Lebensgefahr auf den Eisflächen

Von Stefan Linß und Maria Löffler
In ganz Deutschland üben die Rettungskräft die Eisrettung (Bild). Am Wochenende probte auch die Wasserwacht. Foto: Andreas Rosar/dpa Foto: red

Es knirscht und knackt ganz verdächtig. Die Spaziergänger an der Kulmbacher Kieswäsch bleiben lieber am Ufer stehen und nehmen die akustischen Warnungen ernst. Wer das Eis betritt, muss damit rechnen, dass er einbricht. DLRG, Wasserwacht und BRK-Rettungsdienst haben erst am vergangenen Sonntag an den Mainauen den Ernstfall geprobt.

 
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Sie nahmen an, dass ein Besucher des Naherholungsgebietes im Eiswasser um sein Leben kämpft. Das Szenario ist alles andere als aus der Luft gegriffen. Mindestens 15 Zentimeter sollte die Eisschicht stark sein, damit sie gefahrlos betreten werden kann, empfiehlt die DLRG. Um sicher zu sein, könne man am Rand ein kleines Loch bohren, um nachzumessen.

Probebohrungen

Am Trebgaster Badesee ist dieser Rat nicht umsetzbar. „Wir müssten etliche solche Probebohrungen machen“, sagt Harald Will im Gespräch mit dem Kurier. Denn die Eisfläche sei ganz unterschiedlich dick, erklärt der Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung. An einigen Stellen können es durchaus 20 Zentimeter sein, in anderen Bereichen sind es weniger als zehn Zentimeter. Der Grund sind die unterirdischen Quellen im See und die damit verbundene Bewegung. Über fließendem Wasser wächst die Eisschicht langsamer. „Es ist wirklich viel zu gefährlich, das Eis zu betreten“, warnt Harald Will. „Wir können nur an die Vernunft appellieren.“

Leichtsinnige unterwegs

In Trebgast wagen sich trotz der Warnungen manchmal ein paar Leichtsinnige aufs Eis. Es seien sogar schon Familien mit Kindern dort beobachtet worden, die dem zugefrorenen See nicht widerstehen konnten. „Bisher ist in Trebgast noch kein Eisunfall passiert. Uns ist zumindest keiner bekannt“, sagt Harald Will. Der Gemeindemitarbeiter hofft sehr, dass das so bleibt. Zumal die Wetterprognosen nichts Gutes verheißen.

Schönes Wetter lockt

„Bei schönem Wetter zieht es die Leute raus ins Freie“, sagt Will. Wenn die Sonne scheint und gleichzeitig die Außentemperatur wieder Plusgrade erreicht, beginnt die ohnehin schon dünne Eisschicht weiter zu schmelzen. Damit steigt die Gefahr, ins Eis einzubrechen. Die Stadt Kulmbach weist auf einem großen Schild darauf hin, dass das Naherholungsgebiet Mainaue nicht für den Eissport bestimmt ist. Für ihre Übung in der kalten Kieswäsch haben die Retter am vergangenen Sonntag im Uferbereich ein Stück der Eisfläche herausgeschnitten. Seitdem ist es nicht wieder zugefroren. Die Bruchstellen weiten sich aus und das Knacken scheint lauter zu werden.

Dunkle Stellen gefährlich

Die DLRG und die Wasserwacht klären über die Gefahren auf. Dunkle Stellen im Eis bedeuteten, dass es hier besonders dünn ist. Unverantwortlich sei es, eine Eisfläche alleine und vielleicht noch in einer verlassenen Gegend zu betreten. Wie der Ernstfall aussehen kann, schildern die Retter: Es knackt und kracht, und ehe man reagieren kann, ist es schon zu spät. Das Eis bricht und man versinkt im eiskalten Wasser. Wellen von Schmerzen schießen durch den Körper, Panik breitet sich aus. Kein Mensch weit und breit und die Kräfte schwinden. Das rettende Ufer scheint meilenweit entfernt. Man fängt an, um sich zu schlagen und mit den Füßen zu treten.

Ruhe bewahren in misslicher Lage

Trotz der misslichen Lage sei es wichtig, Ruhe zu bewahren, erklären DLRG und Wasserwacht. Wer eingebrochen ist, sollte seine Arme auf der vor ihm liegenden Eisfläche ausbreiten und sich möglichst mit den Füßen von der Eiskante abstoßen. Dann auf das Eis rollen und zum sicheren Ufer kriechen. Sofort den nächsten Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen, so der Rat der Lebensretter. DLRG und Wasserwacht geben weitere Tipps. Beispielsweise sollte man sich schon vor Betreten des Eises nach geeigneten Hilfsmitteln wie Stangen oder Ästen umsehen und diese gut sichtbar und vor allem sicher deponieren. Und immer sofort einen Notruf über die Nummer 112 absetzen.

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