Medi klarer Favorit in Göttingen

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Kein Durchkommen gab es für die Göttinger um Michael Stockton (Mitte) zuletzt bei den Rockets Gotha. Die 63:74-Niederlage bedeutete einen empfindlichen Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt. Foto: Imago Foto: red

Nur drei Tage nach dem historischen Sieg im oberfränkischen Derbyklassiker gegen den Deutschen Meister Brose Bamberg muss sich Medi Bayreuth auf eine vollkommen andere Art von Aufgabe einstellen. Zum Abschluss der Bundesliga-Vorrunde bei der BG Göttingen gilt der Tabellenvierte nämlich am Freitag um 19 Uhr als klarer Favorit.

 
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Aus dieser Sicht kommt es Medi-Trainer Raoul Korner durchaus gelegen, dass der Auftritt beim abstiegsbedrohten Tabellendrittletzten nicht als Routineübung verkannt werden kann. Schließlich fehlt immer noch ein weiterer Sieg, um die angestrebte Teilnahme am Pokalwettbewerb aus eigener Kraft sicherzustellen (wir berichteten).

„Es ist in allen Sportarten zu beobachten, dass die nächste Aufgabe nach so einem besonderen Sieg vor allem emotional eine große Herausforderung ist“, erklärt Korner. „Dass es nun in diesem Spiel für uns um sehr viel geht, hilft sicher dabei, sich auf diese Aufgabe zu fokussieren.“ Er spricht sogar von einer Partie mit Endspiel-Charakter: „Auch wenn es etwas kompliziert zu erklären ist, so ist es doch nicht nur eine rein rechnerische Möglichkeit. Wenn wir verlieren, wird es nichts mit dem Pokal. Es ist ein Do-or-die-Spiel.“

Ohne diesen Aspekt könnte die Aufgabe in Göttingen tatsächlich leicht unterschätzt werden. Die Gastgeber hatten sich zwar mit vier Siegen zwischen dem sechsten und neunten Spieltag scheinbar im Mittelfeld etabliert, doch seither haben sie sechs Mal in Folge verloren. Vor allem die letzte 63:74-Niederlage in Erfurt beim Neuling Rockets Gotha hat die Mannschaft des niederländischen Trainers Johan Roijakkers wieder tief in die abstiegsgefährdete Zone rutschen lassen.

Allstar und Rekordwerferauf den Guard-Positionen

Gefährlich werden kann die BG Göttingen auch nominell stärkeren Gegnern vor allem durch ihre Qualität auf den Guard-Positionen. Seinen Respekt für Michael Stockton hat Raoul Korner bereits dokumentiert, indem er den Spielmacher in das von ihm betreute Team International beim Allstar-Spiel berufen hat. Dort wird der Sohn der NBA-Legende John Stockton am 13. Januar in Göttingen als Lokalmatador sicher einer der am meisten beachteten Akteure sein. „Er ist Herz und Hirn der Göttinger Mannschaft“, sagt der Medi-Coach über Stockton.

Die meisten Punkte im BG-Team sammelt aber der andere Guard in der Startformation: Brion Rush hält sogar noch immer den Saisonrekord für die höchste Korbausbeute in einem Spiel, seit er am dritten Spieltag 35 Zähler gesammelt hat. Dieses Kunststück gelang ihm ausgerechnet gegen Tabellenführer Bayern München, der deswegen einige Schwierigkeiten hatte, sich in Göttingen mit 78:72 durchzusetzen. „Rush ist ein Spieler, der eine Mannschaft tragen und ein Spiel entscheiden kann“, warnt Korner. Respekt hat der Medi-Coach auch vor der Energie, mit der die Göttinger in ihrer stimmungsvollen Halle zu Werke gehen. „Im Vorjahr haben wir das allerdings sehr souverän gelöst“, sagt er in Erinnerung an den höchste Punktausbeute der Vorsaison (101:66).

Raoul Korner: Keine Zeit für Zukunftsfragen

Die Halbzeit der Saison mit dem Spiel in Göttingen erscheint als passender Termin, um schon mal einen Blick über die laufende Spielzeit hinaus zu werfen. Die Frage nach seiner persönlichen Zukunft trifft Raoul Korner aber trotzdem offenbar unvorbereitet. „Das ist zurzeit noch überhaupt kein Thema“, sagt der Trainer von Medi Bayreuth, dessen Vertrag nach dem aktuellen zweiten Jahr eine Option zum Ausstieg vorsieht. „Wir sind zwar ständig im Austausch, aber darüber wird gar nicht gesprochen oder gar verhandelt. Dafür bleibt auch einfach zu wenig Zeit, solange wir von einem wichtigen Spiel zum nächsten hetzen.“

Es ist auch keine ganz richtige Vorstellung, dass man mit einer Erfolgsbilanz wie der von Raoul Korner gerade mit Anfragen von Interessenten überschüttet wird. „Genau dafür hat man einen Agenten. Der nimmt einem so was ab“, erklärt der 43-jährige Österreicher, der 2016 von den Löwen Braunschweig nach Bayreuth gewechselt ist.

Aber auch auf dieser Ebene sei der Jahreswechsel nicht die Hochsaison: „Welcher Verein weiß denn jetzt schon, dass er in der nächsten Saison einen neuen Trainer brauchen wird? Um diese Jahreszeit werden vielleicht bestehende Verträge verlängert, aber kaum einmal schon neue abgeschlossen.“

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