Abschluss ohne Staatsexamen?
Und was ist mit dem Staatsexamen? Die Grünen könnten sich vorstellen, das 1. Staatsexamen entfallen zu lassen und erst nach dem Referendariat eine Prüfung abnehmen zu lassen. Die Seminarlehrer sollten zudem professioneller arbeiten. Ein unabhängiges Bewertungssystem müsse gefunden werden. Damit die Studenten einem geringeren Druck im Referendariat ausgesetzt seien. Viele bräuchten erst Zeit, um "den Praxisschock" zu verdauen. Oftmals würden Referendare für ausgefallene Lehrkräfte eingesetzt und seien mit der Unterrichtsverpflichtung überfordert.
Der Leiter des Zentrums für Lehrerbildung, Prof. Volker Ulm, betrachtet einen Wegfall der Staatsprüfung skeptisch, da das Ministerium nach Noten einstelle. Er regte an, dass sich die Seminarschulen besser miteinander vernetzen sollten. Die Teilung in Bachelor und Master werde in Bayreuth beim Lehramt für Gymnasium bereits praktiziert. Die Fachdidaktik habe einen höheren Stellenwert als in der bayerischen Lehramtsprüfungsordnung vorgeschrieben. Schulpraktika würden in beiden Fächern gemacht und die Masterarbeit lasse sich mit der Hausarbeit nach dem Zweiten Staatsexamen kombinieren.
Vergleichbare Prüfungen
Dekanin Ingrid Bauer sagte zu den Reformvorschlägen: "Wir sollten versuchen, das Staatsexamen besser zu machen." Kerncurricula müssten bleiben, damit die Prüfungen in ganz Bayern vergleichbar seien. Und: "Ein bisschen Fachwissenschaft geht nicht." Akademischer Direktor Walter Wagner warnte davor, das zusammenhängende Lernen nicht zu vernachlässigen. Bereits jetzt seien die Vorgaben in manchen Fächern "schwammig". Das für angehende Lehrer vorgeschriebene, achtwöchige Betriebspraktikum ist in seinen Augen nur eines - "irre ineffektiv". Schulpädagoge Ludwig Haag kritisierte, dass "Wissen und Handeln" nicht eng genug miteinander verzahnt seien. Ein Tutoriensystem oder ein Lernen in Tandems nach dem Schüler-Meister-Prinzip wäre viel sinnvoller.
Die grundlegende Frage sei, so Gehring: "Wollen wir in erster Linie Lehrer und dann Fachwissenschaftler oder wollen wir das Umgekehrte?" Wie ein Fachwissenschaftler zu einer Lehrerpersönlichkeit werde, sei entscheidend. Prof. Bauer sagte, oftmals sei die Motivation, Lehrer zu werden, nicht die richtige. Hier könne womöglich ein Eignungstest vor dem Studium helfen. In Finnland würden nur die besten Absolventen Lehrer. Obwohl sie schon sehr lange in der Lehrerausbildung tätig sei, habe sie "das Ei des Kolumbus" noch nicht gefunden.