Lieber Profis als Gutmenschen

Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Helfen kann nur, wer selbst stark ist. Und: Helfen hat Grenzen. Dort, wo die eigenen Kräfte und finanziellen Möglichkeiten am Ende sind. Wenn man etwas aus der jetzt beigelegten Krise der gemeinnützigen GmbH „Hilfe für das behinderte Kind“ lernen kann, dann ist es das.

 
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Dass unter dem Dach der Diakonie, zu der die gemeinnützige GmbH gehört, etwas gewaltig schief lief, wear klar. Spätestens als Franz Sedlak 2013 als kaufmännischer Geschäftsführer einstieg. Ein Manager und mal kein Kirchenmann. Das fiel auf.

Eineinhalb Jahre später bestätigen sich die Befürchtungen: Sedlak zieht die Notbremse. Die Hilfe für das behinderte Kind gGmbH braucht Hilfe, mal wieder. Viel Geld hatte die Diakonie zuvor stillschweigend über den Tisch geschoben, um die Behindertenarbeit zu retten. Das mag man menschlich verstehen, es geschah aus Verantwortungsgefühl für mehr als 200 Kinder und ihre Familien. Professionell und langfristig tragfähig war es nicht. Denn: Die gGmbH drohte ein Fass ohne Boden zu werden. Bis 2020 hätte sie weitere zwei Millionen Euro gebraucht.

Kaufleute würden sagen: Die gGmbH war längst pleite, hing am Tropf der Diakonie. Und der Wohlfahrtsverband wäre darüber beinahe selbst in Schieflage geraten. Das wollten die Verantwortlichen lange nicht wahrhaben oder sie scheuten den Konflikt. Ein Akt der Gutmenschlichkeit, der um ein Haar schief gegangen wäre. Zu Lasten der behinderten Kinder und zu Lasten der Beschäftigten.

In diesen Tagen geht das Schutzschirmverfahren für die gGmbH zu Ende. Sie ist gerettet. Was sich für die Zukunft ändert? Der Verein Hilfe für das behinderte Kind scheidet als Gesellschafter aus. Sonst erstaunlich wenig. Die Leistungen für behinderte Kinder sollen nicht eingeschränkt werden, von den 206 Mitarbeitern der gGmbH haben nur fünf ihren Job verloren. Bessere Organisation und mehr Effizienz, so heißt es, würden ausreichen, um die gGmbH zu einem gesunden Unternehmen zu machen.

Warten wir ab, ob es das wirklich schon gewesen ist. Klar ist jedenfalls: Eine Professionalisierung der Diakonie war überfällig. Was Hoffnung macht: An der Spitze der Geschäftsführung und des Verwaltungsbeirates der Diakonie sitzen jetzt Kaufleute. Und die müssen ja keine schlechten Menschen sein.

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