Millionen demonstrieren gegen Trump

Zum Auftakt der Amtszeit von Donald Trump sind weltweit Millionen Menschen gegen den neuen US-Präsidenten auf die Straße gegangen. Allein in Washington beteiligten sich am Samstag nach Schätzungen der Organisatoren eine Million Menschen an einer Großdemonstration, unter ihnen auch Prominente wie Madonna. Trump warf derweil den Medien vor, zu lügen und absichtlich eine viel zu geringe Zahl an Zuschauern bei seiner Vereidigung genannt zu haben.

 
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Auch in zahlreichen anderen Städten, nicht nur in den USA, gingen Frauen, Männer und Kinder gegen Trump und für Frauenrechte auf die Straße. In Washington beteiligten sich an der Großkundgebung vor allem Frauen. Viele Demonstranten trugen pinkfarbene "Pussyhats" - eine Anspielung auf sexistische Äußerungen Trumps. Protestschilder trugen Aufschriften wie "Nimm deine Finger von mir" oder "Frauenrechte sind Menschenrechte".

Programm des Hasses und der Intoleranz

"Mein ganzes Leben lang hätte ich nie gedacht, dass Amerika einen Präsidenten haben könnte, dem ich nicht vertraue und den ich nicht respektiere", sagte die 58-jährige Demonstrantin Gerri Ingerson, die in Baltimore ein Reisebüro leitet. "Ich kann ein Programm des Hasses und der Intoleranz nicht unterstützen", sagte die 45-jährige Michele Philips aus Troy im Bundesstaat New York.

Michael, Scarlett, Madonna

Bei der Kundgebung meldeten sich auch prominente Trump-Gegner wie der Regisseur Michael Moore und die Schauspielerin Scarlett Johansson zu Wort. Die Pop-Ikone Madonna rief bei einem Überraschungsauftritt zum Widerstand auf gegen "dieses neue Zeitalter der Tyrannei".

Kerry und Clinton solidarisch mit Demonstranten

Trumps Wahlkampf-Rivalin Hillary Clinton zeigte sich im Kurzmitteilungsdienst Twitter solidarisch mit den Demonstranten. John Kerry, bis Freitag noch US-Außenminister, mischte sich selbst unter die Demonstranten.

Mehr Besucher als bei der Vereidigung

Die Washingtoner Stadtverwaltung gab keine Teilnehmerzahlen bekannt. Die Organisatoren gehen jedoch von einer Million Teilnehmern aus - ihre Erwartungen wurden damit vervierfacht. Die Verkehrsbetriebe verzeichneten deutlich mehr Fahrgäste als bei Trumps Vereidigung am Freitag.

Der "Women's March on Washington" war das Zentrum einer weltweiten Protestaktion mit mehr als 600 "Schwestermärschen" im In- und Ausland. In Los Angeles und New York gingen jeweils mehr als 500.000 Menschen auf die Straße. Massenproteste gab es unter anderem auch in Chicago und San Francisco.

Weinen, jammern - oder zurückschlagen

In Boston, wo 175.000 Menschen auf die Straße gingen, rief die demokratische Senatorin Elizabeth Warren die Menge auf, sich gegen Trumps "Angriffe" auf Frauen und Minderheiten zu wehren. Die Menschen in den USA könnten jetzt "wimmern" oder "jammern" - "oder wir können zurückschlagen".

Hunderttausende in London auf der Straße

Einen der größten Protestmärsche außerhalb der USA gab es in London, wo hunderttausende Menschen auf die Straße gingen. In Berlin kamen einige hundert Demonstranten vor der US-Botschaft zusammen. Auch in Paris, Prag, Amsterdam und vielen anderen europäischen Städten gingen Trump-Gegner auf die Straße. Demonstriert wurde auch in Kanada, Australien, Argentinien und Südafrika sowie im israelischen Tel Aviv.

Trump wirft Medien falsche Zahlen vor

Trump hatte am Freitag mit der nationalistischen Parole "Amerika zuerst" sein Amt angetreten. Noch am selben Tag unterzeichnete er ein Dekret gegen die Gesundheitsreform seines Vorgängers Barack Obama.

Zu den weltweiten Demonstrationen äußerte sich Trump zunächst nicht. Stattdessen beklagte er sich am Samstag bei einem Besuch beim Auslandsgeheimdienst CIA darüber, dass die Medien absichtlich falsche Angaben über die Zahl der Menschen bei seiner Vereidigung verbreitet hätten. Zeitungsberichte über gerade einmal 250.000 Teilnehmer bezeichnete Trump als "Lüge".

Fernsehbilder zeigen leere Plätze

Die Behörden in Washington hatte auch nach der Amtseinführung keine offiziellen Teilnehmerzahlen herausgegeben. Auf Fernsehbildern war jedoch zu sehen, dass die Fläche zwischen dem Kapitol, dem Sitz des US-Kongresses, und dem Washington Monument nicht vollständig gefüllt war. Vergleichsbilder zeigten zudem, dass deutlich weniger Menschen anwesend waren als bei Obamas Amtseinführung 2009.

Sean Spicer: Punkt.

Auch Trumps Pressesprecher Sean Spicer sprach von einer "absichtlich falschen Berichterstattung" der Medien. "Das war die größte Zuschauerzahl, die jemals einer Amtseinführung beigewohnt hat", sagte er. "Punkt." Die Presse werde "zur Rechenschaft gezogen".

AFP

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