Skepsis nimmt zu
„Das ist noch lange keine Krise, aber die Skepsis nimmt zu“, sagte Kaeser. Es herrsche Unsicherheit, und: „Kein Wunder. Die Risiken für exportorientierte Firmen haben deutlich zugenommen. Ukraine, Russland, Syrien, Ägypten, Libyen, jetzt die Türkei, dazu der Brexit – die Summe ist das Problem, selbst für im Ausland breit aufgestellte Unternehmen. Wenn einer in einem dieser Märkte besonders stark engagiert war oder ist, dann kann das sogar an die Substanz gehen.“
Im Ausland expansiver
Aber selbst, wenn das nicht der Fall sei, drücke die Flut an negativen Nachrichten auf die Stimmung. „Und wenn die Stimmung nicht so gut ist, dann investiert man auch nicht so leicht“, sagte Kaeser. Dennoch wollen im nächsten halben Jahr 14,1 Prozent der oberfränkischen M+E-Unternehmen ihre Investitionen ausweiten, gegenüber 8,4 Prozent mit Kürzungsplänen. Allerdings sind die Firmen dabei an den Auslandsstandorten expansiver. Das sichere zwar ebenfalls Arbeitsplätze in der Region, so Kaeser, komme dieser aber eben nur mittelbar zugute.
Türkei: Stillstand von einem Tag auf den anderen
Es sei allerdings nicht allein die Stimmung, die auf die Geschäfte drückt. In der Türkei herrsche derzeit zum Beispiel „Stillstand – von einem Tag auf den anderen“, berichtet der Chef des Coburger Kompressorenherstellers Kaeser aus dem eigenen Unternehmen. 2015 habe der Export der bayerischen M+E-Unternehmen in das Land immerhin 2,4 Milliarden Euro betragen, zwei Prozent der Gesamtleistung. Und das bei einer doppelt so hohen Steigerungsrate wie bei den Ausfuhren insgesamt.
Sorgen wegen des Brexits
Noch mehr Sorgen aber mache er sich wegen des Brexits. Waren im Wert von 12,1 Milliarden Euro oder fast zehn Prozent aller M+E-Exporte seien 2015 aus Bayern über den Kanal gegangen. Besonders betroffen sei der in Oberfranken starke Automotive-Bereich. Angesichts dessen äußerte Kaeser die Hoffnung: „Vielleicht merken die britischen Politiker ja in den jetzt anstehenden Verhandlungen, wie sehr ihrem Land der Austritt aus der EU tatsächlich schaden wird, und ziehen die Notbremse. Aber auch hier weiß halt niemand, was wirklich kommt. Und das sorgt wieder für Unsicherheit.“