Martin Pos: Cybex statt Olympiasieger

Von Roland Töpfer
Dreht bei Cybex und der Muttergesellschaft Goodbaby das große Rad: Martin Pos. Foto: Roland Töpfer Foto: red

Er wollte Olympiasieger werden, dann wurde er Unternehmer. 2005 gründete er Cybex, 2014 verkaufte er die Bayreuther Firma an den chinesischen Marktführer Goodbaby (Kunshan). Seit Januar ist Martin Pos Vorstandschef von Goodbaby International (Autokindersitze, Buggys, Betten, Laufställe, Baby- und Kinderausstattung). Ein Konzern mit über 12.000 Beschäftigten und über 700 Millionen Euro Umsatz. Wer ist dieser Martin Pos eigentlich?

 
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In seinem Leben war immer viel Bewegung. Sehr viel. Pos wurde in Prag geboren, wanderte mit der Familie 1980, mit zehn Jahren, nach Österreich aus, war plötzlich ein Flüchtling geworden. Und machte auch schlimme Erfahrungen: „Die spucken auf dich. Du bist nichts wert. Kinder sind sehr ehrlich.“

Streben nach Unabhängigkeit

Der kleine Martin spürt, wie unfair das Leben sein kann. „Das hat in mir das Streben nach Unabhängigkeit geweckt.“ Heute, als Chef eines multinationalen Unternehmens, will Pos Menschen mit Respekt begegnen. „Jeder Mensch ist grundsätzlich wertvoll.“ Als Unternehmer sei man verpflichtet, die richtige Position für das Talent des Menschen zu finden.

Ins kalte Wasser gesprungen

Martin Pos wächst in Österreich auf, macht Mittlere Reife. „Ich habe nicht studiert, bin nicht akademisch gebildet. Ich bin vom Leben gebildet.“ Er arbeitet für eine österreichische Kinderartikelfirma, hätte eigentlich viel lieber Sportsachen verkauft. 1993 geht Pos nach Deutschland, zum Kindersitzhersteller Concord in Stadtsteinach. Er bleibt zehn Jahre, wird Geschäftsführer. 2003 macht er sich selbständig, 2005 gründet er Cybex. „Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen.“ Pos ist notorischer Optimist. „Ich hab‘ nie gelitten, ich hab‘ nie Probleme.“ Nie Probleme? „Das ist Kopfsache.“

Im Olympiakader als Stabhochspringer

Als Kind war er hyperaktiv, extrem neugierig. In der zweiten Klasse schrieb ihm sein Lehrer ins Zeugnis, er habe eine viel zu stark ausgeprägte Phantasie und Konzentrationsstörungen. Als junger Mann packte Pos dann seine ganze Energie in den Sport. Zehnkampf und Stabhochsprung. Er rückte in den österreichischen Olympiakader der Stabhochspringer auf. „Ich wollte Olympiasieger werden.“ Eine schwere Handgelenksverletzung machte dem Traum ein Ende.

Wirtschaft als Leistungssport

Dann eben Business. Für Pos ist Wirtschaft Leistungssport, die Firma ist für ihn die Arena. Als Arbeit empfindet er, der ständig zwischen China, Europa und Amerika pendelt, wo Goodbaby den US- Hersteller Evenflo übernommen hat, das Ganze nicht. „Ich arbeite nicht, ich lebe.“ Freie Zeit? Immer. „Es zwingt mich ja keiner, das zu tun, was ich tue.“

Globales Niveau als Ziel

Die Goodbaby-Gruppe wird von den beiden Firmengründern Pos als Vorstandschef und Song Zhenghuan, mittlerweile Ende 60, als Chairman, als aktiver Beirat, geführt. Ihr Ziel: Alle drei Marken in Europa, Asien und Amerika anbieten, die Gruppe auf ein globales Niveau hieven. Cybex dominiert bereits in Europa, Goodbaby hat über 50 Prozent Marktanteil in China, Evenflo ist stark in Amerika.

Gut fürs Geschäft: Nach Ende der Ein-Kind-Ehe in China steht das Land vor einem Baby-Boom, sagt Pos.

Mehr als ein Geschäftspartner

Song Zhenghuan ist für Pos mehr als ein Geschäftspartner. „Er ist mein inspirativer Vater, mein Mentor.“ Das Besondere sei eben, dass sich hier zwei Firmengründer zusammengetan hätten, um ein interkulturelles Unternehmen zu schaffen. Auf einer Messe in Köln haben sie sich vor zehn Jahren kennengelernt, dann wieder in den USA getroffen. Es folgte eine Einladung nach China. Goodbaby half Cybex als Zulieferer, eine stabile Beziehung entstand. Einige Jahre später dann die Übernahme.

2017 wieder angreifen

Die Zukäufe Cybex und Evenflo haben die Gesamtverschuldung von Goodbaby International von gut 52 Millionen Euro im Jahr 2013 auf 263 Millionen 2014 erhöht. Über 70 Millionen davon entfielen auf Cybex. Das Ergebnis sank 2014 bei einem Umsatz von 715 Millionen um 46 Prozent auf 12,3 Millionen Euro. Nach den beiden strategischen Übernahmen wird 2016 konsolidiert. „Ab 2017 wird wieder angegriffen“, sagt Pos. Dass China von einer großen Krise nach unten gedrückt werden könnte, glaubt Pos nicht. „Ich mach‘ mir um China überhaupt keine Sorgen.“

Sorgen sind sowieso nicht sein Ding. Hat er eigentlich auch mal Angst? „Ich hab‘ vor nichts Angst, nur vor der Zeit. Unsere Uhr läuft ab. Irgendwann ist es vorbei.“

Nächste Folge mit Frank Görl, Hollfelder Unternehmer (Sungörl) und Aufsichtsratschef der VR-Bank Bayreuth.

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