Leben wie im Mittelalter

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Zeltlager zum Lutherjahr: Mit Begeisterung waren Jakob, Melanie und Ben Freiberger bei den Spielen in der Gaukler-Gruppe dabei. Foto: Frauke Engelbrecht Foto: red

Einmal leben wie einst Martin Luther, das ist cool. Wie war es damals im Mittelalter, was haben die Menschen gemacht? In einem Zeltlager auf dem Sportplatz in Seidwitz haben die Kinder der Kirchengemeinde Seybothenreuth-Birk-Seidwitz erlebt.

 
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„Wir machen dieses Zeltlager alle zwei Jahre“, erklärt Pfarrer Matthias Öffner. Und weil heuer eben 500 Jahre Reformation gefeiert werden, steht es diesmal unter dem Motto „Leben wie Luther“. Es ist schon einiges los auf dem Sportplatz am Samstagabend, ein paar Zelte stehen schon. Die Brüder Lorenz (9) und Jonas (4) Meyer aus Creußen springen aufgeregt über die Wiese, in ihr Zelt, wieder heraus. Das Zelt ist schon etwas schief durch die Aktion, aber das macht nichts. Mama Daniela richtet es noch mal aus. Warum sind die Jungs da? „Hier sind viele unserer Freunde“, sagen die beiden. So richtig gezeltet haben sie bisher noch nicht.

Mütter verteilen Kekse

An einer anderen Stelle stehen einige Mütter und schenken Kaffee aus, verteilen Kekse. Gemeinsam mit Öffner und den Teamern kümmern sie sich um die Kinderschar. Gut 50 werden es wohl insgesamt sein, schätzt Pfarrer Öffner. Martin (16) und Manuel (13) gehören zu den Teamern. Sie haben bereits konfirmiert und engagieren sich nun in der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde. Die beiden sind aus Seybothenreuth. „Das macht Spaß und so lernen wir die Jugendlichen aus dem Ort besser kennen“, sagen sie. Sie wollen den Kindern heute das Leben der Gaukler vermitteln. In ihrem Rucksack haben sie verschiedene Bälle und ein Indiaka dabei. „Früher sah das allerdings etwas anders aus. Da waren die Bälle aus Lederresten zusammengeschnürt“, erklärt Martin.

An einem Tisch wird getöpfert

Und es gibt noch verschiedene andere Stationen auf dem nachempfundenen Mittelaltermarkt, um den Kindern das Leben von damals anschaulich näher zu bringen. An einem Tisch wird getöpfert. Sorgfältig legen die Schwestern Dana (10) und Mona (8) eine Tonrolle auf die anderen und verstreichen die Übergänge sorgfältig. So soll schließlich ein Gefäß entstehen. In der Schule haben sie das auch schon gemacht. Haben sie da auch schon über Martin Luther gesprochen? Was wissen sie von ihm? „Wir haben in Religion ein Referat über Luther gemacht“, sagt Dana, „der hat die Bibel übersetzt, damit alle Leute sie lesen und verstehen können.“ Und dann waren da noch die 95 Thesen. „Das waren so was wie Gesetze“, erklärt das Mädchen weiter.

Pfarrer Öffner bläst auf der Trompete

Pfarrer Öffner bläst auf der Trompete eine Signal und die Gruppen wechseln einmal durch. Am nächsten Stand ist eine Schreibstube. Hier ist Lea (7) gerade dabei, eine Seite zu verzieren. Mit einer Feder und Tinte schreibt sie „Für Patin von Lea“ auf das Papier. Dann malt sie noch Blumen, einen Ball, einen Schmetterling und ein Trampolin darauf. Schließlich schenkt sie ihrer Patin, die mitgekommen ist, das Blatt. In der Schule schreibt Lea mit Bleistift, erzählt sie. Sie kommt nach den Ferien in die zweite Klasse. Die Druckbuchstaben kann sie schon alle und das I und das U in Schreibschrift.

Gut riechen tut es am Lagerfeuer

Gut riechen tut es am Lagerfeuer. Dort backen Pfarrer Öffner und Rainer Fischer Pfannkuchen. Den Kindern schmeckt es. Fischer ist dabei, weil seine Töchter auch zelten wollten. Spricht er mit seinen Kindern über Luther und den Glauben? „Ja, etwas. Ein Opa der beiden Mädchen ist kürzlich gestorben und da habe ich ihnen gesagt, dass er nun auf einer Wolke sitzt und auf sie runterschaut“, sagt er. Diese Vorstellung ist für die Mädchen in Ordnung.

In einem Silo in der Nähe des Sportplatzes ist noch eine Gruppe beim Bogenschießen. So, wie es eben im Mittelalter gelaufen ist. Später wird auch noch Martin Luther beim Zeltlager vorbeischauen. Aber erst müssen die Kinder ihn suchen. „Eine Fährte wird sie zu ihm führen“, sagt Öffner. Am Sonntagmorgen gab es dann noch einen Familiengottesdienst im Freien. Bei einem Anspiel ging es dabei um die Entdeckung der Gnade und die Tauferinnerung.

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