Die Filmregion Ostoberfranken betreut das Projekt und hilft bei der Komparsensuche. Für den Dreh in Mainleus am 23. und 26. März sucht der Filmbeauftragte „sehr dünne und magere Frauen, möglichst nicht blond. Tattoos und Piercings sollten nicht sichtbar sein. Die Komparsen spielen KZ-Häftlinge. Gage nach Tarif.“
Obwohl der Dreh voraussichtlich bis zu zwei Tagen dauert, könne man als Komparse nicht reich werden. „Der Sparzwang geht auch an der Filmbranche nicht vorbei. Da ist schon der Mindestlohn eine ernste Herausforderung für viele Produktionsfirmen.“ Pro Tag verdiene ein Komparse etwa 60, 70 Euro. Er sei sehr froh und auch ein bisschen stolz, dass man diese wichtige Produktion in den Landkreis Kulmbach gebracht habe. Nicht zuletzt durch seinen Tipp, den er einem befreundeten weiblichen Location-Scout gab.
Geheimniskrämerei um den Dreh
Um die Dreharbeiten in Mainleus wird derzeit eine Menge Geheimniskrämerei gemacht. Beim – unangemeldeten – Besuch auf dem Gelände sind Umzugswägen zu sehen. Es sind die Kulissenbauer, die für die Produktionsfirmen Zeitsprung Pictures und Spektrum Pictures arbeiten. Gemeinsam mit Universal Pictures International produzieren sie den Kinofilm. Drehbeginn war am 26. Januar in Köln.
Doch die Mitarbeiter, die im und vor dem Gebäude der Alten Weberei mit dem Turm zugange sind, dürfen nichts sagen. Auch Philipp Graf von der Agentur Boxfish Films in Berlin hüllt sich in Schweigen. Obwohl Graf der Pressebeauftragte ist, darf er über die offiziellen Informationen hinaus keine Angaben zu den Dreharbeiten in Mainleus machen. Vorgestellt wurde das Filmvorhaben am 26. Februar in Köln.
Die Geschichte der Anne Frank, die sich während des Zweiten Weltkriegs mit ihrer Familie in einem Amsterdamer Hinterhaus versteckte, ist bereits mehrfach verfilmt worden. Zuletzt war im Fernsehen das Dokudrama „Meine Tochter Anne Frank“ (HR) zu sehen. Trotzdem wagt sich Regisseur Hans Steinbichler gemeinsam mit Drehbuchautor Fred Breinersdorfer 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs erneut an eine Kinoverfilmung. Der deutschsprachige Kinofilm soll „die Geschichte für die heutige Jugend greifbar machen“.
Selbst noch ein junger Erwachsener ist der Eigentümer des ehemaligen Kulmbacher Spinnereigeländes, Sebastian Türk. Der Geschäftsführer der Mainleus Invest GmbH und Co. KG kaufte im Alter von 27 Jahren mit seinem Chef Arno Friedrichs das 145 000 Quadratmeter große Gelände.
Sebastian Türkei vermietet das Gelände
Türk hängt an der Kulmbacher Spinnerei, ein Traditionsunternehmen, das 1863 gegründet, aber 2013 endgültig schließen musste. Er war dort selbst Auszubildender, Vater und Großeltern arbeiteten ebenfalls in der Spinnerei. Die mittlerweile leerstehenden Hallen und Gebäude haben eine Fläche von 90 000 Quadratmetern. Sie stammen größtenteils aus der Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts, teilweise sind Luftschutzräume darunter.
Auch Türk darf nichts Näheres über das Projekt sagen und verrät nicht, wer ihn wegen des Spinnereigeländes als Filmkulisse angesprochen hat. Türk freut sich, dass er das Gelände vorübergehend vermieten kann. „Wir haben zwar eine Planungsgesellschaft beauftragt, aber Ergebnisse haben wir noch nicht.“ Solange eine mögliche Nutzung ungeklärt ist, kann er die Kuspi wenigstens den Filmleuten anbieten. Vielleicht bleibt es ja nicht bei diesem einen Mal.