Loewe gliedert Markenrechte aus

Von Roland Töpfer
Foto: Rainer Jensen/dpa Foto: red

Der Kronacher Fernsehhersteller Loewe hat sein selbstgestecktes Ziel, im Geschäftsjahr 2016 operativ in die Gewinnzone zu kommen, nicht erreicht. Der Umsatz stieg kräftig um 23 Prozent auf 133,9 Millionen Euro. Die Übertragung der Marke auf eine neue Tochtergesellschaft und damit verbundene außerordentliche Bilanzeffekte von 40 Millionen Euro sorgten unterm Strich für einen Jahresüberschuss von 34,8 Millionen Euro. Was steckt hinter diesen Zahlen?

 
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In der Aktiva der Bilanz fällt bei den Finanzanlagen ein dicker Brocken von 40 Millionen Euro auf. Dazu heißt es im Geschäftsbericht: „Der Zugang bei den Finanzanlagen resultiert aus der Übertragung der Marke Loewe an die neu gegründete Loewe Markenverwaltung GmbH & Co. KG mit Sitz in Kronach gegen Gewährung von Gesellschaftsrechten in Höhe von 40 Millionen Euro. Der tatsächliche Wert des Vermögensgegenstandes wurde zu diesem Zweck durch ein Bewertungsgutachten bestimmt. Zum Zeitpunkt der Übertragung der Marke wurde ein Lizenzvertrag zwischen der neuen KG und der Loewe Technologies GmbH geschlossen. Die Loewe Technologies GmbH ist an der Loewe Markenverwaltung GmbH & Co. KG als Komplementärin mit 98 Prozent beteiligt.“

"Kein schlauer Bauerntrick"

Ein bilanzieller Winkelzug, um weitere Millionenverluste zu kaschieren? Nein, sagt Loewe-Chef Mark Hüsges im Gespräch mit unserer Zeitung. „Das ist kein schlauer Bauerntrick.“ Man wolle vielmehr Transparenz schaffen, was den Wert der Marke betrifft. Alles bleibe zu 100 Prozent beim Eigentümer Stargate Capital. „Da gibt’s keinen anderen Investor. Alles ist ganz in unserer Hand.“

Trotz Umsatzplus auch 2016 kein operativer Gewinn

Allein mit dem Verkauf seine Produkte konnte Loewe auch 2016 keinen Gewinn erzielen. Dazu heißt es im Geschäftsbericht: Das geplante leicht positive operative Ergebnis (Ebit) wurde - bereinigt um die Effekte aus der Übertragung der Marke gegen Gewährung von Gesellschaftsrechten - aufgrund von negativen Währungseffekten aus dem Warenbezug in Dollar und dem nicht ganz erreichten Umsatzwachstum „leider nicht erreicht“. Ob im laufenden Jahr ein positives operatives Ergebnis erzielt werden kann, lässt Hüsges noch offen. Der Umsatz soll wieder zweistellig wachsen, in einer „vergleichbaren Größenordnung“ wie 2016. Loewe wolle weiter viel Geld in die Marke investieren. Hüsges sieht für Loewe Internationalisierungspotenzial. Auch die USA „muss man sich betrachten“. Gut 61 Prozent des Umsatzes wurden 2016 in Deutschland erlöst, nur über drei Prozent im außereuropäischen Ausland. 118 von knapp 134 Millionen Umsatz entfielen auf Fernseher. Mit Audioanlagen wurden 3,6 Millionen erwirtschaftet.

Deutlich mehr Mitarbeiter

Loewe hat im vergangenen Geschäftsjahr die Beschäftigtenzahl um 66 auf im Schnitt 468 erhöht. Zum Jahresende waren es 499 Mitarbeiter, aktuell sind es bereits rund 550, sagt Hüsges. Auch künftig werde es neue Mitarbeiter im Bereich Entwicklung und Software geben.  

Zur Loewe-Finanzierung heißt es, die Finanzierung erfolge im Wesentlichen durch ein im Juli 2015 aufgenommenes langfristiges fondsfinanziertes Darlehen mit einem Gesamtvolumen von 25,5 Millionen Euro, welches eine Laufzeit von fünf Jahren habe und an die Einhaltung von „Covenants“, das sind bestimmte Klauseln in Kreditverträgen, gekoppelt sei. Zur Sicherstellung der Finanzierung des geplanten Wachstums sei im August 2016 ein weiteres Darlehen in Höhe von zwei Millionen Euro mit einer Laufzeit bis Ende 2017 aufgenommen worden. Zudem stehe eine Factoring-Finanzierung (Verkauf von Rechnungen gegen schnelle Liquidität) mit einer Laufzeit bis 31. Dezember 2018 mit einem Volumen von bis zu 25 Millionen Euro zur Verfügung. Die Factoring-Linie sei Ende Dezember 2016 mit 21,1 Millionen Euro ausgeschöpft gewesen.

Große Elektronikmärkte im Visier

Loewe will sich künftig intensiver Richtung Flächenmärkte (Technical Super Stores) orientieren, die im Inland mehr als 50 Prozent des Gesamtabsatzes von Fernsehgeräten ausmachen. Große Hoffnungen setzt das Unternehmen auf sein mobiles Klang-Portfolio, den Onlinevertrieb in den europäischen Kernmärkten und die OLED-Technologie.

Investor gesucht

„Wir haben unheimlich viel Wachstumspotenzial“, sagt Hüsges. Mit einem neuen Investor möchte Hüsges mehr Geld ins Unternehmen bringen. Dies könnte vielleicht im kommenden Jahr über die Bühne gehen. Die Mehrheit am Unternehmen will Hüsges nicht verkaufen. „Das ist überhaupt nicht das Ziel. Es gibt keinerlei Bestrebungen unsererseits, das Unternehmen zu verkaufen.“