Medi misst sich mit den Besten

Von
Welch unbändigen Willen die Bamberger besitzen, zeigte sich in dieser Szene aus dem Euroleague-Spiel gegen ZSKA Moskau am Donnerstag, das die Domstädter sensationell 91:83 gewannen: Daniel Theis (rotes Trikot) setzte sich vehement gegen Kyle Hines (links) durch. Foto: Daniel Löb Foto: red

Der Spielplan der Bundesliga beschert Medi Bayreuth zwei der größten Höhepunkte der Saison in unmittelbarer Folge. Acht Tage nach dem Duell mit Vizemeister Bayern München (69:92) folgt am Ostersonntag die einzige noch denkbare Steigerung, wenn um 17 Uhr der Titelverteidiger und Tabellenführer BB Bamberg in der bereits ausverkauften Oberfrankenhalle zu Gast ist.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dabei darf man tatsächlich von einer messbaren Steigerung sprechen, denn im Vergleich der beiden dominierenden und weitaus teuersten Teams der BBL geben die Bamberger derzeit sogar deutlicher als erwartet den Ton an. Während der FC Bayern nach dem Abstieg in den Eurocup nun auch dort ausgeschieden ist, mischen sie in der Euroleague durchaus auf Augenhöhe unter den besten 16 Teams Europas mit. Diesen Eindruck bestätigt auch die Bundesliga-Tabelle: Da haben die Brose Baskets nach 17 (!) Siegen in Folge einen deutlichen Vorsprung von acht Punkten, während die Münchner trotz ihres zweiten Platzes noch nicht einmal den Heimvorteil in der ersten Playoff-Runde ganz sicher haben.

Dazu passen auch alle Statistiken. In der Gesamtzahl der Punkte haben die Münchner mit ihren 92 Zählern in Bayreuth zwar gerade ganz knapp die Führung übernommen, aber sonst sind die Bamberger immer noch besser: Ob Zweierquote (61,4 Prozent), Dreierquote (41,3), Freiwurfquote (81,3) oder Assists (22,1) – überall ist die Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri führend. Bei den Rebounds hinkt der Vergleich zur Konkurrenz bei beiden Spitzenteams, weil es für sie dank ihrer Treffsicherheit unter dem gegnerischen Korb einfach nicht so viele Abpraller gibt. Der Bamberger Schnitt von 9,0 Offensivrebounds wird nur von Gießen (8,9) und Bayreuth (8,8) noch knapp unterboten. Aussagekräftig ist in dieser Hinsicht also nur die Ausbeute in der Defensive, und da ist Bamberg mit 26,0 Rebounds pro Spieler wieder die Nummer eins.

Unter diesen Voraussetzungen fällt es noch ein wenig schwerer als in der Vorwoche, ein realistisches Ziel für Medi Bayreuth zu formulieren. „Ich verspreche mir wieder viel vom Heimvorteil“, sagt Trainer Michael Koch. „Der hat uns auch gegen München sehr geholfen, als es schwierig wurde. Die Zuschauer haben die Mannschaft noch einmal motiviert und mitgerissen. Wenn hier die Stimmung hoch kocht, dann spielt nun mal kein Gegner gern in Bayreuth.“ Diese Atmosphäre will sich sein Team auch diesmal verdienen: „Wir wollen keinen zu großen Erwartungsdruck aufbauen, was das Ergebnis betrifft. Aber wir werden wieder mit viel Lust und Ehrgeiz spielen, weil die Spieler auch sehen, dass die Zuschauer das honorieren.“ Damit könne man nur versuchen, so lange wie möglich den Anschluss an den schier übermächtigen Gegner zu halten: „Vielleicht ergibt sich dann am Ende eine Chance.“

Von der Zusatzbelastung der Bamberger in der Euroleague verspricht sich der Trainer dagegen nicht viel: „Die sind das schon so lange gewohnt, dass es ihnen körperlich nicht viel ausmachen wird. Auch der Kader ist dafür tief genug besetzt. Die Frage ist eher immer, wie sie das Ergebnis – so oder so – mental verarbeiten.“

Taktisch sieht Koch noch am ehesten unter dem Korb einen Ansatzpunkt: „Bamberg hat nicht ganz so physische Center. Da müssen wir so viel Wirkung erzielen, dass andere Verteidiger helfen müssen, und dann gibt es auch mehr Platz von außen.“ Fast noch schwerer wird die Aufgabe aber in der Defensive: „Bamberg bewegt den Ball extrem gut. Da muss jeder seinen Gegenspieler stabil vor sich halten. Sobald man sich auf dem Weg zum Korb schlagen lässt, haben die Bamberger die Qualität, daraus einen guten Wurf zu finden.“

Autor

Bilder