Ärztehaus in Gefahr – Kassenärztliche Vereinigung will zusätzliche Hausarztstelle nicht genehmigen Medizinische Versorgung in Hollfeld in Gefahr

Von Thorsten Gütling
 Foto: red

Jetzt ist Hollfelds Bürgermeisterin Karin Barwisch sauer. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) hat auf Nachfrage einmal mehr zu verstehen gegeben: Stadt und Landkreis Bayreuth sind mit Hausärzten überversorgt. Deswegen wird der Zulassungsausschuss kein grünes Licht für die Neuzulassung eines Hausarztes im geplanten Ärztehaus geben. Jetzt will Barwisch Gesundheitsministerin Melanie Huml einschalten.

 
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Am liebsten würde Barwisch das Ärztehaus im nächsten Jahr eröffnen. Doch ob daraus etwas wird, steht in den Sternen. Denn ohne Hausarzt kein Ärztehaus. Entweder also einer der bereits ansässigen Ärzte zieht in das Ärztehaus ein, oder eine neue Stelle muss geschaffen werden. Und für beide Fälle sieht Barwisch derzeit schwarz.

Denn: Die vier Hollfelder Hausärzte – Harry Rauser, Bernhard Braun, Erich Grätz und Georg Übel – sind allesamt nicht mehr die Jüngsten. Dass einer von den Über-60-Jährigen noch seine Praxis für das Ärztehaus aufgibt, darf bezweifelt werden. Stattdessen steht Barwisch zu Folge aber ein neuer Arzt Gewehr bei Fuß. Seiner Neuzulassung müsste aber der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung zustimmen. Der besteht zur Hälfte aus Krankenkassenvertretern und zur anderen Hälfte aus Ärzten.

Barwisch: "Komisch"

Und wahrscheinlich, so Barwisch, wollen Letztere sich nicht mehr Konkurrenz schaffen als nötig. Denn bereits zum zweiten Mal hat die KVB wissen lassen, dass sie nicht gewillt ist, einen weiteren Hausarzt in den sogenannten Planungsbereich Bayreuth – das ist ein Konstrukt aus Stadt und Landkreis – hinein zu lassen. Die Region, so heißt es auf Nachfrage, sei bereits überversorgt. Komisch, findet Barwisch. „Wenn man in die Wartezimmer unserer Ärzte blickt, hat man nicht den Eindruck, dass denen die Patienten fehlen. Im Gegenteil.“

Ein Blick in die Bedarfsplanung verrät aber, wie die KVB zu ihrer ablehnenden Haltung kommt. Dort steht, dass im Planungsbereich Bayreuth  auf 151 577 Einwohner – also potenzielle Patienten – 110,25 Hausärzte kommen.

Und weil ein Hausarzt im bundesweiten Durchschnitt für 1671 Patienten zuständig ist und alle Regionen in Deutschland gleich behandelt werden sollen, ergibt sich im Raum Bayreuth rein rechnerisch ein Versorgungsgrad von 122,1 Prozent. Ab 110 Prozent gilt ein Planungsbereich als gesperrt, heißt es auf Nachfrage bei der KVB. Soll heißen: Weitere Niederlassungen sind nicht möglich. In der Planung ist davon die Rede, dass es in Stadt und Landkreis Bayreuth exakt 10,9 Hausärzte zu viel gibt. Bis die nicht abgebaut sind, gibt es keine Neuzulassung, heißt es. Da die Hollfelder Ärzte allesamt kurz vor dem Ruhestand stehen, könnte es Hollfeld also erst doppelt oder dreifach treffen, bis ein neuer Arzt nachrückt. Dann nämlich, wenn mehrere der Hollfelder Ärzte vor den Kollegen im Kreis ihre Praxen schließen.

Medizinische Versorgung in Gefahr

Bleibt die KVB also bei ihrer Einschätzung, dann ist nicht nur das Ärztehaus in Gefahr, sondern die medizinische Versorgung in Hollfeld gleich mit. Bereits im nächsten Jahr, so Barwisch, könnte der erste der Hausärzte aufhören.

„Ich bin maßlos enttäuscht“, sagt die Bürgermeisterin deshalb. Reden und Handeln der Politik lägen weit auseinander. „Auf der einen Seite soll es Fördermittel für die Neuansiedlung von Ärzten im ländlichen Raum geben, auf der anderen Seite diese Aussagen der KVB.“ Jetzt will Barwisch Gesundheitsministerin Melanie Huml einschalten.

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