Marhaba: Wie Kulmbach Brücken schlägt

Von Sonny Adam
Spätestens am Buffet war die Völkerverständigung perfekt. Davon überzeugte sich Richard Popp, Unesco-Koordinator der Schule (Zweiter von rechts). Foto: Sonny Adam Foto: red

Die interkulturelle Woche in Kulmbach ist eröffnet. Gestaltet wurde der Auftakt von Schülern mit Migrationshintergrund im beruflichen Schulzentrum in Kulmbach.

 
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„Marhaba, Marhaba“: Mit diesem Gruß auf Arabisch empfing eine Gruppe von Geflüchteten ihre Gäste im beruflichen Schulzentrum. Immerhin schon mal in einer Sprache, die viele Geflüchtete verstehen. Doch was ist mit denen, die aus Afghanistan, aus Eritrea oder Äthiopien stammen? Dort begrüßt man sich schon wieder anders. Mit „Salam“, oder mit „Kiefak“, was in etwa heißt: Wie geht’s? Die Geflüchteten erklärten geduldig. Ihre Gäste sprachen nach – und verstanden plötzlich, wie sich Flüchtlinge fühlen müssen, wenn sie mit für sie völlig neuen, unverständlichen Worten konfrontiert werden.

Mahmoud Rashdar weilt derzeit in Kulmbach und versucht, sein Deutsch zu verbessern. Zum Auftakt der interkulturellen Woche stellte er ein Theaterprojekt aus dem Libanon vor, das bereits ausgezeichnet wurde. „Das Projekt hat sich mit Integration und mit dem Zusammenleben befasst. Und ich würde so gerne in die USA reisen, um den Preis für das Projekt persönlich entgegenzunehmen“, erzählte er. „Aber ich bin Flüchtling, ich kann nicht in die USA einreisen.“

Plastik sammeln auf der Straße

Auch Ahmad Bayani berichtete aus seiner Heimat. Bayani kommt aus Afghanistan. Er zeigte Bilder, von eleganten Autos, von Häusern der Reichen. Ja, die gebe es: reiche Menschen in Afghanistan, sagt er. „Aber es gibt auch große Armut in Afghanistan.“ Viele Familien sind durch den Krieg zerbrochen. Mütter und Kinder stehen alleine da, wissen nicht, wie sie überleben sollen. „Kinder sammeln auf der Straße Plastik und Metall und bekommen dafür oft nur fünfzig Cent oder einen Euro am Tag – das ist sehr wenig“, sagte Bayani.

Erzählungen wie diese machen klar, wie wichtig es ist, die Verschiedenartigkeit der Kulturen zu erkennen und zu erleben. „Es gibt viele Menschen, die kommen mit fremden Menschen nicht zurecht. Das zeigt das aktuelle Wahlergebnis“, sagte Werner Feulner, stellvertretender Leiter des beruflichen Schulzentrums. „Die Vielfalt zu erleben, das geht nur im Miteinander. Mein Wunsch ist es, einen Beitrag zur Verständigung zu leisten“, sagte Feulner.

Austausch mit Bursa

Landrat Klaus Peter Söllner betonte die Bedeutung des interkulturellen Austausches. „Wir müssen versuchen, immer wieder neue Brücken zu bauen. Wir müssen alles tun, um die Menschen, die zu uns gekommen sind, zu integrieren“, sagte Söllner.

Die Anwesenden mühten sich schon mal nach Kräften. Ofeliya Guliyeva spielte am Klavier selbst komponierte Stücke, Schüler präsentierten Eindrücke vom Euro-Arabischen Dialog und vom Schüleraustausch mit Frankreich. Christof Pöhlmann vom beruflichen Schulzentrum in Kulmbach erzählte vom Praktikantenaustausch mit der türkischen Stadt Bursa. „Wenn wir nach Bursa fahren, geben uns die Leute dort das Beste, was sie geben können: Gastfreundschaft“, sagte Pöhlmann. Auch die Schüler setzten sich in Umfragen und Interviews mit dem Thema Integration und Asyl auseinander. Und auch Integration funktioniert – fürs erste – durch den Magen: Am Buffet und beim gemeinsamen Mahl verstanden sich die Nationalitäten hervorragend.

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