Simon Schmitz über den neuen Stil der Bayreuther Mannschaft Medi-Kapitän: „Athletischer als je zuvor“

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Schnelligkeit wird immer mehr zum Qualitätsmerkmal. Das gilt längst nicht mehr nur für Aufbauspieler wie Simon Schmitz (links), wenn sie sich mit Gegnern vom Kaliber eines Malcolm Delaney (rechts) auseinander setzen müssen. Foto: Kolb Foto: red

Wenn es eine Entwicklung gibt im Spiel von Medi Bayreuth, dann kann das kaum jemand besser beurteilen als Simon Schmitz. Schließlich ist der Kapitän trotz seines Alters von erst 24 Jahren der dienstälteste Akteur im Team. Er kam gleich nach dem Aufstieg im Jahr 2010 nach Bayreuth und hat seither alle Höhen, Tiefen und Veränderungen miterlebt.

 
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Die Antwort auf die Frage nach einem besonderen Merkmal des Medi-Teams für die am Donnerstag mit dem Heimspiel gegen Neuling Crailsheim Merlins (18.30 Uhr) beginnende Saison fällt Schmitz nicht schwer: „Heuer sind wir athletischer als je zuvor.“ Wesentlicher Faktor dafür sei die Besetzung der Aufbaupositionen – also auch seine eigene: „Mit Bryan Bailey und Trevon Hughes haben wir zwei schnelle Guards, die auch ihre eigenen Würfe kreieren können.“ Der frühere Spielmacher Kevin Hamilton sei ein „völlig anderer Typ“ gewesen: „Er war eher der Organisator, aber dadurch wurde das Spiel auch langsamer.“

Der Trend zu den vielseitigen Spielern mit Scorerqualitäten im Aufbau sei in ganz Europa erkennbar, in der BBL aber besonders stark: „Man muss sich nur mal die Korbschützenliste anschauen: Ich schätze, unter den zehn Führenden sind sieben Guards.“ Beim Meister FC Bayern München habe Malcolm Delaney diesen Spielertyp beispielhaft vertreten: „Wenn es wichtig war, ging der Ball praktisch immer zu ihm, damit er etwas kreiert – oder eben selber abschließt.“

Muss man also auch die eigene Spielweise verändern, um dem Trend zu folgen? „Bewusst macht man das eher nicht“, sagt Schmitz. „Aber im Training habe ich es eben immer mit Bryan und Trevon zu tun. Da gewöhnt man sich daran, und ich denke auch, dass meine Verteidigung gegen solche Spieler dadurch schon besser geworden ist.“

Athletik auf großen Positionen

Auf den ersten Blick vielleicht noch auffälliger für den Zuschauer ist aber die Tendenz zu mehr Athletik auf den großen Positionen. Auch in dieser Hinsicht sieht Schmitz sein Team mit dem vergleichsweise „kleinen“ Javon McCrea als Nachfolger für Brian Qvale auf der Centerposition durchaus im Trend: „Die klassischen Fünfer, die mit dem Rücken zum Korb spielen, sieht man immer weniger – die athletischen Typen, die mit dem Gesicht zum Korb spielen, dafür immer mehr.“ Ein wesentlicher Faktor sei dabei auch die Beweglichkeit in der Defensive: „Der Center darf sich beim Pick-and-roll nicht überlaufen lassen.“

Unter diesen Aspekten sieht der Medi-Kapitän sein Team gut aufgestellt: „Coach Michael Koch hat die Mannschaft in diesem Sinne rekrutiert, und abgesehen von den letzten beiden Niederlagen, hat die Aufstellung auch schon gut funktioniert. Die Typen passen, und die Chemie passt.“

Abstiegsgespenst schnell vertreiben

Trotz dieser Eindrücke lässt sich Simon Schmitz aber nicht zu einem euphorischen Saisonausblick verleiten: „Es ist wichtig, das erste Spiel daheim zu gewinnen. Viel weiter denke ich erst mal nicht.“ Als Verbesserung gegenüber dem Vorjahr würde er es schon empfinden, wenn „wir etwas früher nichts mehr mit dem Abstieg zu tun hätten.“

Bei der Frage nach dem Titelfavoriten hat Simon Schmitz keine Überraschungen zu bieten: „Das sind ganz klar die Münchner, weil sie so tief besetzt sind. Da spielen sieben Deutsche, die in jedem anderen Team zur Startformation gehören würden.“ Einen „Geheimtipp“ hat der Medi-Kapitän aber doch: „Die Artland Dragons, die haben viele Leistungsträger gehalten und die deutschen Stellen verstärkt.“ Und ziemlich athletisch sind die auch.

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