Meyernberg: Schulwegunfällen auf der Spur

Von Thorsten Gütling
Von einem Linksabbiegeverbot am Matzenberg nach Meyernberg warnt das Staatliche Bauamt. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Der Streit zwischen den Stadträten Wolfgang Gruber (Die Unabhängigen) und Stephan Müller (Bayreuther Gemeinschaft) geht in die nächste Runde. Beide wollen den Schulweg für die Kinder der Meyernberger Schule sicherer machen. Mit welchen Mitteln, darüber sind sich beide aber uneinig. Ein Durchfahrverbot für Pendler aus Richtung Eckersdorf halten Experten aber für unrealistisch.

 
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Dass die Polizei von den Unfällen, die sich im vergangenen Jahr an der Meyernberger Straße abgespielt haben sollen, nichts weiß, wundert den Stadtrat Wolfgang Gruber. Gruber hatte in einem Schreiben an den Stadtrat von zwei Schulwegunfällen gesprochen und dem Schulpfleger der Meyernberger Schule, Stephan Müller, Tatenlosigkeit vorgeworfen. Er selbst könne über die Unfälle nicht reden, weil er als Arzt seinen Patienten zur Verschwiegenheit verpflichtet sei, sagt Gruber jetzt. Bestätigen könnte die Unfälle aber der Vorsitzende des Elternbeirats der Grundschule Meyernberg, Ulrich Eichbaum.

 

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Eichbaum ist Fachanwalt für Verkehrsrecht und sagt, er sei als solcher mit einem Unfall, der sich dort ereignet habe, betraut. Es handle sich um einen Vater, der mit seinem Sohn unterwegs gewesen sei, als der Vater in der Meyernberger Straße von einem Auto angefahren wurde, das aus der Sauerbruchstraße gekommen sei. Er habe die Straße aber nicht am Zebrastreifen gequert, sondern rechts der Sauerbruchstraße. Zu einem Polizeieinsatz sei es nicht gekommen, weil der Vater den Fahrer des Autos vor einer Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung bewahren wollte. Von einem verletzten Kind, das mehrere Tage stationär behandelt werden musste, wie Gruber schreibt, weiß auch Eichbaum nichts. Dafür aber von mehreren „Beinahe-Unfällen“.

"Totalversagen des Schulpflegers"

Der erneuert seine Kritik an Müller unterdessen, spricht von einem „Totalversagen des Herrn Müller als Schulpfleger“ und sagt: Am ersten Schultag des vergangenen Jahres hätte sich die Leiterin der Meyernberger Schule schriftlich mit der Bitte an den Schulpfleger gewandt, sich für eine Entschärfung der Meyernberger Straße einzusetzen. Während Gruber sagt: „Sechs Monate ist nichts passiert, dann habe ich die Initiative ergriffen“, hält Müller dagegen, bereits zum Schuljahresbeginn die Verlängerung eines Halteverbots in der Sauerbruchstraße initiiert zu haben. Schüler, die auf ihrem Weg zur Schule die Sauerbruchstraße von rechts nach links queren müssten, könnten von abbiegenden Autofahrern seitdem besser erkannt werden. Und Gruber sagt, die Leiterin der Meyernberger Schule habe sich für seinen Vorstoß bedankt.

"Vielleicht gab es ein Kommunikationsproblem"

Die Leiterin ist Hannelore Blüchel und war die vergangenen beiden Tage für eine Anfrage nicht zu erreichen. Eichbaum, der den Wunsch der Eltern nach einer Entschärfung der Meyernberger Straße um den Jahreswechsel an Gruber herangetragen haben will, sagt: „Vielleicht gab es ein Kommunikationsproblem. Dass Müller tätig geworden war und wir davon nur nichts erfahren haben.“ Warum er sich mit seiner Bitte an Gruber statt an Müller gewandt hatte, erklärt Eichbaum so: „Wir wollten das Anliegen einfach von mehreren Seiten an die Verwaltung tragen.“

Das Problem ist eine Rechts-vor-Links-Regelung, da sind sich Gruber und Eichbaum einig. Autofahrer, die aus der Sauerbruchstraße kämen, würden deshalb nur auf den von links kommenden Verkehr achten und nicht auf Kinder, die von rechts die Straße queren. Die Regelung wurde, nach Aussage des früheren Leiters des Straßenverkehrsamts, Folker Müller, um die Jahrtausendwende eingeführt.

"Damals für die Schüler geändert"

Der Grund damals: die Sicherheit der Schulkinder. Als im Stadtrat darüber diskutiert wurde, welche Stellen in Bayreuth künftig durch Tempo-30-Zonen beruhigt werden sollten, sei die Wahl schnell auf die Meyernberger Straße gefallen, erinnert sich Folker Müller. Er ist der Vater von Stephan Müller. Und Folker Müller wohnt am Sterntalerring, einer Nebenstraße der Meyernberger Straße, die von der Rechts-vor-links-Regelung betroffen ist. Die Verkehrsbelastung, sagt er, habe sich seitdem drastisch reduziert. Von etwa 4500 Fahrzeugen am Tag auf jetzt nur noch rund 1500. In Grubers Antrag ist davon die Rede, dass während des Berufsverkehrs mehr als 500 Fahrzeuge binnen einer Dreiviertelstunde gezählt würden. Gruber sagt, er beziehe sich dabei auf die Aussagen einer Schulweghelferin.

Dass es trotz des Streits der beiden Stadträte jetzt zu einer Verbesserung der Verkehrssicherheit kommt, hofft Eichbaum. Er bittet um einen Ortstermin, um allen Entscheidungsträgern die Gefahren der Meyernberger Straße bewusstzumachen. Gruber fordert weiter eine Ampelanlage in der Meyernberger Straße und Müller macht sich in einem Antrag für eine Verkehrszählung stark und dafür, dass Pendler aus dem westlichen Landkreis künftig am Matzenberg nicht mehr nach Meyernberg abbiegen dürfen. Letzteres hält das Staatliche Bauamt, das für eine solche Änderung zuständig wäre, für keine gute Idee.

Die Experten warnen

Klaus Baumgärtel, der Leiter der Abteilung für Straßenbau, warnt: „Ein Einfahrverbot würde den gesamten Stadteinwärtsverkehr verändern, insbesondere am Knotenpunkt B 22/ Rheinstraße. Die zu erwartende verkehrliche Mehrbelastung würde die Leistungsfähigkeit der dortigen Ampelanlage, welche auch als „Pförtner“ für den nicht ausreichend leistungsfähigen Doppelknoten Bamberger-/ Spitzwegstraße dient, sicherlich beeinträchtigen.“ Folglich wäre wohl mit Staus zu rechnen.

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