Medizinischer Sachverstand zählt
Auch Ulrike Lex sieht kein Problem darin, am Med-Center zu arbeiten und die Interessen der Stadt am Klinikum zu vertreten: "Das Klinikum war mein Ausbilder, dem fühle ich mich verpflichtet. Es nach vorn zu bringen - dafür sind wir da", sagt die Ärztin. Zudem sei es gut, wenn im Gremium Menschen mit medizinschem Sachverstand sitzen.
Das sagt der CSU-Fraktionschef
"Wir gehen da schlichtweg nach fachlicher Qualifikation", erläutert CSU-Fraktionschef Stefan Specht, die Entscheidung, die beiden Ärzte als Verbandsräte zu stellen. Gerade Wagner als ehemaliger Chefarzt "kennt die Belange am Klinikum im Grunde wie kein Zweiter". Specht sieht in der Doppelfunktion sogar einen Vorteil: Wenn es mit den niedergelassenen Ärzten und dem Med-Center einen guten Kontakt pflege, "wird auch für das Klinikum ein Schuh draus." Und alle Verbands- und Aufsichtsräte seien professionell genug, um die Interessen des Klinikums in den Vordergrund zu stellen. Wagner und Lex seien "über jeden Zweifel erhaben."
Merk-Erbe: "Unschädlich"
Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe ist Vorsitzende des Aufsichtsrats des Klinikums. "Das Rechtsamt der Stadt Bayreuth hat den Vorgang im Einvernehmen mit dem Rechtsreferenten geprüft mit dem Ergebnis, dass eine Tätigkeit im Med-Center per se gesellschaftsrechtlich und im Hinblick auf die bestehende GmbH-Satzung unschädlich ist", lautet ihre Antwort auf eine Anfrage des Kurier. "Die Mitglieder des Aufsichtsrates und der Zweckverbandsversammlung sind gehalten, zum Wohle der Klinikum Bayreuth GmbH zu wirken", schreibt sie.
Klinikum hat kein Mitspracherecht
Exakt den gleichen Wortlaut hat auch die Stellungnahme von Frank Schmälzle, Pressesprecher des Klinikums, auf die Frage nach einem möglichen Interessenskonflikt. Die Stellungnahme zu möglichen Interessenskonflikten fällt dünn aus: "Die Klinikum Bayreuth GmbH hat gemäß ihres Gesellschaftsvertrages kein Mitsprache- oder Mitgestaltungsrecht bei der Zusammensetzung des Aufsichtsrates."
Die Gremien am Klinikum
Das Klinikum hat zwei Gremien: den Aufsichtsrat, der die Aufgabe hat, die Geschäftsführung zu kontrollieren, und den Zweckverband, der die Versammlung der Eigentümer darstellt, also Landkreis und Stadt Bayreuth. Die großen Fraktionen in Stadtrat und Kreistag entsenden Mitglieder in die beiden Gremien.
Der Aufsichtsrat hat die Aufgabe, Rechtmäßigkeit, Ordnungsmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsführung zu überwachen. Aufsichtsratsvorsitzende ist Bayreuths Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, ihr Stellvertreter ist Landrat Hermann Hübner. Weitere Mitglieder sind Prof. Werner Grüninger, Dr. Beate Kuhn, Dr. Ingo Rausch, Prof. Walter Wagner, Günter Dörfler, Luise Goldfuß, Karl Lothes, Edmund Pirkelmann und der Ärztliche Direktor des Klinikums Prof. Thomas Rupprecht.
Die Verbandsversammlung ist die Eigentümerversammlung. Vorsitzender ist Landrat Hermann Hübner, stellvertretende Vorsitzende Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Die Stadt stellt folgende Verbandsräte: Walter Wagner, Ulrike Lex, Elisabeth Zagel, Ingo Rausch, Werner Grüninger, Beate Kuhn, Christine Düreth-Trat, Norbert Aas und Wolfgang Gruber. Der Landkreis entsendet Günter Dörfler, Karl Lothes, Edmund Pirkelmann, Luise Goldfuß, Christa Reinert-Heinz, Lieselotte Weigel, Anette Kramme, Matthias Brendel und Manfred Neumeister.
Das Med-Center
Das Med-Center ist eine Privatklinik mit Standorten in Bayreuth, Pegnitz, Hof und Kemnath. Nach eigenen Angaben betreut es 60.000 Patienten pro Jahr, von denen mehr als 5000 operiert werden. Schwerpunkte sind Schulter und Knie, Fuß und Sprunggelenk sowie Bauchwandbrüchen. Wenn eine ambulante Behandlung nicht ausreicht, kooperiert das Med-Center mit dem Krankenhaus in Kemnath. Betreiber ist die MVZ Bayreuth GbR, deren Gesellschafter sind Dr. Wolfgang Gruber, Dr. Anette-Christine Benz, Jürgen Schick und Reiner Rückl.