Mathe und Deutsch oft mangelhaft

Von Astrid Löffler
Solche Auszubildende wie Dominik Salosnig wünschen sich die Auerbacher Betriebe. Der angehende Rolladen- und Sonnenschutzmechatroniker im zweiten Lehrjahr erfüllt problemlos die Anforderungen von Heim & Haus.⋌ ⋌Foto: Klaus Trenz Foto: red

Schlechte Noten stellen etwa 11 000 Unternehmen ihren Auszubildenden in einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) aus. Mehr als die Hälfte der Ausbildungsbetriebe (54 Prozent) beklagt darin mangelnde Deutschkenntnisse, 47 Prozent klagen über miese Rechenfertigkeiten der jungen Leute. Wie stellt sich die Lehrlingssituation für Auerbacher Firmen dar?

 
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Josef Diertl, Heim & Haus: „Im gewerblichen Bereich haben wir jährlich immer nur drei bis vier Bewerber und von denen sind einige nicht ausbildungsreif“, sagt Josef Diertl, der beim Rolladen- und Sonnenschutzexperten Heim & Haus in Auerbach für die Lehrlinge im Handwerk zuständig ist. Zum Teil sehe er die fehlende Ausbildungsreife schon am schlechten Zeugnis, manchmal erst im Vorstellungsgespräch, etwa wenn Bewerber die Schuld an ihren miesen Zäsuren allein den Eltern oder Lehrern zuschöben.

Unternehmen bieten Nachhilfe an

Dennoch sei es in der Vergangenheit gelungen, die offenen Lehrstellen zu besetzen und von den 15 Lehrlingen, die bei Diertl in den vergangenen acht Jahren angefangen haben, hätten bis auf zwei alle ihren Abschluss als Rolladen- und Sonnenschutzmechatroniker beziehungsweise Industriemechaniker Instandsetzung gemacht – manche sogar als Kammer-, Landes- oder Bundessieger.

Vor allem was das Verständnis physikalischer Gesetzmäßigkeiten und die Rechenfertigkeiten anbelangt, werde von den jungen Leuten in diesen Berufen viel verlangt, sagt der Industriemeister. Laut der DIHK-Erhebung bieten inzwischen 40 Prozent der befragten Unternehmen selbst Nachhilfe an, so auch Diertl. „Das machen wir nach Bedarf, unter anderem im Technischen Zeichnen, damit es schneller von der Hand geht und sauberer ist.“ Allerdings könne diese Unterstützung nur ein Anschub sein. „Die Lehrlinge müssen auch zu Hause lernen“, betont der Ausbilder.

Bernhard Danzer, Regens Wagner: „Bislang ist es uns immer gelungen, die anvisierten Plätze zu besetzen“, berichtet Bernhard Danzer, der bei Regens Wagner in Michelfeld die angehenden Heilerziehungspfleger begleitet. Durchschnittlich zehn bis 15 Schüler machen in der kirchlichen Einrichtung in der Oberpfalz eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger oder -pflegehelfer, in der sie lernen, wie sie Menschen mit Behinderung unterstützen und fördern können.„Viele, die mit uns Kontakt aufnehmen, haben uns übers Internet, über Schulbesuche oder Ausbildungsmessen kennengelernt“, stellt Danzer fest. „Wir finden unsere Auszubildenden weniger aufgrund von Hochglanzbroschüren als durch persönliche Kontakte und Erfahrungen.“

Schnupperpraktika

Zu diesem Zweck bietet Regens Wagner auch Schnupperpraktika an, in denen man den Alltag in einer Förder- oder Wohngruppe miterleben kann. In der Heilerziehungspflege sei neben Einfühlungsvermögen und psychischer Stabilität ein gutes Ausdrucksvermögen nötig, sagt der Wohnbereichsleiter. Und da merke er schon, dass es die Auszubildenden seit etwa sechs bis sieben Jahren mit der Rechtschreibung und Grammatik nicht mehr so genau nähmen. Gleichzeitig seien die Anforderungen im Berichtswesen und der Dokumentation in der vergangenen Dekade deutlich gestiegen. Viele Auszubildende hätten tolle Ideen, etwa für Freizeitangebote, aber wenn sie eine Art Drehbuch dafür schreiben müssten, wie in der Berufsschule gefordert, falle ihnen das oft sehr schwer.

Deshalb würden die angehenden Heilerziehungspfleger bei Regens Wagner in Michelfeld schon während des bis zu zweijährigen Pflichtpraktikums, das vor der Ausbildung vorgeschrieben ist, umfassend betreut. „Damit der Schock von der Arbeit zur Schule nicht so groß ist“, erklärt Danzer. „Wir trainieren das Ausdrucksvermögen, lernen die Fachsprache, die verwandt wird, und wie man beispielsweise die Entwicklung eines Bewohners neutral beschreibt – ohne etwas hineinzuinterpretieren.

Christopher Pfab, Zurich Versicherung: „Einmaleins: Fehlanzeige“ – Christopher Pfab, Juniorchef der Zurich Bezirksdirektion in Auerbach, wäre froh, wenn er qualifizierte Bewerber als angehende Kaufleute für Versicherung und Finanzen finden würde. Dass schwer ist, liege auch an den hohen Anforderungen der Versicherungsgesellschaft.

„Die Zurich will die Elite haben“, berichtet Pfab. „Von unseren letzten acht Praktikanten hätte gerade mal einer den Online-Test bestanden.“ Allerdings lassen die Mathekenntnisse der jungen Leute oft schon sehr zu wünschen übrig. „Häufig hapert es schon am Einmaleins oder an einfachen Kopfrechenaufgaben“, so der Juniorchef. Das Auftreten der Praktikanten und ihre soziale Kompetenz sei dagegen tadellos.