Hinweise auf Steuerhinterziehung
«Was ist da bloß in meine Tochter gefahren? Das ist eine große Dummheit», zeterte die Superreiche in Interviews und erweckte den Eindruck, Françoise sei nur eifersüchtig auf den Fotografen. Sie kenne den Künstler Banier seit mehr als 20 Jahren, er habe ihr sehr geholfen - auch als sie ihren Mann André verloren habe. Über ihre Anwälte ließ Bettencourt verbreiten, sie habe alle Geschenke freiwillig gemacht.
Wenig später tauchten allerdings heimlich aufgenommene Abhörbänder auf, die ausgerechnet ein Butler Bettencourts angefertigt hatte - und die inzwischen sogar in Buchform nachzulesen sind. Sie und die Aussagen einer anderen früheren Angestellten stützten die These, dass die Seniorin zumindest mit erheblichen Gedächtnisproblemen zu kämpfen hatte und brachten zudem eine ganze Lawine neuer Probleme mit sich. Es fanden sich Hinweise auf Steuerhinterziehung, Kungeleien mit Politikern und Bereicherungsversuche von anderen Vertrauten. Die Justiz nahm Ermittlungen auf.
Stiftung Bettencourt Schueller, die Wissenschafts- und Kulturprojekte fördert
Lediglich der prominenteste Verdächtige, Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, konnte im Oktober 2013 aufatmen. Die zuständigen Untersuchungsrichter sehen nicht genügend Anhaltspunkte dafür, dass der konservative Politiker die Demenzerkrankung der Milliardärin ausnutzte, um an Geld für seinen Wahlkampf 2007 zu kommen.
Die großen Verdienste der reichsten Frau Frankreichs sind angesichts der vielen Affären in den Hintergrund gerückt. Dazu gehört die 1987 gegründete Stiftung Bettencourt Schueller, die Wissenschafts- und Kulturprojekte fördert, aber vor allem ihr Einsatz für den Kosmetikkonzern des Vaters, der nach eigenen Angaben zuletzt 89 300 Menschen beschäftigte und 25,8 Milliarden Euro Umsatz machte.
Letztes öffentliches Aufbegehren im Jahr 2011
Das Unternehmen wird mittlerweile von den nachfolgenden Generationen kontrolliert. Kurz vor Bettencourts 89. Geburtstag im Jahr 2011 verfügte ein Gericht die Entmündigung der L'Oréal-Erbin, ihr Enkel Jean-Victor Meyers wurde zum Vormund bestellt.
«Sie wollen mich einsperren», hatte die Seniorin zuvor einer Zeitung erklärt - und gedroht, im Fall der Entmündigung auszuwandern. Es war das letzte öffentliche Aufbegehren.