Mammuts, Schädel und das Funkloch

Von Andrea Pauly

Mammuts und versteinerte Tintenfische, eine Krone für Kinder und ein Kettenhemd, Speerspitzen und Trachten: Im Fränkische-Schweiz-Museum Tüchersfeld (FSM) ist die Geschichte der Region in vielen einzelnen Ausstellungsstücken nachzuverfolgen. Noch in diesem Jahr steht eine Modernisierung an. Doch die reicht nicht, sagt der Pädagogische Leiter Jens Kraus: Er sieht die Gefahr, dass das Museum technisch abgehängt werden könnte.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die geplante Erneuerung

Die Geologie-Abteilung direkt hinter dem Eingang des Museums ist nicht mehr zeitgemäß und entspricht nach Angaben des Zweckverbands Fränkische-Schweiz-Museum nicht mehr den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und pädagogischen Anforderungen. Die Ausstellung wird deshalb für 145.500 Euro modernisiert. Davon macht knapp die Hälfte der Kosten ein dreidimensionales Wandmodell für knapp 71.000 Euro aus, 23.000 Euro fallen für neue Vitrinen an, jeweils etwa 10.000 Euro für das Diorama eines Malmriffs und Expertenhonorare und eine Spezialvitrine für Mikrofossilien. Weitere Ausgaben kommen für Ausstattung und Beleuchtung hinzu.

Aus dem Leader-Förderprogramm erwartet das FSM knapp 102.000 Euro Zuschuss, die Oberfrankenstiftung trägt knapp 30.000 Euro. Die letzten zehn Prozent der Kosten teilen sich der Zweckverband und die beteiligten Landkreise Bayreuth, Bamberg und Forchheim. Die Arbeiten sollen beginnen, sobald die Saison beendet ist. Rechtzeitig zu den Osterferien 2017 muss der Umbau laut Landrat Hermann Hübner abgeschlossen sein. Museumsleiter Rainer Hofmann sagt, es sei alles bereit für den Umbau.

Die neuen Exponate

Museumsleiter Hoffmann stellte der Verbandsversammlung die wichtigsten neuen Exponate des Regionalmuseums vor, darunter ein versteinerter Tintenfisch aus dem Unter-Toarcium - dem Zeitraum vor etwa 180 Millionen Jahren, eine Kommunionskrone aus dem Jahr 1943, zwei Aquarellskizzen des Künstlers Wolfgang Broghammer aus dem Raum Ebermannstadt, eine Schablone und zwei Applikationen für die Verzierung von Särgen, die Mütze eines Gemeindedieners aus Nankendorf sowie Tagebücher, Bastelarbeiten und Dokumente von Hamburger Kindern aus der Kinderlandverschickung, von Zwangsarbeitern und Flüchtlingen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Die Probleme

In Tüchersfeld gibt es nach wie vor kein Funknetz. Das sorgt nicht nur für Probleme bei Rettungsrufen, auch das Museum hat dadurch Nachteile. Angebote wie multimediale Führungen oder Objektbeschreibungen, die über Smartphones nutzbar wären, kämen für das Museum nicht in Frage, sagt der Pädagogische Leiter Jens Kraus. Zudem würden sich immer wieder Schulklassen auf dem Weg zum Museum im Wald verlaufen und könnten ihre Telefone nicht nutzen, um Hilfe zu holen. Wenigstens der geplante Anschluss ans Breitbandinternet gebe Anlass zur Hoffnung. Kritik gab es auch an der Beschilderung: "Das Fränkische-Schweiz-Museum findet man nur, wenn man schon in Tüchersfeld ist", kritisierte Museumsleiter Rainer Hoffmann. Andere touristische Ziele in der Region seien deutlich besser ausgeschildert.

Die Besucherzahlen

Nach Angaben von Landrat Hermann Hübner sind im vergangenen Jahr rund 15.000 Besucher im Fränkische-Schweiz-Museum gewesen. "Davon sind 3500 über die Veranstaltungen und Sonderausstellungen ins Museum gekommen. Das zeigt: Das ist ein wichtiger Teil." Das Museum habe gerade bei schlechtem Wetter einen sehr hohen Stellenwert als Ziel in der Region. Grundsätzlich wertete Hübner die aktuellen Zahlen positiv. "Wir wissen, dass es vor zehn, zwölf Jahren über 20.000 waren, aber wir hatten auch schon 13.000. Beim Blick auf die anderen Museen sehen wir, dass die das gleiche Problem haben." Hübner bezeichnete das FSM als "Herzkammer" der Region. "Es stellt nicht nur alten Krempel aus, wie manche Kritiker sagen, sondern es lebt." Sehr gut angekommen sei die Sonderausstellung zum Thema Kriegsende, zu denen viele Großeltern mit ihren Enkeln in das Museum gekommen seien. Die aktuelle Sonderausstellung "Als das Mammut zu schwitzen begann" ziehe hingegen besonders viele Familien an.

Eintrittspreise für Jugendliche?

Rainer Polster vom Fränkische-Schweiz-Verein bemängelte eine Unlogik in der Preisgestaltung: Wenn Schüler als Klasse das Museum besuchen, müssen sie einen Eintritt von einem Euro zahlen. Sonst ist der Zugang für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre kostenlos. Von Kindern einen Eintritt zu verlangen, lehnte Landrat Hermann Hübner kategorisch ab. Auch der Pädagogische Leiter Kraus riet dringend davon ab: "An dieser Stellschraube würde ich auf keinen Fall drehen." Von Jugendlichen ab 14 Jahren einen kleinen Beitrag zu fordern, darüber werde man reden, sagte Hübner.

Bilder