Medi-Team will bei den Bayern überraschen

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Im Hinspiel bereitete Milan Macvan (links) den Bayreuthern um De’Mon Brooks (rechts) große Probleme. Wegen eines Kreuzbandrisses fällt der Power Forward für den Rest der Saison aus. Foto: Peter Mularczyk Foto: red

Das Hinspiel war schon denkwürdig, das Rückspiel könnte aber noch denkwürdiger werden. Nämlich dann, wenn der Tabellenvierte Medi Bayreuth am Samstag (20.30 Uhr) zum ersten Mal in München beim FC Bayern gewinnt und dem scheinbar übermächtigen Bundesliga-Spitzenreiter die zweite Saisonniederlage beibringt.

 
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Die Chancen dafür stehen vielleicht nicht einmal so schlecht, erzielen die Bayreuther doch durchschnittlich nicht einmal zwei Punkte weniger als die mit 86,7 Zählern pro Partie beste Offensive. „Sie starten oft wie aus der Pistole geschossen und überrollen einen, lassen dann aber auch oft die Hintertür für ein Comeback offen“, sagt Medi-Trainer Raoul Korner. „Wir müssen den anfänglichen Sturm überstehen und ihre Schwächephasen ausnutzen.“

Zuletzt kamen die Würzburger gegen die Bayern nach 20:36- und 47:68-Rückstand am Ende noch einmal auf 74:80 heran, am vierten Spieltag hatten sie in München ein 20:42 sogar noch zum 84:76-Sieg gedreht. Trotzdem sei klar, dass „wir uns in solchen Spielen sehr nahe am Optimum bewegen müssen“, so Korner. „Es wäre aber nicht das erste Mal, dass wir gegen eine Mannschaft überraschen, die über uns einzuordnen ist. Wir haben den Luxus, munter drauf los spielen zu können. Das war zuletzt nicht so und tut vom emotionalen Aspekt vielleicht gut.“

Über die Qualität des Bayern-Kaders brauche man nicht sprechen. Die sei gewaltig, zumal der im Hinspiel fehlende Spielmacher Stefan Jovic wieder dabei ist. Damals konnten die Bayern dessen Ausfall kompensieren. Und das sollte ihnen auch bei Milan Macvan gelingen, für den die Saison wegen seines in der Eurocup-Partie bei Zenit St. Petersburg erlittenen Kreuzbandrisses bereits beendet ist. Im Hinspiel (77:86) bereitete der serbische Vizeeuropameister den Bayreuthern als Topscorer (wie Devin Booker 16 Punkte) und mit sieben Rebounds große Probleme. Die Dominanz der Münchner in dieser Kategorie (45 gegenüber 27) machte ihre schwache Dreierquote (5/26) wett.

„Die Physis ist einer der wichtigen Faktoren. Ich habe ja aber nicht viel vom Spiel gesehen“, sagt Korner in Anspielung darauf, dass er kurz vor Ende des dritten Viertels nach zwei technischen Fouls der Halle verwiesen worden war. „Ich gehe davon aus, dass diesmal nicht mit zweierlei Maß gemessen wird. Dann muss ich auch nicht mit Dingen um mich werfen.“ Begonnen hatte die Begegnung mit gut 35-minütiger Verspätung, weil die Uhren über den Körben nicht funktionierten.

Auf Bayreuther Seite extra motiviert dürften die ehemaligen Bayern-Spieler Andreas Seiferth und Bastian Doreth sein. Bei John Cox, der in den vergangenen Tagen krank war und in der Champions League gegen Venedig nur als Notlösung auf der Bank saß, hofft Korner bis Samstag auf Besserung. Eine Möglichkeit zum Sieg wäre vielleicht, offensiv an das erste Viertel (34:26) und defensiv an die zweite Halbzeit (38:32) vom Mittwoch anzuknüpfen. „Oder an das Frankfurt-Spiel zur Gänze“, meint der Medi-Coach. „Wir haben gezeigt, dass wir phasenweise sehr komplett spielen können – auf beiden Seiten des Feldes. Nur der Gegner ist das Problem. Der will nicht immer so.“

Vorzeitig im Viertelfinale

Während Medi Bayreuth erst am letzten Vorrundenspieltag bei AEK Athen den Einzug ins Playoff-Achtelfinale der Champions League perfekt machen kann, hat sich sein morgiger Gastgeber FC Bayern München im Eurocup bereits vorzeitig für das Viertelfinale qualifiziert. Nach dem 107:81 (44:40)-Sieg am Mittwoch gegen Turin ist der Bundesliga-Tabellenführer in Gruppe F vor dem Zwischenrundenfinale sogar schon nicht mehr von Platz eins zu verdrängen.

Schon die Vorrunde mit den Gegnern Galatasaray Istanbul, Reggio Emilia, Buducnost Podgorica, Lietkabelis Panevezys und Hapoel Jerusalem hatten die Bayern souverän gemeistert und mussten nur im letzten Spiel, als sie längst qualifiziert waren, eine Niederlage hinnehmen (82:90 bei Reggio Emilia). Zum Top-16-Auftakt kassierte die Mannschaft von Trainer Aleksandar Djordjevic dann erneut in Italien – im Hinspiel in Turin – mit 76:90 zwar gleich die nächste Pleite, war danach aber nicht mehr aufzuhalten. Dem 81:68 gegen Lietuvos Rytas Vilnius aus Litauen folgten zwei Siege gegen Zenit St. Petersburg (daheim 95:78, auswärts 80:78). Dadurch sicherten sich die Münchner auch den direkten Vergleich gegenüber den Russen, die im Endklassement nach Siegen noch gleichziehen könnten.

Gegen Turin hatten die Bayern zunächst große Mühe, ihren Rhythmus zu finden. Mit einem 26:2-Lauf sorgten sie aber im dritten Viertel für klare Verhältnisse. Bei den Hausherren war Danilo Barthel mit 21 Punkten der erfolgreichste Werfer. Außerdem steuerte er acht Rebounds, fünf Assists und drei Blocks bei. Im bisherigen Verlauf der Zwischenrunde zeichneten sich zudem Devin Booker als fünftbester Punktesammler (16,8 pro Partie), Milan Macvan als viertbester Rebounder (7,3) und Stefan Jovic als zweitbester Vorlagengeber (6,5) hinter dem mittlerweile für Vilnius spielenden Ex-Oldenburger Chris Kramer (7,4) aus.

Im Viertelfinale treffen die Münchner ab dem 6. März in einer Best-of-three-Serie auf den Zweiten der Gruppe H. Das könnte dann wieder Vorrundengegner Reggio Emilia sein, der momentan mit Asvel Lyon-Villeurbanne und Unics Kasan gleichauf liegt (jeweils 3:2 Siege). Limoges (1:4) ist bereits ausgeschieden. Besonderer Anreiz des Eurocups: Der Sieger spielt in der kommenden Saison in der im Gegensatz zu den Wettbewerben des Weltverbandes FIBA (Champions League und Europe Cup) ebenfalls unter dem Dach der ULEB – eine Vereinigung europäischer Basketball-Ligen – ausgetragenen Euroleague.

Alba Berlin, Bayreuther Gegner im Pokalhalbfinale am 17. Februar in Ulm, kann sich darauf keine Hoffnungen mehr machen. Die knappe 72:75-Heimniederlage am Dienstag gegen Gran Canaria, ehemaliger Verein von Alba-Trainer Alejandro Garcia Reneses, besiegelte das Aus. Der dritte deutsche Teilnehmer hatte bereits nach der Vorrunde die Segel streichen müssen: Die Ulmer um den Ex-Bayreuther Trey Lewis landeten mit 2:8 Siegen auf dem letzten Platz.

Für die Bayern ist der Einzug ins Viertelfinale der vorläufige internationale Höhepunkt ihrer bisher so erfolgreichen Saison. In der Bundesliga scheint ihnen mit erst einer Niederlage Hauptrundenplatz eins jetzt schon sicher zu sein, und in der Pokalqualifikation räumten sie den Erzrivalen aus Bamberg nach Verlängerung mit 101:97 aus dem Weg. Beim Final Four (im Halbfinale gegen Gastgeber Ulm) könnte es nur zwei Wochen nach dem Bundesligaspiel gegen Medi Bayreuth zu einem Wiedersehen kommen – im Spiel um Platz drei oder im Finale.

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