Wenn ein Vereinschef so lange im Amt war, dann hat er in der Regel eine Ära seines Vereins geprägt Laudel: Der Kapitän geht von Bord

Von Michael Weiser
Wechsel auf der Kommandobrücke der Kulturfreunde: Robert Baums übernimmt von Wilfried Laudel. Foto: Andreas Harbach Foto: red

 
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Wilfried Laudel hat zum Abschied leise servus gesagt. Vielmehr: nicht servus, sondern tschüss. Wie man halt sagt in Laudels Geburtsstadt Hamburg. Nach fast einem Vierteljahrhundert auf der Kommandobrücke der Kulturfreunde hat sich Laudel nicht mehr zur Wahl gestellt. Und wenn man beim Bild von Hafen und Hamburg bleibt, könnte man sagen: Der Kapitän geht von Bord.

Dieser Hanseat ist ein zurückhaltender, feiner Mann, dem das Auftrumpfen fernliegt. Und so hat er die Kulturfreunde mit sachter Hand durch schwere See gelenkt. Der nächste Hafen ist in Sichtweite. Daher hat Laudel nach über 300 Konzerten unter seiner Vorstandschaft den Chefposten an jemanden übergeben, der schon in den vergangenen Jahren Verantwortung trug. Robert Baums steht nun an der Spitze der Kulturfreunde, und man wird annehmen dürfen, dass sich an dem, was sich bewährt hat, wenig verändert.

Flexibles Programm

Bewährt hat sich einiges. Die Kulturfreunde haben sich in den vergangenen Jahren flexibler verhalten, als es mancher vermutet hätte. Seit der Schließung der Stadthalle können sie in Bayreuth keine symphonischen Konzerte anbieten. Stattdessen bieten sie Fahrten nach Bamberg an, laden ausgesuchte Kammermusikensembles und Solisten ein. Oftmals beweisen sie Spürsinn und stoßen so immer wieder an die Stars von morgen. Die Kulturfreunde bleiben auch nicht stur auf dem Pfad dessen, was man früher als Hochkultur etikettiert hat. Auch mit dem Jazzforum haben sie schon zusammengearbeitet, auch sie wissen, was cross over bedeutet: ein gedeihliches Miteinander der Stile, das neues Publikum anzieht. Überraschend gut hat sich das Zentrum bewährt – als Spielstätte für Kammermusik. Wie die Kulturfreunde den Wanderzirkus zu verschiedenen Ausweichspielstätten absolviert haben, verdient überhaupt Respekt.

Was eigentlich will Bayreuth mit der Stadthalle?

Laudel ist ein Mann der leisen Töne, der es dennoch nicht an Deutlichkeit vermissen lässt. In seinem letzten Bericht hat er die Fragen gestellt, die man als Mahnung an die Stadt sehen kann. Wo will sie hin mit ihrer Stadthalle, die nunmehr Friedrichsforum heißt? Welche Aufgaben soll der Kulturreferent erfüllen? Will die Stadt künftig selbst als Veranstalter auftreten? Es sind die Fragen, die auch andere Veranstalter umtreiben. Bislang liegen die Arbeiten an der Stadthalle im Zeitplan. Wenn Stadtbaureferentin Urte Kelm und ihre Leute weiter so vorankommen, hat Bayreuth ein Problem. Denn dann wird die Stadthalle bereits im Frühjahr 2020 fertig sein. Was wiederum bedeutet, dass man eigentlich jetzt schon die Frage etwa einer Intendanz geklärt haben müsste, ebenso wie die nach einem neuen Kulturreferenten. Künstler von Format müssten jetzt schon eingeladen sein.

Die Kulturfreunde haben Respekt verdient

Wenn man sich diesen Zeitdruck vor Augen hält, versteht man, wie viel Glück die Stadt mit den Kulturfreunden hat. Müsste sie selbst ein Veranstaltungsprogramm fürs Friedrichsforum stemmen, wäre sie zu spät dran. So sind es die Kulturfreunde, die das Risiko tragen. Was nicht bedeuten darf, dass man sich von Seiten der Verwaltung weiter Zeit lassen darf. Die Stadt verdankt Wilfried Laudel und seinen Mitstreitern viel. Sie ist es den Kulturfreunden schuldig, dass sie der Kultur Respekt zollt – und ihre Hausarbeiten löst, indem sie personelle und organisatorische Fragen rund um Friedrichsforum und Kulturreferat endlich entschlossen in Angriff nimmt.

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