Medi hofft gegen Bamberg auf Überraschung

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Die Bewachung von Trey Lewis (rechts) war ein Schlüssel für den überlegenen Bamberger Sieg beim Pokalspiel in Bayreuth. Die Guards um Fabien Causeur (links) gestatteten dem Medi-Topscorer nur zwei Punkte. Foto: Peter Kolb Foto: red

Gewonnen hat Bayreuth gegen Bamberg noch nie seit dem Bundesliga-Aufstieg 2010. Bei der 15. Auflage des Derby-Klassikers am Sonntag um 18 Uhr in Bamberg gibt es aber immerhin ein paar Argumente für den einen oder anderen Zweifel daran, dass der Deutsche Meister gegen das Medi-Team grundsätzlich vollkommen unanfechtbar bleiben muss.

 
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Am offensichtlichsten ist natürlich das Tabellenbild, denn nie zuvor waren sich die oberfränkischen Nachbarn dort auch nur annähernd so nahe: Während die Bayreuther ihren sensationellen vierten Platz längst so untermauert haben, dass er als konkretes Saisonziel taugt, wurde der Mythos der Bamberger Unbesiegbarkeit in letzter Zeit ein wenig erschüttert. Einer 59:67-Niederlage in München folgte gegen Spitzenreiter Ulm mit 79:84 die erste BBL-Heimniederlage seit dem 12. April 2015 (70:72 gegen Oldenburg), und auch der letzte 71:70-Sieg bei der BG Göttingen strahlte nicht die gewohnte Souveränität aus.

Platz zwei für Bamberg in Gefahr

Den Heimvorteil in einer möglichen Neuauflage des letztjährigen Playoff-Finales gegen Ulm muss der Titelverteidiger somit wohl schon jetzt abschreiben. Sogar der zweite Platz und damit der Heimvorteil im wahrscheinlichen Halbfinale gegen Bayern München erscheint bei der gleichen Zahl an Verlustpunkten gefährdet. Allerdings haben die Bamberger trotz der kürzlichen Niederlage in München den direkten Gesamtvergleich gewonnen (Hinspiel: 90:59!). Außerdem wirkt ihr Restprogramm ein wenig einfacher als das des FC Bayern, der am Samstag in Ulm antreten muss und am 29. April in Bayreuth zu Gast ist.

Einen Hinweis auf eine ernst zu nehmende Außenseiterchance der Bayreuther hat auch der erste direkte Vergleich in dieser Saison geliefert: Eine Sekunde vor Schluss lag das Medi-Team noch in Führung, ehe Janis Strelnieks mit einem unglaublichen Dreier zum 83:82 für Bamberg traf. Zwar gab es noch zwei (umstrittene) Freiwürfe für Bayreuth, aber Bastian Doreth verwandelte nur einen davon, und die damit fällige Verlängerung ging mit 5:9 Punkten verloren. Vier Wochen später schienen die Bamberger allerdings ihre Lehren aus diesem drohenden Fehltritt gezogen zu haben. Im Pokalwettbewerb siegten sie in Bayreuth überlegen mit 75:52, wobei ihre 44:19-Führung bei Halbzeit sogar an den gelegentlichen Klassenunterschied früherer Jahre erinnerte.

"Bamberger sind voll da, wenn es darauf ankommt"

„Das hat auch viel mit Bamberg zu tun, nicht nur mit uns“, erklärt Medi-Trainer Raoul Korner diese sehr unterschiedlichen Ergebnisse. „Es gehört zu den Qualitäten der Bamberger, dass sie immer voll da sind, wenn es richtig drauf ankommt. Das war eben im K.-o.-Spiel auf dem Weg zum Pokalsieg der Fall.“ Im ersten Duell habe der Favorit dagegen sein Team vielleicht noch ein wenig unterschätzt. „Diesen Bonus haben wir inzwischen aber sicher verwirkt“, sagt Korner schmunzelnd.

Auch von der Zusatzbelastung des Favoriten durch sein gestriges letztes Spiel in der Euroleague verspricht sich der Medi-Coach keinen so großen Effekt wie noch vor einigen Wochen: „Da geht es praktisch nur noch ums Auslaufen.“ Aber irgendwelche erleichternden Umstände wünscht er sich auch gar nicht: „Wir wollen doch sehen, wie wir im Vergleich mit der besten Mannschaft der Liga tatsächlich dastehen. Das ist eine hochinteressante Herausforderung und ein wichtiger Test für die heiße Playoff-Phase.“

"Ganz falsch wäre es, ängstlich aufzutreten"

Über taktische Voraussetzungen dafür oder Detailfragen der Bamberger Aufstellung müsse man dabei nicht lange diskutieren: „Wir werden ganz einfach unseren besten Basketball spielen müssen, um dort zu bestehen, denn von Bamberg wird jeder Fehler doppelt und dreifach bestraft.“ Die Grundvoraussetzung dafür sieht Korner darin, mutig an die große Aufgabe heranzugehen: „Ganz falsch wäre es, ängstlich aufzutreten.“ Umso wichtiger sei es, dass die zuletzt gegen Vechta (96:71) angeschlagenen Akteure wieder voll belastbar sind: „Manches ist noch etwas wacklig, aber immerhin sind alle im Training dabei.“

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