Martin Sonneborn: Faul in Brüssel

Von Martina Bay
Martin Sonneborn auf dem Leselust-Festival im Zentrum. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Stinkfaul, aber lustig. Martin Sonneborn, Satiriker, Parteigründer, Europaabgeordneter und ehemaliger Chefredakteur der "Titanic" erzählte auf dem Leselust-Festival von seinem Leben als Politiker in Brüssel. Viel zu tun hat er dort nicht, aber manchen Abgeordneten treibt er dort zur Weißglut.

 
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Martin Sonneborn, Vorsitzender von Die Partei, sitzt seit 2014 als Abgeordneter im Europäischen Parlament. Seine Gesellschaft ist illuster. Links von ihm einer von der FPÖ, rechts einer von der AfD und hinter ihm NPD-Mann Udo Voigt. Den hätte er am liebsten vor sich sitzen gehabt. "Dann hätte ich den Voigt mit Busfahrscheinen abgeschossen." Die Arbeit in Brüssel scheint dem 50-Jährigen Spaß zu machen: "Es ist ein sehr guter Beruf. Man bekommt sehr, sehr viel Geld und muss sehr, sehr wenig arbeiten." Zum Beweis zeigt er ein Video, in dem er einen leeren Aktenordner von einem Büro in ein anderes Büro bringt. So kennt man Sonneborn seit Jahren.

Die Hinterwäldler aus Dings

Auf dem Leselust-Festival in Bayreuth liest Sonneborn aus keinem Buch. Braucht es aber auch nicht. Seine Anekdoten aus Brüssel und das Wahlprogramm seiner Partei sind unterhaltsam genug. Auch das Publikum kriegt sein Fett weg, wenn er sie als "Hinterwäldler" aus "Dings" anredet, die "morgen früh auf die Felder müssen". Und sollten Studenten Fragen haben, dann mögen sie ihn doch bitte mit "Magister" ansprechen. Sonneborn zeigt Videos, als er noch für die "Heute-Show" arbeitete und einen Pharmalobbyisten entlarvte, der dem Zuschauer sagt, dass billige Arzneimittel aus China eigentlich auch nicht viel schlechter seien als die teuren aus Deutschland.

Wirklich Überraschendes hat er nicht mehr im Gepäck, aber das Bewährte hat sich eben bewährt. Mancher Gag ist dann auch überstrapaziert, etwa der mit der ständigen Anspielung auf die Hinterwäldlerschaft seiner Bayreuther Zuhörer.

Schröder-Regime stürzen, Aufbau der Mauer

Die Partei, die noch den Zusatz Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative trägt, gründete Sonneborn mit Redakteuren der Satire-Zeitschrift "Titanic", deren Chefredakteur er war. Er habe die Partei gegründet, weil er das Schröder-Regime stürzen wolle. Und den Aufbau der Mauer fordert seine Partei auch. Im Wahlprogramm fordert Die Partei die Einführung einer Faulenquote, die Abschaffung der Sommerzeit bei gleichzeitiger Weiterführung der Winterzeit und ein Schulsystem, in dem es nach der fünften Klasse das Abitur gibt.

Der atmende Haushalt

In einer Wahlsendung fragte eine Moderatorin Sonneborn nach dem "atmenden" Haushalt im Wahlprogramm von Der Partei. Nur, Sonneborn hatte das Wahlprogramm nicht gelesen und hatte keine Ahnung, was das heißen soll. Nach mehreren Nachfragen stellte sich heraus, dass man es einfach bei den Grünen abgeschrieben habe.

Am meisten hat Sonneborn jedoch Spaß, wenn er Politiker in Brüssel ärgern kann. Von EU-Kommissar Günther Oettinger wollte er seine Frage auf Englisch beantwortet haben und den CSU-Politiker Elmar Brok fotografierte er schlafend auf einem Podium und postete dieses Foto in den Sozialen Netzwerken.

Das Publikum durfte nach der Pause Fragen stellen und eine Studentin möchte wissen, welche Frage er einem afrikanischen Diktator stellen würde. Sonneborns Antwort: "Wie haben Sie es geschafft, so braun zu werden?" Das kann man lustig finden, oder auch nicht.

Und hier entert Sonneborn die SPD:

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