Bald Fernseher für unter tausend Euro Loewe macht Umsatzsprung

Von Roland Töpfer
Beim Fernsehhersteller Loewe in Kronach geht es wieder aufwärts. Foto: dpa Foto: red

Loewe fasst wieder Fuß? „Wir sind schon einen Schritt weiter“, sagt Mark Hüsges, geschäftsführender Gesellschafter, im Gespräch mit dem Kurier. Der Umsatz hat 2015 den dreistelligen Millionenbereich erreicht und ist um weit über 20 Prozent gewachsen.

 
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 „Wir sind deutlich wieder dreistellig, sagt Hüsges. Genaue Zahlen will er nicht nennen. Auch nicht zum Ergebnis, das im Rumpfgeschäftsjahr 2014 (ab 1.4.) operativ noch leicht negativ war. Unterm Strich waren 48 000 Euro Gewinn ausgewiesen worden. „Wir sind noch nicht ganz da, wo wir sein wollen“, sagt Hüsges auf die Frage nach dem Gewinn. Der Umsatz werde auch dieses Jahr zweistellig wachsen.   

Loewe will sich weitere Verkaufskanäle öffnen

Der Kronacher Fernsehhersteller will sich künftig breiter aufstellen, neben dem Fachhandel weitere Verkaufskanäle öffnen, stärker in die Fläche gehen. Im zweiten Quartal wird es einen Loewe-Fernseher für unter tausend Euro geben. Bislang lag der Preiseinstieg bei rund 1200 Euro. Der Audio-Bereich soll deutlich mehr Umsatz einspielen.

„Loewe hat sich ganz klar stabilisiert und ist wieder eine feste Größe im Markt“, sagt Hüsges, der mit der Münchner Beteiligungsgesellschaft Stargate Capital zusammen mit Boris Levin Loewe übernommen hat und im April 2014 die neue Loewe Technologies GmbH gegründet hat. Man habe im UHD-Segment im vergangenen Jahr im Fachhandel deutlich Marktanteile hinzugewinnen können.

Die Fernseher, die alle in Kronach produziert werden, bleiben zu über 50 Prozent in Deutschland.

Wichtige Märkte sind auch die Schweiz und Österreich. In den Benelux-Ländern, in Skandinavien, Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien soll das Geschäft angekurbelt werden. Auch Russland ist für Loewe ein interessanter Markt, leidet im Moment jedoch wegen politischer Sanktionen.

Ein Risiko bleibt der Dollarkurs. Loewe kauft den Großteil seines Materials auf Dollarbasis. Der schwache Euro macht den Teileeinkauf teurer. Loewe betreibt Kurssicherungsgeschäfte? „Natürlich, aber damit kauft man nur Zeit.“

Hüsges: Unternehmer, nicht reiner Investor

Hüsges sieht sich als mittelständischer Unternehmer, nicht als reiner Investor. Seine unternehmerische Kraft will er auf Loewe konzentrieren. „Es dreht sich alles um Loewe.“ Jede Woche ist er in Kronach, schläft im Hotel und pendelt dann wieder nach München.

Beim Neustart 2014 hatte Loewe 430 Beschäftigte. Heute sind es 500, rund 400 in Kronach, davon etwa 100 in der Produktion. 100 Beschäftigte arbeiten in der Software-Entwicklung in Hannover, Darmstadt, München und bei einigen ausländischen Vertriebstöchtern. Es sei wichtig, das Software-Wissen im Unternehmen zu halten, um Funktionalitäten anbieten zu können, „die nicht jeder andere auch hat“.

Am Standort Kronach wird nicht gerüttelt

„Kronach ist Headquarter“, sagt Hüsges; am Standort Kronach wird nicht gerüttelt. Tarifliche Sonderregelungen, die Loewe geholfen haben, aus der Krise zu kommen, gelten weiter.

Die stärkere Integration des Fernsehers im häuslichen Umfeld sieht Hüsges als wichtigen Trend für die Zukunft. Das TV-Gerät soll im intelligenten Haus eine wichtige Rolle spielen. Auch die weitere Verbesserung der Bildqualität steht bei den Entwicklern oben auf der Agenda.

Sein Engagement in Kronach sei langfristig angelegt, sagt Hüsges. „Es ist überhaupt kein Thema, dass wir das Unternehmen in andere Hände geben.“ Mit einem solchen langen Atem könnte Hüsges Loewe auch zurück in alte Umsatzregionen führen. Im besten Jahr 2008 waren es 374 Millionen. „Das kann man wieder erreichen.“ Loewe hatte damals 1027 Beschäftigte.