Fünf Sekunden davor hatte Rush, mit 23 Punkten bester Werfer der Partie, aus gut neun Metern mit dem sechsten erfolgreichen seiner insgesamt 17 Dreierversuche die Hoffnungen der Niedersachsen auf den ersten Sieg nach sieben Niederlagen am Leben gehalten. Beim anschließenden Einwurf unter dem Bayreuther Korb eroberte der zweite herausragende Göttinger, Michael Stockton (20 Punkte, 6 Rebounds, 9 Assists, 4 Steals), den Ball – vergebens, wie sich herausstellen sollte. Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, hätten die Gäste ihre guten Chancen in der ersten Halbzeit besser genutzt.
Medi-Center Andreas Seiferth, der sich von seinen Magenproblemen gut erholt zeigte, machte dies und hielt seine Mannschaft mit zwölf seiner 18 Punkte unter dem gegnerischen Korb im Spiel. Ein weiterer Faktor für den knappen Bayreuther Sieg war die diesmal fast perfekte Freiwurfquote (21/22). In Madrid hatte das Medi-Team lediglich fünf seiner 17 Versuche getroffen.
Statistik
Medi Bayreuth
Feldwurfquote: 28/55 (51 Prozent), davon 9/26 Dreier (35 Prozent): Wachalski (3/4), Doreth (3/5), Linhart (2/6), Amaize (1/3); Freiwürfe: 21/22 (95 Prozent); Rebounds: 23 defensiv, 6 offensiv (Marei 4/1, Linhart 3/1, Robinson 4/0); Ballgewinne: 7 (York 2, Marei 2, Seiferth 2); Ballverluste: 19 (Robinson, Linhart, Seiferth, Brooks, York je 3); Assists: 19 (York 5); Effektivität: 96 (Linhart 18, Seiferth 16, Doreth 12, Wachalski 12).
BG Göttingen
LOCKHART (9 Punkte / 19:04 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: - 4); Williams (3 /3:49 / 0), Kramer (10 / 21:04 / - 1), Rush (23 / 30:41 / - 3), STOCKTON (20 / 36:15 / - 3), LOVERIDGE (5 / 22:51 / - 4), KAMP (7 / 17:01 / - 2), Haukohl (9 / 19:41 / - 1), GRÜTTNER BACOUL (2 / 16:47 / 3); Feldwurfquote: 32/66 (48 Prozent), davon 8/27 Dreier (30 Prozent): Rush (6/17), Williams (1/1), Loveridge (1/3); Freiwürfe: 11/16 (69 Prozent); Rebounds: 21 defensiv, 11 offensiv (Stockton 6/0, Kramer 4/2); Ballgewinne: 11 (Stockton 4); Ballverluste: 14 (Rush 4); Assists: 21 (Stockton 9, Rush 6); Effektivität: 95 (Stockton 30, Haukohl 14, Rush 10, Loveridge 10, Kramer 9).
SR: Krause, Bittner, Frischmuth;
Zuschauer: 3104.
Stationen: 6:7 (4.), 8:13 (7.), 9:22 (10.), 13:22 (1. Viertel), 15:27 (12.), 26:29 (17.), 31:37 (19.), 40:37 (Halbzeit), 48:43 (23.), 50:54 (27.), 59:58 (3. Viertel), 68:58 (33.), 76:75 (38.), 86:83 (Ende).
Einzelkritik
JAMES ROBINSON (9 Punkte / 19:04 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -3): Der Bayreuther Spielmacher war zweiter Sieger im Duell mit dem vielseitigen und wieselflinken Michael Stockton. Agierte anfangs unauffällig, kam am Ende dann doch zu ganz wichtigen Punkten. Vier Rebounds und zwei Assists kamen hinzu.
John Cox (0 / 6:04 / 3): Der Bayreuther Routinier blieb punktlos, kam nur zu einem gut sechsminütigen Kurzeinsatz vor der Pause.
NATE LINHART (18 / 29:02 / 12): Der Taktgeber von Medi Bayreuth übernahm im dritten Viertel und beantwortete die Göttinger Führung (50:54) nahezu im Alleingang mit sieben Punkten in Folge, die er sich mit einem Rebound und einem Ballgewinn selbst erarbeitet hatte. Und auch am Ende der Partie steuerte Linhart die Big Points bei. 18 Zähler und je vier Rebounds und Assists sorgten für den besten Effizienzwert bei Medi (18).
Bastian Doreth (9 / 23:05 / 0): Der Kapitän präsentierte sich gewohnt kampfstark und engagiert, konnte die Wirkungskreise von Stockton allerdings ebenfalls nur bedingt einschränken. Setzte offensiv erfolgreich Nadelstiche von der Dreierlinie. Seine neun Punkte resultierten aus drei Dreiern.
ANDREAS SEIFERTH (18 /24:43 / - 6): Der Centerhüne war vor der Pause die wirksamste Offensiv-Option mit zwölf Punkten (6/7 Zweier). Hinzu kamen viele gute Defensivaktionen, unter anderem ein sehenswerter Block gegen den einwurfbereiten Michael Stockton. Am Ende kam er auf 18 Zähler.
Steve Wachalski (11 / 26:01 / 6): Machte dort weiter, wo er in Madrid aufgehört hatte: Brachte viel Energie von der Bank, suchte die Verantwortung und präsentierte sich treffsicher aus der Distanz (3/4 Dreier).
Robin Amaize (3 / 11:43 / -1): Der Medi-Energizer durchbrach in der zwölften Minute die bis dahin anhaltende Flaute von der Dreierlinie (0/4). Kämpferisch engagiert, setzte aber zuweilen und ohne Erfolg auf die „Brechstange“.
DE’MON BROOKS (4 / 15:54 / -3): Der Power Forward blieb diesmal mit vier Punkten und zwei Rebounds vergleichsweise unauffällig.
GABE YORK (10 / 31:02 / -2): Der Bayreuther Scharfschütze holte sich Selbstvertrauen in der Defensive, als er den anfliegenden Rush spektakulär über Ringniveau blockte (9.). Krönte die Bayreuther Aufholjagd im zweiten Viertel mit dem Freiwurf zum 38:37-Führungswechsel. Kam in der Beschattung des Göttinger Topscorers Brion Rush (23 Punkte) mehrfach einen Schritt zu spät. Blieb diesmal von der Dreierlinie ohne Glück (0/5).
Assem Marei (4 / 13:22 / 9): Stand im internen Centerduell im Schatten des bärenstarken Seiferth, hatte nach der Pause seine besten Aktionen in der Defensive mit zwei wichtigen Ballgewinnen. Verzeichnete im Medi-Team die meisten Rebounds (vier defensiv, einer offensiv).
Stimmen zum Spiel
Raoul Korner (Trainer Bayreuth): Es war eine sehr starke, kompakte Mannschaft, auf die wir heute getroffen sind. Eine sehr gut gecoachte Mannschaft, das habe ich auch nach dem Hinspiel schon gesagt. Rush macht natürlich einen Riesenunterschied in der Truppe. Er ist ein Spieler, der das Kommando übernehmen und aus dem Nichts Punkte zaubern kann. Er war heute sicherlich ein Riesenfaktor. Letztendlich war Göttingen eine Mannschaft, die über weite Strecken den besseren Basketball gezeigt hat. Wir haben nichtsdestotrotz wieder die Qualität gezeigt, die uns schon die ganze Saison über auszeichnet: Wir haben wieder einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen. Am Ende hätten wir aber fast auch wieder einen Weg gefunden, es zu verlieren. Zum Glück ist es aber gut ausgegangen.
Nate Linhart (Spieler Bayreuth): Göttingen ist eine sehr physische und gut gecoachte Mannschaft. Wir haben ein bisschen gebraucht, um herauszufinden, dass wir so hart spielen müssen wie sie. Am Ende haben wir uns ihrer Intensität angepasst. Es war ein guter Sieg.
Johan Roijakkers (Trainer Göttingen): Ein großes Kompliment an meine Mannschaft. Sie war aggressiv auf allen Positionen, hat sich gegenseitig geholfen und wusste, was zu tun ist. Normal sind die Mannschaften, die unten stehen, auch egoistisch. Wir hatten 21 Assists und nur 14 Turnover. Das war heute gut anzusehen. Wenn man sieht: Lockhart 31 Minuten, Kramer 21, Haukohl 20, Grüttner 17, dann war das eine deutsche Mannschaft, die heute gegen eine Champions-League-Mannschaft gespielt hat. Das war einfach klasse.