Millionen-Betrüger oder Betrogene?

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Erst in Haft, jetzt wieder auf freiem Fuß: Zwei Unternehmer aus der Fränkischen Schweiz sollen ihre Anleger betrogen haben. Foto: dpa Foto: red

Zwei mutmaßliche Millionen-Betrüger, einer davon aus der Fränkischen Schweiz, sind wieder auf freiem Fuß. Dies bestätigt die Staatanwaltschaft in Hof. Die Entlassung aus der U-Haft zeigt: So böse waren die beiden vielleicht doch nicht.

 
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Es ist ein kleiner Ort in der fränkischen Schweiz, eine Idylle. Viel Wald, viel Natur. Sitz auch einer Aktiengesellschaft, die im März vergangenen Jahr ins Visier der Ermittler geraten ist. Die Geschäftsführer Frank V. (49), der aus der Fränkischen stammt, und Lars M. (40),  er kommt aus Baden-Württemberg, sollen, so der Vorwurf der Ermittler, ab Ende 2013 als Vorstände der von ihnen gegründeten Aktiengesellschaft mehr als acht Millionen Euro von Anlegern eingesammelt zu haben. Insgesamt gibt es 440 Geschädigte. Dabei sollen sie die Anleger über die Art und Gewinnchancen der geplanten Investitionen sowie die Sicherheit der Anlage getäuscht haben. Böse Jungs als Millionenbetrüger? Dagegen spricht allerdings einiges.

Bescheiden gelebt

Wie in solchen Fällen üblich, sichern die Ermittler die Vermögenswerte der angeblichen Betrüger, um möglichst viel für eventuell geschädigte Anleger zu retten. Wer aber die Pfändungsliste durchliest, dem fällt auf, dass der sonst in solchen Kreisen übliche Protz wie teure Uhren, Autos oder Riesen-Geldbeträge fehlt. Ein bisschen Bargeld, ein Goldbarren und eine alte Harley-Davidson-Maschine. Tatsächlich wird den Beschuldigen V. und M. nicht vorgeworfen, in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Sie haben, trotz ihres Erfolges, nach Recherchen des Kuriers eher bescheiden gelebt. Statt Ferrari fuhr einer einen alten Audi. Auch die Zinsen, die sie ihren Anlegen versprochen haben, waren nicht übertrieben.

Ihr Geld machten sie zunächst mit Versicherungen, dann mit Kapitalanlagen. Dazu zählten auch Immobilien in den USA – alles ganz sauber. Die Häuser dort sollen, so ein am Verfahren Beteiligter, „sehr werthaltig“ sein. Geld dürfte also noch vorhanden sein, um eventuelle Opfer zu entschädigen.

Krumm sollen die Geschäfte erst Ende 2013 geworden sein. Ihnen soll selbst ein mehrere 100 Millionen Euro teures Geschäft angeboten worden sein, natürlich eines mit „hoher Rendite“, das ließ sie abschweifen von den Immobilien-Geschäften. Und vom rechten Weg.

Spuren nach Amerika, Wales und Spanien

Eine Spur führt zu einem Anlage-Unternehmen auf einer spanischen Insel, Chef ist Wolf R. Dass ein Geschäft angebahnt war, bestätigt er dem Kurier. Zur Höhe der Summe aber schweigt er. „Das sag ich nicht.“ Auch zu der Art von Anlage-Geschäften schweigt er am Telefon. Es sei um „bestimmte Währungs-Deals“ gegangen, allerdings mit dem Immobilien-Unternehmen, das die beiden Anlage-Händler gegründet hatten. Zu den Geschäften sei es aber „nicht mehr“ gekommen, nachdem sie im November in U-Haft gelandet seien. Auch er sei von den Staatsanwälten in Hof vernommen worden, allerdings nur schriftlich. Ob er zur Verhandlung komme? Das werde wohl nicht nötig sein, sagte er. Doch auch sein Name steht auf der Liste mancher Ermittler, weil er es mit Anlage-Versprechen nicht so genau genommen hat. Auch hier geht es um hohe Beträge.

Eine andere Spur führt nach Amerika, Florida, zu Michael R., der mit Firmengründungen und Immobiliengeschäften in den USA Geld verdient. Mit seinem Namen werden locker mehr als 20 Firmen in Verbindung gebracht. Erreichbar ist er weder unter den deutschen noch den amerikanischen Nummern. Nach Informationen des Kuriers sitzt er in Österreich in U-Haft – wegen eines anderen Falles. Auch hier geht es um Millionenbetrug. An der Firma der beiden Unternehmer war R. seit 2011 beteiligt, er soll die angeblich krummen Geschäfte mit eingefädelt haben. Eine dritte Spur führt ins englische Wales, hier ist das Unternehmen eines dritten Beteiligten gemeldet.

Betrüger oder Betrogene?

Ob die beiden Unternehmer aus der Fränkischen Schweiz von Anfang an ihre Anleger täuschen wollten oder ob sie selbst hereingelegt wurden, wofür einige Anhaltspunkte sprechen, müssen die Ermittler klären. Wann der Prozess wegen Betruges beginnt, steht noch nicht fest. Die Ermittlungen dauern noch, so die Staatsanwaltschaft.

Allerdings sind Haftbefehle gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt, so der Pressesprecher der Hofer Staatsanwaltschaft Daniel Götz. „Das Verfahren nimmt seinen Gang.“

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