Zahl der Reizgas- und Schreckschusspistolen steigt in der Region stark an Mehr Menschen bewaffnen sich

Von und Peter Rauscher
Immer mehr Bayern bewaffnen sich. Foto: Karl-Josef Hildenbrand /dpa Foto: red

Immer mehr Menschen beantragen einen sogenannten „kleinen Waffenschein“, der zum Führen von Reizgas-, Schreckschuss- und Signalwaffen berechtigt. Auch in der Stadt Bayreuth und im Landkreis ist ein drastischer Anstieg zu verzeichnen.

 
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Bayernweit wurden nach Angaben des Innenministeriums insgesamt 46 690 dieser Scheine ausgestellt. Die Polizeigewerkschaft spricht von einem erhöhten Schutzbedürfnis in unsicheren Zeiten.

In Bayreuth hat sich die Zahl der Waffenscheine heuer fast verdreifacht. Im Jahr 2014 wurden neun kleine Waffenscheine beantragt. In diesem Jahr sind es bereits 24, wie Pressesprecher Joachim Oppold auf Kurier-Anfrage mitteilte. Außerdem wurden zwei große Waffenscheine beantragt (2014: einer). Auch das Landratsamt Bayreuth vermeldet ein steigendes Interesse an Waffen: Laut Sprecher Michael Benz wurden in diesem Jahr bereits 54 kleine Waffenscheine ausgestellt, 2014 waren es 37. Was dem Trend im Freistaat entspricht: „Anders als bei Waffenerlaubnissen für Schusswaffen nimmt die Zahl der „kleinen Waffenscheine“ auch in Bayern in letzter Zeit zu“, sagte ein Ministeriumssprecher. „Über die Ursachen für diese Zunahme lässt sich aber nur spekulieren.“ Die Antragsteller für einen „kleinen Waffenschein“ müssen nicht angeben, wozu sie ihn benötigen.

Polizeigewerkschaft besorgt

Die Deutsche Polizeigewerkschaft zeigt sich besorgt über einen Trend zum privaten Waffenbesitz. Immer mehr Menschen besäßen einen kleinen Waffenschein und frei verkäufliche Waffen, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Rainer Wendt in einem Gespräch mit dem MDR. Man verfolge die Entwicklung „mit großer Sorge“.

Grund für den Kauf von Schreckschusspistolen, Pfefferspray oder Ähnlichem sei offensichtlich die allgemeine Angst, „in diesen unsicheren Zeiten nicht genug geschützt zu sein“, betonte Wendt. Die Menschen kauften sich Waffen, „die sie dann auch außen mitführen wollen, denn dazu brauchen sie ja diesen kleinen Waffenschein“. Es sei aber oft „ein Trugschluss“, wenn sie sich dadurch besser geschützt fühlten, so der Gewerkschaftsvorsitzende weiter. In der Praxis seien diese Waffen zumeist tief in den Taschen vergraben und im Gefahrenfall nicht griffbereit und damit nutzlos. Zudem verhielten sich Menschen oft unvorsichtiger, wenn sie Waffen mitführten.

Gefahr auch für den Besitzer

Jürgen Stadter, Pressesprecher beim Polizeipräsidium Oberfranken in Bayreuth, verweist im Gespräch mit dem Kurier auf ein weiteres Problem: Oft sei für die Polizeibeamten vor Ort, insbesondere bei Kontrollen in der Nacht, nicht zu unterscheiden, ob es sich um eine erlaubnisfreie oder um eine scharfe Schusswaffe handelt. Die Beamten müssten freilich zunächst davon ausgehen, dass die Waffe scharf sei – was generell ein Gefahrenmoment darstelle. Auch für den Besitzer.

Stadter warnt aber auch vor den Gefahren, die von sogenannten Schreckschusswaffen ausgehen – allein durch den Knall oder den Feuerstoß. Mit Material von dpa und kna

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