Den großen Hut hatte Heidenreich schon vergangenen Herbst neu gestrichen. Nun sind die Kleinteile an der Reihe – Knöpfe, Augen, Brauen, die lange rote Nase –, soweit sie ausgebessert werden müssen.
Im Keller von Horst Heidenreich riecht es nach Farbe. Der Erfinder von Schneemann Jakob bessert den metallenen Putz des weißen Riesen aus. Und Heidenreich hat einen Traum. Ob der Wirklichkeit wird, wenn am Freitag, 9. Februar, wieder der größte Schneemann der Welt entsteht, ist aber noch offen.
Den großen Hut hatte Heidenreich schon vergangenen Herbst neu gestrichen. Nun sind die Kleinteile an der Reihe – Knöpfe, Augen, Brauen, die lange rote Nase –, soweit sie ausgebessert werden müssen.
Nach inzwischen 32 Jahren ist das Schneemannbauen für Heidenreich und die anderen Schneemannbauer aus Bischofsgrün fast schon Routine. Seit einigen Jahren kommen Schalbretter zum Einsatz. Inzwischen dauert es normalerweise keine acht Stunden, bis Jakob steht, meist zehn Meter hoch oder größer, inklusive Putz.
Und weil ein bisschen Abwechslung nicht schadet, wird jedes Jahr im Detail etwas geändert. Mal hat Jakob eine rauchende Pfeife im Mund, seit ein paar Jahren trägt er Schal; vergangenes Jahr hat Heidenreich mit einer speziellen Konstruktion den Schal besser sichtbar gemacht. Dieses Jahr soll der große weiße Mann auch schlanker daherkommen, er soll unten etwas mehr ausgestochen werden. Aber Heidenreich hat einen besonderen Traum, den er schon seit Jahren hat: „Er soll Arme bekommen.“ Es wäre das erste Mal überhaupt. Und da könnte man dann auch den großen Besen besser reinstecken. Aber Heidenreich rechnet mit anderthalb bis zwei Stunden Mehrarbeit, und er ist sich nicht sicher, ob seine Schneemannbauerkollegen da mitziehen.
Aber egal, ob mit oder ohne Arme: Schneemann Jakob ist bekannt aus Film, Funk und Fernsehen, er hat es schon in Zeitungen im Fernen Osten geschafft. Und er hat eine treue Fangemeinde. Alljährlich kommen Stammgäste extra zum Schneemannfest am Rosenmontag nach Bischofsgrün, auch von weiter her, weiß Heidenreich. Große und kleine Fans: „Gell, du bist der Horst“, sprach ihn mal auf dem Marktplatz ein zehnjähriger Bub an. Er war extra mit seiner Familie aus Frankfurt gekommen, hatte sich zehnmal die „Sendung mit der Maus“ über Schneemann Jakob angeschaut und wollte unbedingt den Schneemann mal live sehen.
Selbst in Füssing beim „Kurlauben“ wurde Heidenreich schon erkannt und angesprochen von Leuten, die Jakob und ihn im Fernsehen gesehen hatten. „Wie die Filmstars“, sagte Ehefrau Gerlinde und schüttelt den Kopf.
Doch wer nicht aufpasst, bekommt außer der Originalansicht von Schneemann Jakob auch eine Kostprobe von Horst Heidenreichs legendärem Humor. Wie jener Gast, der interessiert zuschaute, als Heidenreich Löcher in den Unterleib des Schneemanns trieb. Der war damals schon um seinen Kopf und Oberleib beraubt, aber die untere Kugel sollte noch mal für einige Tage buchstäblich ein Gesicht bekommen. Und auf die Frage, was er denn da mache, antwortete Heidenreich allen Ernstes: „Der Schneemann muss weg! In die Löcher kommen die Sprengladungen. Aber erst müssen wir noch die Fenster am Markt verschalen.“
Und seit vergangenem Jahr macht das Bischofsgrüner Beispiel Schule: Bei Zell entstand erstmals Schneefrau „Lieselotte“, aus dem Stand zehn Meter hoch, dafür wesentlich breiter als Jakob, gebaut von einem Stammtisch junger Leute aus Sparneck und Umgebung. „Lieselotte“ schaffte es sogar in die „Bild“-Zeitung.
Ob es dieses Jahr wieder eine Schneefrau gibt, weiß Michael Angles noch nicht, zeitgleich mit Jakob jedenfalls nicht, mangels ausreichend Schnee. Aber der Winter ist ja noch nicht vorbei: „Vielleicht Ende Februar. Oder eben nächstes Jahr.“
Was die Bischofsgrüner seit über drei Jahrzehnten machen, war für den Sparnecker Stammtisch eine Premiere: „Wir haben viel dazugelernt“, sagt Angles. Und verspricht: „Die nächste Schneefrau wird schlanker. Und größer.“ Und dann gibt’s auch wieder ein Schneefraufest.