Leben für Wagner: Paul Götz feiert 80.

Von Michael Weiser

Paul Götz, Ehrenvositzender des Richard-Wagner-Verbands, feiert heute seinen 80. Geburtstag, in einem Jahr, in dem er außerdem ein 50jähriges Jubiläum feiern könnte: Seit einem halb Jahrhundert genau lebt der gebürtige Würzburger in Bayreuth, und dass er dort lebt, liegt natürlich nur an Richard Wagner.

 
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Es ist schon so: Wo normalerweise berufliche oder familiäre Erwägungen den Ausschlag geben, war es bei Paul Götz der Komponist Richard Wagner, der ihn eine berufliche Chance nutzen ließ: zum Umzug nach Bayreuth.

Er hatte sein Jura-Studium gerade beendet, da wurde in Bayreuth eine Stelle frei. Und er, als großer Wagner-Fan, zögerte nicht. Wohnort, Beruf und Berufung  in Deckung zu bringen. Er investierte viel Zeit in sein Hobby, auch weil er sich zum Ehrenamt nicht lange drängen ließ, sondern bereitwillig Verantwortung übernahm. 1973 wurde er zum 2. Vorsitzenden des Richard-Wagner-Verbands Bayreuth gewählt, 1984 zum Geschäftsführer der Richard-Wagner-Stipendienstiftung. Seit 1990 war er 1. Vorsitzender des Verbands Bayreuth (RWB), auch im Präsidium des deutschen Verbands, beziehungsweise des Richard-Wagner-Verbands International (RWVI)  übernahm er Ämter. „Ehrenamtlich“, betont er, „mit Eintrittskarten als Belohnung, die man aber selber zahlen musste.“ 

Ein kulturbegeisterter Junge

Schon in Würzburg hatte sich Paul Götz fürs Theater begeistert, „und auch beim Mozartfest habe ich geschaut, dass ich nichts verpasse“, erzählt  Götz. Ende der 50er Jahre arbeitete er dann schon als freier Mitarbeiter für die Mainpost, er schrieb Filmkritiken und Besprechungen von klassischen Konzerten - "auch wenn ich da manchmal überfordert war", sagt er. "Jedenfalls kam ich so zu Wagner." 1958 sah er "Lohengrin" als erstes Werk von Wagner, 1964 erlebte er bei den "Meistersingern" sein Bayreuth-Debüt. Seine Höhepunkte: "Tristan und Isolde" mit Birgit Nilsson und tatsächlich der "Jahrhundert-Ring" von Patrice Chereau. "Ich war skeptisch, aber am Schluss dann doch begeistert", sagt er. Erinnerungen, die er in der neuen Festspielgeschichte von Oswald Georg Bauer nachliest. "Jeden Abend lese ich darin, ich kann gar nicht mehr aufhören", sagt er. "Ich bin schon auf Seite 600."

Fülle von Ehrungen

2014 wurde er, nachdem er sich gerade vom Amt des Chefs zurückgezogen hatte, zum Ehrenvoristzenden ernannt. Aus der Fülle der weiteren Ehrungen ragen die Bayreuth-Medaille in Gold und das Bundesverdienstkreuz hervor. Horst Eggers, sein Nachfolger als Vorsitzender des Richard-Wagner-Verbands, gratuliert ihm herzlich: "Meine guten Wünsche verbinde ich mit meinem Dank für sein jahrzehntelanges Engagement für das Werk Richard Wagners als Vorsitzender des RWV Bayreuth, als Mitglied im Präsidium des RWVI und besonders als Geschäftsführer der RW- Stipendienstiftung."

Götz organisierte Vorträge, Tagungen, Wettbewerbe und Ausstellungen. Und: Götz verband seine Neigung zum Reisen mit Wagner. Er organisierte für seinen Verband alljährlich Reisen zu wichtigen Orten der Geschichte Wagners und zu Theatern. Auch seine Frau verdankt er Wagner und der Verbandsarbeit: Er lernte sie bei einer Veranstaltung kennen - ein ehemaliges Blaues Mädchen.

Förderung des Nachwuchses

Womit man ihn immer in Verbindung bringen wird: Mit der Stipendienstftung setzte er sich stark für den Nachwuchs ein, setzte auch für die Konzerte gerne auf junge Menschen, "von denen einige später als Solisten wieder in Bayreuth auftauchten". Er baute auch den Pool mit auf, mit dessen Mittel wohhabendere Verbände die Kollegen in Osteuropa unterstützten. Insgesamt 300 ost - und mitteleuropäische Studendeten wurden in seiner Ägide unterstützt. 

Als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk gönnte er sich einen Besuch bei seinem Sohn in Regensburg - und der Oper "Carmen" im dortigen Stadttheater. "In dem Stück war ich sogar mal Statist", erzählt er.