Medi-Spiel mit heißblütigen Besiktas-Fans

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Heißblütig und treu: Beim Champions-League-Vorrundenspiel in Bonn unterstützten etwa 1000 Besiktas-Fans ihre Mannschaft frenetisch, alleine rund 750 in diesem voll besetzten Gästeblock. Ähnlich stimmungsvoll könnte es auch am kommenden Mittwoch in der Oberfrankenhalle werden. Foto: Imago Foto: red

Schon der Einzug von Medi Bayreuth ins Playoff-Achtelfinale der Champions League war ein Meilenstein der Bayreuther Basketballgeschichte, nun wartet mit Besiktas Istanbul auch noch ein Gegner mit wohlklingendem, international bekanntem Namen auf die Mannschaft von Trainer Raoul Korner. Außergewöhnlich dürfte das Hinspiel am kommenden Mittwoch (20 Uhr) in der Oberfrankenhalle für die Bayreuther aber nicht nur wegen der großen sportlichen Bedeutung werden. Auch atmosphärisch müssen sich Medi-Kapitän Bastian Doreth und sein Team auf weit mehr als eine Routineübung einstellen.

 
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Der Besiktas-Anhang gilt als ebenso treu wie reisefreudig, ganz abgesehen von der grundsätzlichen Begeisterungsfähigkeit türkischer Fans. Erfahrung gemacht haben damit in Gruppe D der Champions-League-Vorrunde unter anderem die Baskets Bonn. Bei der 73:74-Hinspielniederlage im November in Bonn sorgten fast 1000 heißblütige Gästefans, angeführt von den Fanclubs „Carsi Berlin“ und „Avrupa Kartallari“, für weit mehr als bloße Istanbuler Heimspielatmosphäre. Zum Rückspiel in der Türkei kamen schließlich nur ein paar Hundert Zuschauer.

Angesichts der großen Leidenschaft der türkischen Anhänger hielten sich die Schäden in der Bonner Halle durchaus im Rahmen. „Etliche der Klappsitze waren in verschiedenen Sitzreihen abgebrochen“, sagt Josef Effertz vom Bonner Fanclub „Die Fans – Defense“. Mit den Besiktas-Anhängern an sich habe es keine Auseinandersetzungen gegeben, berichtet der Bonner weiter. „Da waren auch keine aus der Türkei angereisten Fans dabei, das waren vielmehr ausschließlich in Deutschland lebende Besiktas-Fans.“

In der Geschäftsstelle von Medi Bayreuth hofft man natürlich, dass das Spiel am kommenden Mittwoch komplett ohne Schaden über die Bühne gehen wird. Zumal weit weniger Anhänger der Schwarz-Weißen in Bayreuth erwartet werden als zuletzt in Bonn. „Was schon daran liegt, dass unser Einzugsgebiet hier viel kleiner ist“, sagt Philipp Galewski. Alltäglich sei dieses Spiel aber trotzdem nicht, ergänzt der Medi-Geschäftsführer. „Das sind Champions-League-Spiele ja ohnehin nie.“ Er bestätigt damit einen Polizeisprecher, der von einem „Spiel mit erhöhtem Risikofaktor“ ausgeht.

Deshalb gab es in der vergangenen Woche eine Sicherheitsbesprechung, an der Vereins-, Polizei- und Sportamtsvertreter teilnahmen – unter anderem mit folgenden Ergebnissen: Es wird einen extra Eingang für die türkischen Fans geben, auch mehr Sicherheitspersonal wird im Einsatz sein und mit der Polizei im Austausch stehen, die Einlasskontrollen werden strenger sein und dementsprechend länger dauern. „Dafür bitte ich schon jetzt um Verständnis und auch darum, etwas früher zu kommen als sonst. Und bitte auch keine Taschen mitbringen“, sagt Philipp Galewski.

Wie viele Besiktas-Anhänger in der Halle sein werden, kann der Medi-Geschäftsführer noch nicht abschätzen. „Ich gehe davon aus, dass unser Gästeblock mit 150 Fans komplett voll besetzt sein wird. Zusätzlich werden aber auch viele Gästefans in der ganzen Halle verteilt sein, darunter auch Familien und uns bekannte Personen.“ Karten gebe es aktuell noch in allen Kategorien. „Ich schätze schon, dass wir an der 3000-Zuschauer-Marke kratzen werden.“ Schließlich sei das Spiel außergewöhnlich – und das in jeder Beziehung.

Besiktas-Trainer und zwei Spieler verlieren mit der Türkei zweimal

Während neben der DBB-Auswahl mit Gruppengegner Serbien, Italien, Litauen, Spanien, Frankreich und Griechenland sechs weitere europäische Nationalmannschaften bereits die zweite und entscheidende Qualifikationsrunde zur Weltmeisterschaft 2019 in China erreicht haben, muss die Türkei nach dem zweiten von drei Länderspielfenstern zittern. Nach den Auftaktsiegen gegen Lettland (85:73) und in der Ukraine (67:60) blamierte sich der von Besiktas-Trainer Ufuk Sarica betreute Weltranglisten-13. am Freitag beim 58:59 in Schweden (Position 53). Vor der Rekordkulisse von 7500 Zuschauern in der Hauptstadt Stockholm feierten die Skandinavier ihren ersten Erfolg. Nach einem 45:58-Rückstand Mitte des letzten Viertels hatten die Türken noch die Chance zum Sieg, doch Sertac Sanli verfehlte aus der Mitteldistanz. Wie bei seinem Besiktas-Teamkollegen Kenan Sipahi standen für den Starting-Center am Ende zehn Punkte zu Buche. Der Schwede Ludvig Hakanson, mit Estudiantes Madrid Champions-League-Gruppengegner von Medi Bayreuth, kam lediglich auf drei Zähler.

Beim 70:79 am Montagabend in Lettland standen beide Besiktas-Akteure in der Startformation, hatten aber weniger Einsatzzeit als drei Tage zuvor und verbuchten dann auch nur zwei (Sanli) beziehungsweise acht Punkte. Weil die Gastgeber die Partie nach einem Elf-Punkte-Rückstand noch drehten, steht allen vier Teams in der Gruppe B die Tür zur nächsten Runde noch weit offen. Zumindest den direkten Vergleich sicherten sich die Türken, die hinter der Ukraine (3:1 Siege) auf Platz zwei vor den punktgleichen Letten liegen. Schweden (1:3) wäre im Moment ausgeschieden.

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