Lerchenbühlschule: Streit geht weiter

Von Michael Weiser

Spielt die Stadtverwaltung auf Zeit? Oder drängen Eltern allzu vehement auf eine ihnen genehme Lösung? In der Diskussion über Hort oder Offene Ganztagsschule an der Lerchenbühlschule prallen in der Sitzung des Jugendausschusses die Meinungen aufeinander. Eine Ende im Grundschulstreit ist nicht abzusehen.

 
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Kommt nicht allzu oft vor, dass der Herr des Verfahrens im Sitzungssaal mal streng dreinschaut. Bürgermeister Thomas Ebersberger aber sah sich bei der Sitzung des Jugendausschusses veranlasst, das Publikum zur Ordnung zu rufen. CSU-Stadträtin Ulrike Lex hatte sich in Rage geredet, darüber geklagt, dass man sich „im Kreis dreht“. Die Zuhörer klatschten. Man möge das unterlassen, sagte darauf Ebersberger.

Hort oder nicht, das ist hier die Frage

Die Wellen schlugen hoch bei der Sitzung des Jugendausschusses. Und zwar bei Tagesordnungspunkt 3. Ausrichtung der Schülerbetreuung an der Lerchenbühlschule, Zwischenbericht stand da, mehr nicht. Genug allemal, um erregte Diskussionen auszulösen. Hort oder das Kombimodell der Offenen Ganztagesschule, kurz: OGTS-Kombi – das ist hier die Frage.

Der Stand der Dinge

Die meisten Eltern in der Saas wollen den Hort behalten, die Stadt tendiert zur OGTS-Kombi, schon weil sie günstiger ist, „bei gleicher Qualität der Betreuung“, wie Sozialreferentin Manuela Brozat sagt. Jugendamt und Sozialreferat hatten im Februar vom Stadtrat den Auftrag zur Planung erhalten. 20.000 Euro waren eingestellt worden. Christian Hübsch, Chef des Jugendamtes, wüsste nur gern, was er planen soll: Es fehle an Informationen.

Ist aber auch kompliziert. Die Offene Ganztagesschule ist an sich ein kostenfreies Betreuungsangebot, das von der Qualität her hinter dem flexibleren Hort hinterherhinkt. Anders das neue Kombimodell: Es setzt auf gut ausgebildetes Personal, kostet im Gegenzug Geld. Höchstens 50 Euro im Monat müssen die Eltern berappen, das wäre dann einschließlich Ferienbetreuung und bis Betreuung 18 Uhr. Beim Hort sind es über 100 Euro.

"Eine Schweinerei"

Im Kombimodell arbeiten Jugendhilfe und Schule zusammen, mithin sind zwei Ministerien beteiligt Sozialministerium und Kultusministerium. Was wiederum den Informationsfluss nicht beschleunigt. Man werde von München aus mit konkreten Informationen kurzgehalten, sagte Hübsch. Was Karsten Schieseck von der BG mit schroffer Kritik an München quittierte: „Eine Schweinerei“, man stecke zwischen „Baum und Borke“.

Eltern drücken aufs Tempo

Aufs Tempo. „Seit mittlerweile fast zehn Jahren werden wir nur umeinander geschoben“, sagt Kerstin Körber, Mutter und Mitglied im Elternbeirat und selber Lehrerin. Sie lobt die große Flexibilität des Hortmodells: „Ich kann am Morgen per SMS die Hortleiterinnen ansimsen, dass ich mein Kind eine Stunde früher oder später abhole.“ In der Ganztagesschule dagegen „muss ich Mai vorm Schuljahr festlegen, an welchem Tag mein Kind bis 14 oder bis 16 Uhr da ist“. OGTS, das bedeute Schulpflicht, da dürfe das Kind nur im Krankheitsfall fehlen.

Es gehe darum, was Eltern sich leisten könnten und wollten. Der flexiblere Hort sei ein Vorteil aber nicht nur für Besserverdienende, „das ist ein Vorteil auch für die Krankenschwester oder den Polizisten im Schichtdienst“, sagt Körber. Vor allem die CSU ist ebenfalls auf den Hort eingeschworen.

Was kommt nun aus München?

Was die Verwaltung vorschlägt: Abwarten, auf bessere Informationen aus München. Und auf die Ergebnisse des Testlaufs. Unter anderem an der Schule St. Georgen läuft ein Modellversuch mit dem Kombimodell. Nach den Erfahrungen dort wird eventuell noch das eine oder andere verändert werden. Möglicherweise können dann für Horte künftig auch Räume der betreffenden Schule genutzt werden, sagt Hübsch. Das würde die Kosten für den Hort schon mal senken.

Für einen Hort müsste man neu bauen

Denn: für eine OGTS-Kombi müssten im Großen und Ganzen lediglich Schulräume saniert und eine Mensa angebaut werden. Der Hort ist Gast, für ihn müssten anstelle des momentanen Container-Provisoriums gänzlich neue Räume gebaut werden. 2,5 Millionen Euro: So schätzt Hübsch die Kosten ein.

Kritik an Verwaltung

Schieseck äußerte vorsichtiges Verständnis für die Verwaltung: In der Saas sei ein Gordischer Knoten geschürzt worden. Anders die CSU, neben Lex äußerte sich auch Klaus Klötzer erbost: Die „Note 6“ verteilte der Rektor im Ruhestand an die Stadtverwaltung. Auch Elisabeth Zagel äußerte Sympathien für die Hortlösung. Weil sie den Eltern gefalle. Und weil sie der „Schulstadt Bayreuth“ wohl anstehe.

Eigentlich müsste man planen

Das Ergebnis: Der Vorschlag von Brozat und Hübsch, das Planungsgeld in den nächsten Haushalt zu übertragen und konkretere Informationen abzuwarten, wurde mit 8:7 Stimmen abgelehnt. Heißt: Eigentlich müssten Planungen aufgenommen werden. Doch Hübsch sagt: „Dazu brauchen wir eine Entscheidung des Stadtrats, welche Lösung bevorzugt wird.“ Kerstin Körber hingegen vermutet Druck von oben und Sparzwänge. Nein, sagt wiederum Manuela Brozat: Rahmenbedingungen und Richtlinien seien nicht klar, so habe der Freistaat sich in der Frage der Förderung nicht definitiv geäußert.

Prognose: So schnell tut sich nichts. Derweil überweist die Stadt für die Container monatlich 2500 Euro.

 

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