszeugnissen.

Lowag setzt alle Hebel in Bewegung und überredet einen pensionierten Lehrer, noch einmal an die Schule zurückzukehren. „Ich habe mein Bestes gegeben“, sagt er. Doch aus persönlichen Gründen beendet der Lehrer seinen Einsatz nach Ostern. Wieder ist die Not groß.

Aushilfslehrerin hat keine abgeschlossene Ausbildung

Die Regierung von Oberfranken stellt Stunden aus einem Sonderkontingent für Krankheitsfälle zur Verfügung, das Schulamt schreibt die Stelle aus. Die geeignetste Bewerbung, die sie bekommt, ist von einer Speichersdorferin, die aus persönlichen Gründen bisher nur das erste Staatsexamen abgelegt hat. Das heißt, der theoretische Teil ihrer Ausbildung ist beendet, der praktische fehlt.

Für die vierte Klasse sei sie „wegen der besonderen Situation des Übertritts“ nicht geeignet, schreibt das Kultusministerium. Aber eine zweite Klasse ginge. Also werden an einem Wochenende kurzerhand Lehrerinnen getauscht. „Wir sind sehr froh, dass wir die Versorgungslücke so schließen konnten“, sagt Schulrat Lutz.

Lösung im Landkreis einmalig

Eine solche Lösung sei im Landkreis einmalig. Allerdings sei es für angehende Lehrer normal, nach dem ersten Staatsexamen eigenverantwortlich zu lehren, sagt Lutz. Im ersten Schuljahr acht Wochenstunden, im zweiten Jahr als Klassenlehrer. „Daher ist es durchaus rechtens, wenn die Lehrerin so eingesetzt wird.“

„Wir müssen das halt so hinnehmen“, sagt Daniela Landgraf, Elternsprecherin der Klasse 2b. Die Situation habe sich mittlerweile eingependelt, auch wenn manchmal noch Probleme auftauchten. „Dann muss man halt miteinander reden.“  Rektor Lowag sagt: „Ich bin angenehm überrascht, welche Leistung sie in der Klasse erbringt.“ Die Kinder allerdings seien enttäuscht, dass sie ihre Klassenlehrerin jetzt nur noch in Sport unterrichtet, sagt Landgraf. „Und auch wir Eltern waren sehr zufrieden. Sie ist eine tolle Lehrerin.“

Kommendes Schuljahr verlassen drei Lehrer die Schule

Viele Eltern machten sich nun Sorgen über die Lehrer-Situation im kommenden Schuljahr: Zwei Lehrer gehen heuer in den Ruhestand, eine wechselt die Stelle. „Ich glaube, es wird so schwierig bleiben wie bisher“, sagt Landgraf.

Das Kultusministerium widerspricht. In einem Schreiben, das fast wortgleich an die CSU-Fraktion und an den Jugendbeauftragten Christian Porsch geht, heißt es: „Die Unterrichts- und Personalversorgung der Grundschule Speichersdorf wird zum Schuljahresbeginn 2016/2017 in vollem Umfang sichergestellt.“

Problem sind nicht die Stellen, sondern das Alter der Lehrer

Und auch Rektor Lowag sieht positiv in den September: „Die Lehrer kriege ich, das kann sich das Schulamt gar nicht erlauben.“ Das Problem seien auch nicht zu wenige Stellen, sondern die Altersstruktur der Lehrer in Oberfranken:  Weil das Durchschnittsalter so hoch sei, würden im Lauf des Schuljahres immer wieder Lehrer länger krank, die dann ersetzt werden müssten.

Auch da verspricht das Kultusministerium Abhilfe. 45 Mobile-Reserve-Lehrer gebe es momentan in Stadt und Landkreis Bayreuth, „darüber hinaus werden weitere Stellenkontingente vorgehalten“. Schulamt und Regierung von Oberfranken bemühten sich derzeit „intensiv, das dafür erforderliche Personal zu gewinnen“.

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