Wer die Hausaufgaben gut organisiert, dem bleibt genug Zeit zum Spielen Interview mit Beratungslehrerin: So lernen Schüler richtig

Von Ulrike Sommerer
Forscher sagen, bei Hausaufgaben geht es oft nicht nur ums Lernen. Sondern auch darum, sich allein um die Schulsachen zu kümmern und dafür Verantwortung zu übernehmen. Foto: dpa Foto: red

Seit dieser Woche ist wieder Schule und das heißt ja, es ist nicht nur Unterricht. Die Schüler müssen auch wieder Hausaufgaben machen. Manchmal ist es ganz schön nervig, wenn man sich an Nachmittag noch einmal hinsetzen muss, um für die Schule zu arbeiten. Da kommt der Ratschlag der  Bayreuther Beratungslehrerin Kristine Gruber gerade recht: Lieber nicht zu viel lernen. 

 
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Wie viel sollte ein Grundschüler pro Tag lernen?
Gruber: Grundschüler sollten nach der Schule nicht mehr als höchstens eine Stunde pro Tag lernen und über den Hausaufgaben sitzen. Sonst bleibt keine Zeit mehr, raus zu gehen und zu spielen.

Wie wichtig sind Pausen beim Lernen und in welchem Abstand sollte man sie machen?
Gruber: Alle 20 Minuten sollte man eine mini Pause machen. Also kurz aufstehen, ein Lied singen, sich kurz bewegen, zum Fenster 'rausschauen.

Ist es gut, gleich nach der Schule zu lernen?
Gruber: Viele Eltern sagen, dass es schwierig ist, die Kinder zu motivieren, wenn sie erst spielen dürfen. Deshalb hat sich gezeigt, es ist besser, gleich nach dem Mittagessen Hausaufgaben zu machen. Die meisten Kinder sind ja auch froh, wenn sie es hinter sich haben.

Wie lässt sich das Lernen strukturieren?
Gruber: Die Schüler sollten einen guten Rhythmus finden. Mit etwas anfangen, das leicht fällt, dann eine schwierigere Aufgabe, zum Abschluss wieder eine leichtere. Das ist am Kraftsparendsten. Es ist wie beim Sport. Da wärmt man sich auch erst auf, powert sich dann aus, und macht wieder etwas Langsameres.

Wie soll der Arbeitsplatz aussehen?
Gruber: Der Arbeitsplatz sollte strukturiert sein. Es darf nicht zu viel ablenken. Die Schüler sollten sich nur das bereit legen, was gebraucht wird. Also Schreibsachen, Lineal, Spitzer. Am Arbeitsplatz sollten keine Spielsachen sein. Und der Arbeitsplatz sollte immer der gleiche Platz sein.

Muss das ein Schreibtisch sein oder kann man als Lernplatz auch den Küchentisch nehmen?
Gruber: Ein extra Schreibtisch ist nicht nötig. Es sollte nur immer der gleiche Platz zum Lernen sein.  Am besten dort, wo nicht gleichzeitig die kleineren Geschwister spielen. Das lenkt ja auch ab.

Wie kann ich Ablenkung vermeiden?
Gruber: Alle Sachen, die ablenken können, wie Spielsachen, sollten vom Arbeitsplatz verbannt werden. Schwierig ist es mit Geräuschen. Wenn der Arbeitsplatz laut ist, solltet nach einem anderen Platz gesucht werden. Kleinere Geschwister sollen auch nicht stören dürfen. Das Schulkind soll die Zeit für sich bekommen, die es zum Lernen braucht. Klar ist, dass der Computer aus sein soll, wenn die Kinder lernen. Und Musik hört man beim Lernen besser auch nicht.

Wie wichtig ist denn das Essen und Trinken beim Lernen? Gibt es Futter fürs Gehirn?
Gruber: Ganz wichtig ist, dass die Kinder genügend trinken. Mineralwasser ist gut, oder ungesüßter Tee. In der Schule ist ein gutes Pausenbrot wichtig. Wurst- oder Käsebrot, dazu frisches Obst und Gemüse. In vielen Schulen gibt es jetzt beim Stundenwechsel schon kleine Trinkpausen.

Sollen Mama und Papa bei den Hausaufgaben helfen?
Gruber: Nur, wenn das Kind gar nicht mehr weiter weiß. Am besten ist, wenn das Kind alleine anfängt und dann selbstständig arbeitet. Es ist nicht gut, wenn Mama und Papa dauernd danebensitzen. Spätestens ab der dritten Klasse kann ein Schüler seine Hausaufgaben ganz alleine machen.

Aber kontrollieren sollten die Eltern dann schon noch, oder?
Gruber: Die Lehrer erwarten das nicht, aber ich persönlich freue mich immer, wenn die Eltern noch einmal kontrolliert haben. So lernen die Kinder ja auch, Fehler ordentlich auszubessern.

Was mache ich, wenn ich Schwierigkeiten beim Lernen habe?
Gruber: Wenn sich schon ein Berg an Problemen auftürmt, sollte man den Lehrer ansprechen. Der Lehrer kann den Stoff noch einmal erklären, meist bringt das schon etwas. Es gibt auch viele Möglichkeiten für Förderunterricht. Auch da kann der Lehrer weiterhelfen, vielleicht ist noch ein Platz frei. Oft hilft es aber schon, wenn man seine Hefteinträge noch einmal liest. Nachhilfe ist in den meisten Fällen in der Grundschule gar nicht nötig.