"Langlebiger" Kunstrasenplatz ist marode

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Beschaulichkeit statt Betriebsamkeit: Der Kunstrasenplatz bleibt gegenwärtig menschenleer. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Als besonders langlebig war der Kunstrasen auf dem Platz neben dem Hans-Walter-Wild-Stadion gepriesen worden, als er 2009 seiner Bestimmung übergeben wurde. Nachdem das Gelände nun aber ebenso wie schon im vergangenen Winter gesperrt werden musste, zeichnet sich nach neun Jahren bereits ein kompletter Austausch des Belags ab.

 
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Als „Vorzeige- und Referenzplatz, der seinesgleichen sucht“, schwärmte der damalige Oberbürgermeister Michael Hohl bei der Einweihung von Deutschlands erstem Kunstrasenplatz, der aus dem Schaumstoff EPP (expandierendes Polypropylen) hergestellt wurde. Für diese Innovation des Bayreuther Kompetenzzentrums für Neue Materialien wurde mit 580.000 Euro sogar etwas mehr investiert als in einen „normalen“ Kunstrasen. Schließlich würde sich das langfristig rechnen, wie damals Christian Traßl als Geschäftsführer des EPP-Forums versprach: „Seine geringen Wartungs- und Pflegekosten sowie seine Langlebigkeit machen den EPP-Kunstrasen günstiger als einen normalen Kunstrasen.“

Minderwertige Klebebänder sind schuld

Dass der Platz nun schon zum zweiten Mal in genau jener Jahreszeit gesperrt ist, in der er eigentlich am wertvollsten sein sollte, ist für Sportamtsleiter Christian Möckel allerdings nicht unbedingt ein klarer Widerspruch. Man müsse die große Belastung für den Untergrund berücksichtigen: „Während der Unterrichtszeit dient der Platz dem Schulsport, von 16 bis 21.30 Uhr sind dann durchgehend Mannschaften zum Training drauf, und am Wochenende sind bis zu acht Spiele.“

Vor allem aber sei der Kunststoff gar nicht das Problem. Genau wie vor einem Jahr sei vielmehr minderwertiges Klebeband dafür verantwortlich, dass bei niedrigen Temperaturen zwei bis drei Zentimeter breite Spalten zwischen den verlegten Bahnen entstehen, die zu Stolperfallen werden können. Man habe geprüft, ob die zuständige Firma dafür regresspflichtig gemacht werden könne, doch das sei nicht der Fall.

250.000 Euro schon im Haushalt

Wie gemeldet, sind die 250.000 Euro für einen Austausch des kompletten Kunstrasens bereits im städtischen Haushalt dieses Jahres eingestellt. Eine erneute Reparatur erscheint daher wenig rentabel. Die Aussicht auf einen makellosen Platz im nächsten Winter löst allerdings nicht die aktuellen Probleme von Marc Reinhardt, dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) der SpVgg Bayreuth: „Wir möchten natürlich möglichst schnell wieder trainieren können.“ Die Pläne seines Vereins zum Bau eines eigenen Kunstrasenplatzes sind noch nicht so weit, dass sie ihm helfen könnten: „Die Vermessungen sind durchgeführt, jetzt warten wir auf einen Planentwurf, dann kann man an die Finanzierung gehen.“ Eine Zweitverwertung des städtischen Kunstrasens kann sich Reinhardt dabei kaum vorstellen: „Man könnte schon prüfen, ob das machbar wäre. Aber dieser Belag ist auch einfach nicht mehr zeitgemäß.“

Hohl-Antrag wenig aussichtsreich

Wenig aussichtsreich erscheint auch der Lösungsansatz von Michael Hohl. Der Altoberbürgermeister hat im Namen der CSU-Fraktion im Stadtrat beantragt, dass die Stadt die Ausfallzeit des Kunstrasenplatzes durch Anmietung anderer Spielfelder überbrückt. So weit geht das städtische Prinzip der kostenlosen Bereitstellung von Sportanlagen für die Vereine jedoch nicht, wie der städtische Pressesprecher Joachim Oppold auf Anfrage erklärte: „Beispielsweise hat Haspo Bayreuth aufgrund der Sperrung des Schulzentrums Ost im September 2017 die Nutzungsgebühren für die Ausweichhalle an der Universität selbst bezahlt. Auch die Tigers GmbH hat aufgrund eines Schadens an der Ammoniakanlage des Eisstadions im August 2016 das Trainingslager in Tschechien und die Eiszeiten in Mitterteich selbst bezahlt.“

Eine Verpflichtung der Stadt gegenüber dem Bayerischen Fußballverband besteht laut Oppold nicht. Man habe die SpVgg bei ihrer Bewerbung um das NLZ lediglich unterstützt mit der Bereitschaft, „im Rahmen der Möglichkeiten Trainingszeiten auf dem Kunstrasenplatz und Hallenzeiten im Winter zur Verfügung zu stellen.“ Anders sei es im Zusammenhang mit dem Stützpunkt des Deutschen Fußballbundes: „Mit dem DFB gibt es bereits seit 2002, also lange vor der Realisierung des Kunstrasenplatzes, eine Vereinbarung des Sportamts, wonach montags jeweils von 17 bis 20 Uhr Stützpunkttraining im Hans-Walter-Wild-Stadion ermöglicht wird.“

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