Im Wintersemester 2014/2015 bekamen von den 13.280 eingeschriebenen Studenten 2.024 Bafög. Das waren 15,2 Prozent. "Im oberfränkischen Schnitt sind es mehr, nämlich rund 20 Prozent", sagt Junker.
Noch in einem Punkt lag Bayreuth vier Prozent unter dem oberfränkischen Schnitt: 28 Prozent der Empfänger, also 575 Studenten, haben 2014/2015 die höchstmögliche Förderung bekommen.
Nathalie Burges (25), gerade fertig mit dem Lehramtsstudium in Chemie/Biologie: „Die Erhöhung ist natürlich positiv. Ich würde sie in Urlaub und Freizeitaktivitäten investieren. Andererseits finde ich es nicht in Ordnung, dass Studenten, die den Höchstsatz beziehen, und solche, die wie ich nur den halben bekommen, beide 10.000 Euro Kredit zurückzahlen müssen. Auch ist nicht fair, dass Studenten, die von den Eltern unterstützt werden, sich im Studium mehr Zeit lassen können und dadurch bessere Noten schreiben.“
3. Wie schaut es in Bayern aus?
Wie das Landesamt für Statistik in seiner aktuellsten Auswertung mitteilt,
- haben 2015 in Bayern 110.454 Schüler und Studenten Bafög erhalten. Das waren etwa 8,8 Prozent weniger als im Vorjahr.
- Der Staat gab dafür 382 Millionen Euro aus. Damit sei das Fördervolumen "deutlich" gesunken - um 8,2 Prozent.
- Der durchschnittliche Förderbetrag pro Kopf betrug 447 Euro im Monat, drei Euro mehr als 2014.
- Die meisten Geförderten waren Studenten, nämlich 70 Prozent.
- Von ihnen wohnte jeder Fünfte noch bei den Eltern. Das spielt eine Rolle, weil die Höhe der Summe sich unter anderem nach der Wohnform richtet.
- Bei 42 Prozent der bayerischen Empfänger reichte das Bafög aus, um den gesamten Lebensbedarf zu decken.
Lisa Schmid (22), studiert Psychologie in Erlangen: „Gerade betrifft mich die Bafög-Erhöhung nicht, sondern erst in einem Jahr, weil ich jetzt ein Praktikum mache. Natürlich finde ich die Änderung positiv. Aber früher wäre besser gewesen. In Erlangen ist das Leben schon teuer. Das Bafög sollte deshalb nicht weniger sein. Man muss sich aber auch bewusst machen, dass die Unterstützung nicht selbstverständlich ist. In Deutschland ist dadurch Bildung für jeden zugänglich, egal ob die Eltern Geld haben oder nicht.“
4. Warum bekommen nicht mehr Bayreuther Studenten Bafög?
Dafür gibt es verschiedene Gründe, sagt Junker. "Bei einigen ist das Einkommen der Eltern zu hoch, viele haben auch schon eine Ausbildung gemacht und haben ein eigenes Vermögen oder sie scheuen sich, den Antrag auszufüllen."
In den ersten Punkten stimmt ihr Tilo Held (21) zu. "Bayreuth hat eine renommierte Jura-Fakultät und ich kenne relativ viele Jura-Studenten, die kein Bafög brauchen, weil ihre Eltern sie unterstützen." Einige Kommilitonen kämen aus dem ländlichen Umland. Ist das Häuschen abbezahlt, hätten die Eltern meist Luft, um sie zu unterstützen.
Und Held geht davon aus, dass manche den Antrag nicht fristgerecht einreichen oder schlicht zu faul sind. "Sie sagen: Dann arbeite ich lieber ein bisschen."
Friederike Appel (26), BWL-Studentin: „Die Erhöhung finde ich längst überfällig, auch wenn ich selbst kein Bafög bekomme. Das ist nur die logische Konsequenz: Die Mieten steigen und die Lebenskosten werden höher. Der Staat sollte sich aber vielleicht auch überlegen, ähnlich wie in Dänemark einen kleinen Grundbetrag zur Verfügung zu stellen. Dieser wäre unabhängig von dem Einkommen der Eltern und würde den Studenten signalisieren, dass sie auch im Studium nicht alleine sind.“
5. Wie stehen die Chancen?
"Viel besser als bisher", sagt Junker. "Ich würde mir deshalb wünschen, dass die Förderquote höher wird. Wer das Recht auf Bafög hat, sollte es auch bekommen." Ihr Rat: Nicht abschrecken lassen, wenn Freunde, deren Eltern vermeintlich ähnlich viel verdienen wie die eigenen, keine Förderung bekommen. "Die Berechnung ist von vielen Faktoren abhängig", sagt Junker.
Die Scheu vorm Antragstellen ist unbegründet, sagt Studenten-Sprecher Tilo Held: "Beim ersten Mal ist es wie mit dem Passierschein A38 im Asterix-Comic", sagt Held. "Aber die Mitarbeiter des Studentenwerks helfen bei Fragen und danach ist es immer wieder dasselbe."
Christian (24), ist gerade mit dem Lehramtsstudium fertig: „Die Bafög-Erhöhung kam zu spät und ist zu gering. Der Satz passt sich jetzt dem Preisniveau von vor fünf Jahren an. Der Satz war schon lange zu niedrig und der Staat hätte viel früher reagieren sollen. Ich bekomme ab Herbst kein Bafög mehr, da ich fertig bin. Die Erhöhung hätte ich in Essen und in Lehrbücher investiert.“
6. Reicht das Geld jetzt?
"Das wird sich zeigen, aber es ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung", sagt Junker. "Wenn man eine bezahlbare Wohnung findet, was in Bayreuth möglich ist, kann man von den 649 Euro leben."
Studenten-Sprecher Tilo Held ist mit der Erhöhung "zufrieden", auch wenn sie Jahre zu spät komme und der automatische Inflationsausgleich weiter fehle. Mit Bafög auszukommen, sei möglich. Bis sein Vater 2015 starb, habe er ausschließlich von Bafög gelebt.
Dann habe seine Mutter als alleinerziehend gegolten, der Bafög-Freibetrag für ihren Verdienst sei dadurch geschrumpft - und trotz Halbweisenrente sei ihm weniger als zuvor geblieben. "Seitdem ich nebenbei arbeite, kann ich aber ein zweites Mal in der Woche weggehen und mir ein Auto leisten, um öfter heimzufahren."
Manuel Jakab (25), Student der Sportökonomie: „Ich bekomme nicht so viel Bafög, da mich meine Eltern unterstützen.Aber ich finde den aktuellen Satz in Ordnung. Von dem Zuschuss werde ich mir auf jeden Fall Lebensmittel kaufen. Ich finde es gut, dass das Studium gefördert wird. Vielleicht sollte sich der Staat überlegen, auch nach Noten zu fördern. So würden Studenten mit guten Leistungen auch mehr Bafög bekommen.“
Anja Eckardt (26), Studentin der Literaturwissenschaften und Germanistik in Regensburg: „Der Verdienst meiner Eltern ist zu hoch, deshalb bekomme ich kein Bafög. Die Erhöhung finde ich trotzdem gut. Von Freunden bekomme ich mit, dass das Bafög oft nicht reicht, um über die Runden zu kommen. Der Staat investiert zu wenig in die gesamte Bildung. Dort sollte auch angesetzt werden, und nicht nur bei der Unterstützung der Studenten.“
Jan Wienke (25), Student der Rechtswissenschaften: „Grundsätzlich ist die Erhöhung eine gute Sache. Ich bin durch mein Elternhaus gut abgesichert, höre aber oft von Freunden, dass es gegen Ende des Monats knapp wird. Gerade in größeren Städten mit hohen Mieten reicht der Satz nicht aus. Auch die Schulden, die Bafög-Studenten, mit ins Berufsleben nehmen, sind nicht gut. Dieser Druck ist schon im Studium eine enorme Belastung.“
Info: Hier kann man den Antrag online ausfüllen. Mehr Infos gibt hier unter "Studienförderung und Finanzen". Das Studentenwerk hilft auch bei Fragen zum Antrag weiter.