Schäuble will weniger Aufgeregtheit in den Medien Lokaljournalistenpreis für den Kurier

Von Christina Knorz
Sie sind stolz auf einen weiteren Adenauerpreis: Kurier-Redaktionsleiterin Christina Knorz (rechts) und Chefredakteur Joachim Braun (links), hier mit Heike Groll, der Juryvorsitzenden, und Hans-Gert Pöttering, Chef der Konrad-Adenauer-Stiftung. Der Kurier hat den „Oskar des Lokaljournalismus“ in der Kategorie Landwirtschaft für seine Serie „Die ackern“ erhalten. Foto: Adenauer-Stiftung Foto: red

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat am Sonntag in Sindelfingen 14 Zeitungsredaktionen, darunter den "Nordbayerischen Kurier", mit dem Deutschen Lokaljournalistenpreis ausgezeichnet.  Finanzminister Wolfgang Schäuble warb in seiner Festrede für weniger Aufgeregtheit in den Medien.

 
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Der Minister kritisierte, dass in der medialen Öffentlichkeit schnell nur noch ein Thema wichtig sei. Das dann mit "größtmöglicher Aufgeregtheit" diskutiert werde. "Das hat aber mit der wirklichen Wirklichkeit nicht mehr viel zu tun", so Schäuble. Er tröste seine Amtskollegen, wenn sie in einer Medienkampagne steckten, mit den Worten: "Das dauert nicht lange, in der nächsten Woche muss die Bild-Zeitung eine neue Sau durchs Dorf treiben."

Die Chance für den Lokaljournalismus

Im "medialen Hochgeschwindigkeitshandel" sieht Schäuble die Chance für den Lokaljournalismus. Denn er habe ohnehin eher den Alltag, die Vielheit an Themen im Blick. Die Leser im Lokalen könnten zumindest noch die Richtigkeit der Berichte an der Realität überprüfen. "Was ja auch bei manchen Journalisten nicht schlecht ist", sagte Schäuble ins aufbrandende Gelächter der versammelten Journalisten in der Sindelfinger Stadthalle hinein.

Demokratie entstehe in der Gemeinde und deshalb brauche es Qualitätsjournalismus. Wenn nicht Journalisten aus dem ständig verfügbaren Strom an Informationen auswählen, gewichten und berichten, würden, gehe es schief mit der Demokratie. Er appellierte aber auch an die Reporter, sich die Zeit zu nehmen, ihre Arbeit sorgfältig zu tun. "Nehmen Sie sich die Zeit, sich der Wirklichkeit angemessen anzunehmen", sagte Schäuble.

Der "Oskar des Lokaljournalismus"

Der Deutsche Lokaljournalistenpreis ist der "Oskar des Lokaljournalismus", der "wichtigste Preis der Branche für Konzepte und Weiterentwicklung des Lokaljournalismus", sagte Bernd Vöhringer, Oberbürgermeister der Stadt Sindelfingen.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung vergibt den Lokaljournalistenpreis seit 35 Jahren für herausragende journalistische Leistungen. Der Nordbayerische Kurier ist im zweiten Jahr in Folge ausgezeichnet worden. Diesmal für die neunmonatige Serie "Die ackern - Landwirtschaft in der Region".

"Differenziertes Bild der Landwirtschaft gezeichnet

Die Jury begründet die Auszeichnung damit, dass über Landwirtschaft sonst häufig in Klischees und Vorurteilen gedacht und berichtet werde. Die Serie des Kuriers habe jedoch ein "differenziertes Bild der Landwirtschaft gezeichnet, tiefgründig und unterhaltsam und ohne ideologische Scheuklappen", sagte Jury-Sprecherin Heike Groll.

Die Serie war auf den Anstoß von Ernst Heidrich, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth, hin entstanden und in Kooperation mit den Berufs- und Interessenverbänden der Landwirte in der Region.

"Der Austausch und die Annäherung zwischen Redaktion und Landwirtschaft hat uns sehr bereichert", sagte Chefredakteur Joachim Braun.

Erster Preis an "Sindelfinger/Böblinger Zeitung"

Der erste Preis ging an die "Sindelfinger/Böblinger Zeitung" für eine Serie über die Auswirkungen von fehlerhaften Geothermie-Bohrungen. Die "Sächsische Zeitung" in Dresden ist für ihre umfangreiche Aufarbeitung von Stasi-Akten ausgezeichnet worden. Der "Tagesspiegel" in Berlin bekam die Auszeichnung für seinen täglichen Newsletter "Checkpoint", den der Chefredakteur seit über einem Jahr von kleinen Pausen abgesehen nächtlich selbst schreibt.

In Bayern ist außer dem "Nordbayerischen Kurier" noch der "Münchner Merkur" für ein Volontärsprojekt über Mietgesuche ausgezeichnet worden. Den 14 Auszeichnungen stehen fast 500 Einsendungen gegenüber. Ursprünglich ging es bei dem Preis der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung darum, dem Lokaljournalismus zu mehr Ansehen zu verhelfen. "Es gab und gibt immer noch viele Käseblätter", sagte Jury-Sprecherin Heike Groll. Die herausragenden Verlage sollten den anderen als Beispiel dienen. "Ich hoffe, dass Sie viele Nachahmer finden", beendete der Finanzminister seine Festrede.

Die Serie "Die ackern", für die der Kurier ausgezeichnet wurde, ist hier nachzulesen.