Luxusbett-Affäre: ein echter Notfall

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Die Luxusbettaffäre war unnötig. Offenbar fehlen Regeln am Klinikum. Foto: Harbach Foto: red

Ein Stadtrat und Aufsichtsrat des Klinikums mit mehrfachem Promi-Bonus. Das geht nur, wenn es keine klaren Regeln gibt. Oder keiner sie einhält.

 
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Nein, es ist keine Neid-Debatte. Es geht nicht darum, dass sich die besser Gestellten etwas mehr Luxus leisten können. Aber das bedeutet nicht, dass für sie keine Regeln gelten, die für alle gelten. Es geht nicht um einen besonders schönen Tisch im Restaurant, sondern um eine Behandlung im Krankenhaus. Stadtrat Ingo Rausch hat ein Luxuszimmer bekommen, wen interessiert das wirklich? Das kriegt jeder, der die richtige Versicherung hat. Keine Sache von Bessergestellten mehr. Kein Grund zum Neid. Es geht um eine angemeldete Operation an einem Samstag, ein gebuchtes Krankenhauszimmer am Wochenende, es geht um gebrochene Regeln bei der Verwaltung. Das, was bei anderen nicht geht, sollte bei einem Aufsichtsrat möglich sein?

Das Klinikum ist eine GmbH, salopp gesagt eine Firma. Die kann natürlich ihre Luxus-Betten verschenken, an wen sie will. Und dort können sich auch prominente Patienten am Wochenende operieren lassen. Dass so etwas vorkommen kann, aus ganz nachvollziehbaren menschlichen Gründen, ist selbstverständlich. Selbstverständlich kann es eine Klinik dann auch möglich machen. Das geht dann aber bitteschön nur als Extra-Leistung des Klinikums mit Extra-Personal und Extra-OP-Saal. Denn die anderen OP-Säle müssen freigehalten werden für Unfall-Opfer oder richtig schlimme Fälle.

Was aber nicht geht – und hier wird es schwer, den Fall Ingo Rausch als Notfall zu deklarieren: Wie kann ein Patient Tage vorher einen OP-Termin für Samstagmorgen ausmachen? Wohl kaum. Wie kann ein Patient ein Krankenhauszimmer für Samstag überhaupt buchen, einem Tag, an dem ein Notfallprogramm läuft? Sehr seltsam. Wie kann ein Patient, ohne den Zusatzvertrag zu unterschreiben, einfach so auf die Luxus-Station spazieren – bevor er operiert wird? Jedem anderen wäre das nicht möglich.

Und was gar nicht geht: dass die Leitung der Klinik nichts von dem bereits Tage zuvor reservierten Wochendend-Zimmer für eine Promi-Operation wusste. Das sind entweder Symptome einer nicht funktionierenden Verwaltung. Denn hätte es eine solche Verabredung gegeben, wäre es nicht zu der Luxusbett-Affäre gekommen. Ein einfacher Hinweis „ist mit der Leitung abgesprochen“ – kein einziger Artikel wäre erschienen. Oder es sind Symptome dafür, dass manche machen, was sie wollen, egal welche Regeln es gibt. Weil sie es können.

Die Klinik will die Hintergründe recherchieren. Besser wäre es, Dinge im Voraus zu regeln. Das hilft, solche Notfälle zu vermeiden.

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