Mammutaufgabe für Medi-Team

Von Dino Reisner
Ein Schlüsselfaktor zum 81:76-Sieg im Hinspiel war De’Mon Brooks (links). Mit 15 Punkten – bei 100-prozentiger Trefferquote – und sieben Rebounds stellte der US-Amerikaner (hier im Duell gegen Josh Adams) einmal mehr seine Vielseitigkeit unter Beweis. Foto: Peter Kolb Foto: red

Mit einem Vorsprung von fünf Punkten im Gepäck machte sich der Tross von Medi Bayreuth am Montagmittag vom Frankfurter Flughafen auf den Weg nach Istanbul. Durch den eindrucksvollen 81:76-Heimerfolg im ersten Aufeinandertreffen des Champions-League-Achtelfinales hat sich die Mannschaft von Trainer Raoul Korner eine aussichtsreiche Ausgangsposition für das Rückspiel am heutigen Dienstag (18 Uhr) beim türkischen Vizemeister Besiktas Istanbul geschaffen.

 
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Der Sieger in der Addition der beiden Ergebnisse trifft im Viertelfinale aller Voraussicht nach auf die Riesen Ludwigsburg, die das innerdeutsche Achtelfinal-Hinspiel bei den Baskets Oldenburg deutlich mit 88:63 für sich entschieden hatten. Sollte Besiktas heute mit fünf Punkten Differenz gewinnen, würde die Partie in jedem Fall die Verlängerung gehen (eine Auswärtspunkt-Regelung analog zu den internationalen Fußball-Wettbewerben gibt es im Basketball nicht).

„Wir sind uns alle bewusst, dass uns eine echte Mammutaufgabe erwartet. Wir werden alles aufs Spielfeld werfen müssen, was wir zur Verfügung haben“, beschrieb Medi-Coach Korner vor dem Abflug die Ausgangslage. Der Österreicher stellte jedoch auch klar: „Wir reisen mit dem Anspruch nach Istanbul, das Spiel zu gewinnen – und nicht, um eine knappe Niederlage in Kauf zu nehmen.“

Große Gefahr durch Dreierspezialist Diebler

Die Bayreuther dürften heute auf einen anders auftretenden Gegner treffen als vor einer Woche im Hinspiel, als die Türken zunächst bei der Anreise vom Wintereinbruch und tags darauf auf dem Parkett von der Wucht des Medi-Teams überrascht wurden. Dies kündigte Besiktas-Coach Ufuk Sarica – in Personalunion auch türkischer Nationaltrainer – schon unmittelbar nach der Partie an: „Wir sehen uns noch einmal in Istanbul und dort wird alles anders sein.“

Dafür wird schon die Atmosphäre in der BJK Akatlar Arena, einem 3200 Zuschauer fassenden schmucken Neubau aus dem Jahr 2004 sorgen. Auch wenn die Halle bei den Champions-League-Vorrundenspielen weit davon entfernt war, ausverkauft zu sein, erwiesen sich die Türken mit einer Bilanz von 6:1 Siegen als äußerst heimstark. Lediglich Sidigas Avellino gelang gleich am ersten Spieltag im Oktober ein Auswärtserfolg. „Ich weiß, nicht, ob die Halle voll werden wird. Aber sie wird sicher sehr laut werden“, sagt Raoul Korner.

Auf dem Feld wird Dreierspezialist Jon Diebler, der im Hinspiel kurzfristig krankheitsbedingt ausfiel, dem Spiel von Besiktas eine neue Dimension verleihen. Der US-Amerikaner ist mit 12,1 Punkten im Schnitt drittbester Scorer und mit 2,9 Dreiern pro Partie der stärkste Distanzschütze des heutigen Gegners. Seine Trefferquote von jenseits der 6,75-Meter-Linie ist mit 59,7 Prozent sogar die beste aller Spieler in der Champions League. „Mit ihm wird Besiktas vielseitiger auftreten“, erwartet Korner. „Es ist nicht nur so, dass wir massiv auf Diebler selbst aufpassen müssen: Er wird das Feld insgesamt breiter machen und Platz für seine Mitspieler schaffen.“

Der Medi-Coach geht sogar davon aus, dass eine noch bessere Leistung nötig sein wird als bei der schon imponierenden Vorstellung im Hinspiel: „In der Defensive, insbesondere beim Pick-and-roll, und in der Offensive beim Pressing gibt es schon noch Raum nach oben. Das sind ein paar Dinge, die man besser machen kann, und die wir auch besser machen müssen, um in Istanbul bestehen zu können.“

Als Vorteil für seine Mannschaft könnte sich die – trotz der Reisestrapazen – längere Vorbereitungszeit auf die heutige Partie erweisen. Während Medi am Freitag in der Bundesliga nach einer abgeklärten Vorstellung einen ungefährdeten 84:62-Erfolg gegen die Löwen Braunschweig einfuhr, musste Besiktas in der nationalen Liga noch am Sonntagnachmittag ran. Im Istanbuler Stadtderby bei Eurocup-Halbfinalist Darussafaka unterlag die Mannschaft von Trainer Sarica 67:74. Bester Korbschütze war D.J. Strawberry mit 23 Punkten, Earl Clark gelang ein Double Double mit 15 Zählern und zehn Rebounds.

INFO:

Der Einzug ins Viertelfinale hätte historische Dimensionen. Dies wäre der größte internationale Erfolg einer Bayreuther Mannschaft seit 29 Jahren, als Steiner Bayreuth in der Saison 1988/89 im Europapokal der Pokalsieger ebenfalls in die Runde der letzten acht vorgedrungen war.

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