Über 20 Jahre war der Bayreuther der „spätberufene König der weißen Spur“ Langlauf-Idol Walter Demel wird 80

Von Herbert Steininger
Die Bronzemedaille über 30 Kilometer bei den Weltmeisterschaften 1966 war der größte sportliche Erfolg in Walter Demels Karriere. Foto: Karl-Heinz Lammel Foto: red

Fast zwei Jahrzehnte zählte der Bayreuther Walter Demel zu den besten Skilangläufern der Welt. Bis Anfang 1996 galt er mit seinen 26 Einzeltiteln, die er zwischen 1962 und 1975 gewann, als der national meistdekorierte Wintersportler. Erst dann übertraf ihn Jochen Behle, der seinen 27. deutschen Meistertitel im Langlauf holte. Vier Teilnahmen an Olympischen Winterspielen (1964, 1968, 1972, 1976) und ebenso viele bei Weltmeisterschaften (1962, 1966, 1970 und 1974) machten Demel zum Vorbild für nachfolgende Generationen.

 
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Aber das ist schon lange her: Am Dienstag, 1. Dezember, feiert Demel im Kreis seiner Familie in seinem Haus in Seulbitz seinen 80. Geburtstag. „Wir machen da kein so ein großes Aufhebens davon. Man kann doch froh sein, wenn man so alt wird“, sagt der Jubilar. „Ein paar Leute werden schon vorbei schauen, von der Feuerwehr und von meinem Verein SC Zwiesel, bei dem ich ja Ehrenmitglied bin. Und ein paar, die vorbei schauen müssen“, sagt der Jubilar und schmunzelt.

 

Ein Geschenk von oben in Form von Schnee wird es diesmal für das ehemalige Langlauf-Ass nicht geben. „Aber der kommt sicherlich noch“, hofft Demel darauf, dass er auch in diesem Winter mit seiner Frau seine Touren im Fichtelgebirge machen kann. „Im letzten Winter war ich 14 Mal am Ochsenkopf und bin dort meine Runden gelaufen, meistens alleine, weil meine Frau viel langsamer ist. Aber auf Schnelligkeit lege ich jetzt keinen Wert mehr, es soll in erster Linie Spaß machen.“ Im Sommer sieht sein Fitness-Programm Radtouren ins Fichtelgebirge und bis nach Thüringen vor. „Und dann jogge ich auch noch ein bisschen. Von Seulbitz über den Rodersberg zum Golfplatz und runter nach Höflas und dann wieder nach Hause.“

An seine sportliche Karriere erinnert er sich gerne – und ganz besonders an die Weltmeisterschaften im Mekka des Nordischen Skisports, dem Holmenkollen. „1966 habe ich dort die Bronzemedaille über 30 Kilometer gewonnen – und war im Anschluss begeistert und beeindruckt von der Stimmung, die bei der Siegerehrung vor 40 000 Zuschauern vor dem Rathaus in Oslo herrschte." Dieser dritte Platz war auch Demels größter sportlicher Erfolg.

 

Ein wenig Pech hatte er dann 1972 in Sapporo gehabt. „Hätte ich da eine andere Startnummer zugelost bekommen, wäre eine Medaille heraus gesprungen. Aber es hat kurz vor meinem Start geschneit und es lag Schnee in der Spur, so dass ich etwas langsamer wurde. Glück gehört im Sport halt einmal dazu.“ Und so kehrte er mit zwei fünften Plätzen (30 und 50 km) und zwei siebten Rängen (15 km und Staffel) aus Japan zurück.

 

Demels Talent wurde erst im Alter von 22 Jahren beim Bundesgrenzschutz erkannt, danach ging es aber steil bergauf. Vom SC Zwiesel gefördert, wurde der gelernte Dachdecker als „spätberufener König der weißen Spur“, als „Energiebündel“, oder „Langlaufwunder“ und sogar als „Phänomen“ tituliert. Alle seine Titel holte er im damals üblichen klassischen Stil, „das ist die eigentliche Urform dieses Sports und für mich immer noch ästhetischer, als die Skating-Technik. Und ich bin immer noch lieber klassisch unterwegs“, und fügt an: „Zumal ich mir fürs Skaten auch neue Skier zulegen müsste.“

 

Das Sportgeschehen in der Region verfolgt der ehemalige Polizeihauptmeister immer noch mit Interesse. Vor allem, wenn es um Wintersport geht. „Da haben wir in Gefrees und in Neubau einige vielversprechende Talente, von denen wir noch einiges erwarten können.“ Aber auch von der Olympia-Teilnehmerin Anne Haug (Triathlon) und den Olympia-Kandidaten Florian Vogel (Schwimmen) sowie Nina Laura Kreutzer (Schießen) hat er eine hohe Meinung.