Nur fünf Jahre nach seiner Entscheidung für Basketball beginnt für Bayreuther Talent in Bamberg die Profilaufbahn Basketball: Der Bayreuther Leon Kratzer erfüllt sich seinen Traum

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Die Größe ist nun mal wichtig in dieser Branche: Als die Körperlänge von Leon Kratzer (Mitte) bei seiner Vorstellung als Neuzugang in Bamberg mit 2,08 m angegeben wurde, korrigierte er auf 2,12. Sein Rechtsanwalt Stefan Hübner (links) bot eine spontane Nachmessung an, und Baskets-Geschäftsführer Rolf Beyer (rechts) ließ sich überzeugen. Foto: red Foto: red

Den Lieblingssport zum Beruf machen – diesen Traum hatten wahrscheinlich schon viele, aber die Verwirklichung gelingt den wenigsten so gut wie Leon Kratzer. Wie berichtet, hat der 18-jährige Bayreuther gerade mit einem Vierjahresvertrag beim Bundesliga-Tabellenführer Brose Baskets Bamberg die Schwelle zur großen Profilaufbahn überschritten – und das in einem Rekordtempo.

 
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Schließlich war Leon Kratzer schon 13 Jahre alt, als er sich für ernsthaftes Training im Basketball entschied: „Da habe ich ziemlich schnell gemerkt, dass ich ganz gute Anlagen für diesen Sport hatte“, sagt der Sohn von Marc Suhr, der von 1993 bis 1996 bei Steiner Bayreuth als Center einer der Publikumslieblinge war und nach seinem anschließenden Wechsel nach Italien mit Treviso die Landesmeisterschaft gewann. „Praktisch von Anfang an war es dann auch mein Ziel, Profi zu werden.“

Zumindest ein Teil der „guten Anlagen“ war bei einem 2,15 m großen Vater nicht überraschend. Ziemlich klar vorgegeben war somit schon die Spielposition des inzwischen 2,12 m langen Leon Kratzer: „Am wohlsten fühle ich mich unmittelbar um den Korb herum“, beschreibt er seine Spielweise. „In jedem Sommer arbeite ich aber viel daran, auch mein Händchen für den Wurf von außen zu verbessern.“ Als Individualtrainer setzt er dabei auf Derrick Taylor, der Teamkollege seines Vaters in Bayreuth war: „Ich kenne ja auch seinen Sohn David gut, mit dem ich schon in Bamberg zusammen gespielt habe. Es ist einfach eine lange Familienfreundschaft.“

Die nächste Phase in der Entwicklung zum Profi verspricht sich Kratzer nun vom Engagement bei den Brose Baskets, in deren Nachwuchsprogramm mit dem Kooperationspartner TSV Breitengüßbach er bereits 2011 gewechselt ist: „Da spielt man im Training ständig gegen Hochkaräter. Trevor Mbakwe, Daniel Theis – das sind Spieler, die auf meiner Position sogar auf europäischer Ebene einen guten Namen haben.“ Allerdings ist dem Bayreuther auch bewusst, dass es entsprechend schwer sein wird, sich auf diesem Niveau durchzusetzen. Trotz diverser Ausstiegsklauseln für den Fall von Angeboten aus dem Ausland oder gar der NBA formuliert er seine Ziele daher bescheiden: „Erst einmal geht es darum, Erfahrungen im Training zu sammeln. Dann wird man sehen, was möglich ist. Solche Ziele wie ,ich will in zwei Jahren einen Stammplatz haben’, erscheinen mir noch zu hoch gegriffen.“ Gelegenheit zur weiteren spielerischen Entwicklung bietet in Bamberg bekanntlich die Kooperation mit dem FC Baunach in der Pro A, bei dem sich Leon Kratzer bereits im jugendlichen Alter als Zweitliga-Stammspieler mit durchschnittlich 19 Einsatzminuten etabliert hat (6,8 Punkte und 6,5 Rebounds pro Spiel).

Was man in Bayreuth gerne hören wird: Obwohl man das Talent von Leon Kratzer schon früh an Bamberg abgeben musste, muss es nicht endgültig verloren sein. „Ich habe immer Bayreuth im Herzen“, sagt der Jungprofi. „Das ist nun mal meine Heimatstadt. Ich freue mich immer über gute Nachrichten aus Bayreuth – wenn eine Jugendmannschaft Erfolg hat beispielsweise, oder wieder ein hoffnungsvoller Nachwuchsspieler heraus kommt. Ich bin stolz auf Bayreuth und froh, dort aufgewachsen zu sein.“ Darf man daraus vielleicht sogar schließen, dass auch der Profi Leon Kratzer eines Tages für Bayreuth spielen könnte? „Es wäre ein Traum, mal für meine Heimatstadt zu spielen“, sagt der 18-Jährige. Und bisher hat es mit der Verwirklichung seiner Träume doch ganz gut geklappt.

Der Vater: Marc Suhr

Die Bescheidenheit, mit der Leon Kratzer seine Profilaufbahn in Angriff nimmt, gefällt seinem Vater. Bei der eigenen Einschätzung des Talents seines Sohnes muss sich Marc Suhr aber selbst zur Zurückhaltung ermahnen: „Größe, Athletik, Dynamik, Sprungkraft – Leon hat sehr, sehr gute Anlagen“, sagt der in Hamburg lebende 46-Jährige. „Dazu kommt, dass er ein harter Arbeiter ist. Er ist sich nie zu schade für ein Extratraining und gibt auch dabei immer hundert Prozent.“ Als Beleg verweist Suhr auf die laufende Saison mit Einsätzen für drei Mannschaften – FC Baunach (Pro A) und TSV Breitengüßbach (Regionalliga und NBBL): „Für alle hat er trainiert, ohne zu murren. Da steckt ganz viel Arbeit drin, und das hat meinen großen Respekt.“ Mit diesen Voraussetzungen habe sein Sohn die Möglichkeit, „ein sehr guter Basketballer zu werden – nicht nur in Deutschland, sondern auch international. Das hat er in der Jugendnationalmannschaft schon gezeigt. Und man darf nicht vergessen, dass er erst seit fünf Jahren Basketball spielt.“

Der Förderer: Derrick Taylor

Ein bis zweimal täglich kümmerte sich Derrick Taylor im vergangenen Sommer als Individualtrainer um Leon Kratzer. Entsprechend fundiert ist die Einschätzung der Bayreuther (und Bamberger) Basketball-Ikone: „Leon ist wirklich ein großes, großes Talent. Wenn er sich weiter so entwickelt und so ehrgeizig bleibt, gibt es für ihn keine Obergrenze.“ Die Veranlagung gehe weit über die körperlichen Voraussetzungen hinaus: „Man merkt, dass er vorher Fußball gespielt hat, denn er hat eine gute Körperkoordination und schnelle Füße für seine Größe. Dazu kommen gutes Ballgefühl und auch die richtige Einstellung, dem Gegner einfach überhaupt nichts gestatten zu wollen.“ Seine eigene Arbeit widmet Taylor vor allem den offensiven Bewegungen und dem Wurf: „Um den Schritt zu schaffen vom guten deutschen Center zum sehr guten europäischen muss er auch von weiter außen sicherer treffen und aus dem Dribbling heraus gefährlich sein.“ Trainingspartner war nicht nur Taylor-Sohn David, sondern oft auch Medi-Center Phillipp Heyden.

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