Waldauer erhofften sich Anerkennung der renaturierten Trebgast als Ausgleichfläche Landwirte ärgern sich über Naturschutzvorgaben

Von

Wurzelstöcke, Buhnen und Totholz lockern den Lauf der Trebgast auf. Das Wasserwirtschaftsamt Hof hat die Trebgast für 425 000 Euro renaturiert. Ökologisch wurde das Gelände zwischen Trebgast und Harsdorf damit aufgewertet. Doch einige Landwirte fühlen sich über den Tisch gezogen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Für manchen sehe die Landschaft momentan noch so aus, als sei sie verwundet, sagte Benno Strehler zum Abschluss der sogenannten hydromorphologischen Maßnahme am Freitag beim Ortstermin in Heidelmühle. Aber dieser Zustand werde nicht von Dauer sein: „Die Natur wird sich den Raum wieder zurückerobern.“

Schnurgerade Gewässerläufe, wie sie in der Vergangenheit üblich waren, gelten heute als unnatürlich. In den 50er Jahren wurde die Trebgast noch nach diesem Vorbild begradigt. Die Europäische Wasserrichtlinie fordert längst etwas anderes: Die Gewässer sollen sich selbstständig entwickeln, Artenvielfalt begünstigen und kleinere Hochwasser aufnehmen. Strukturarme, gerade Bachläufe hatten eine Vielfalt von Tieren und Pflanzen entlang des Gewässer bisher verhindert.

Das Ziel des Wasserwirtschaftsamts mit Sitz in Hof sei gewesen, so Strehler, den Lauf der Trebgast ökologisch aufzuwerten. Gemeinsam mit der Teilnehmergemeinschaft Waldau, der Regierung von Oberfranken, der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt in Kulmbach, dem Amt für ländliche Entwicklung und der Autobahndirektion bereitete die Behörde die Renaturierung vor. Die konkrete Planung begann 2012. Zwischen Mitte Juni und November diesen Jahres wurde gebaut.

Die Vorteile: Da das Gelände in der Aue abgetragen wurde, ist sie künftig in der Lage, 8200 Kubikmeter Wasser zusätzlich zurückzuhalten. Kies und Steine, Röhricht und Hölzer werten den Lebensraum auf. Das Gewässer ist jetzt gekrümmt und unterschiedlich breit. Der Fließweg wurde um rund 200 Meter verlängert, damit sich dort auch bald wieder Fische tummeln.

Die allerersten Überlegungen zur Wiederherstellung eines natürlichen Lebensraums an der Trebgast gehen auf das Jahr 2001 zurück. Damals begann die Flurbereinigung in Waldau, die einen Landtausch möglich machte. Aber der Streitpunkt sind die Ausgleichsflächen für den Naturschutz.

Helmut Erlmann wurde als Sprecher der Teilnehmergemeinschaft Waldau deutlich: „Wir Landwirte fühlen uns etwas über den Tisch gezogen. Man versteckt sich hier hinter dem Gesetz.“ Der Unmut richtet sich nicht gegen das Wasserwirtschaftsamt. Die Anlage sei „sehr schön und in das Landschaftsbild eingebettet“, sagte Erlmann.

Die Kritik ziele vielmehr auf die Naturschutzbehörde. Und auf Staatsministerin Melanie Huml, die als ehemalige Umweltstaatssekretärin eine Anerkennung der Renaturierungsmaßnahme als Ausgleichsfläche abgelehnt habe. „Ohne die Flurbereinigung hätte es das Ganze hier nie gegeben“, betonte Erlmann. Die Landwirte seien fest davon ausgegangen, dass der Naturschutz die Flächen anerkenne. Erlmann bat nachdrücklich darum, die Naturschutzbehörde möge noch mal auf ministerieller Ebene verhandeln.

Siegfried Käb-Bornkessel, Mitarbeiter des Amts für ländliche Entwicklung, und Vorstandsvorsitzender der Teilnehmergemeinschaft sprach von einem „Kampf um jeden Quadratmeter“. Erst nach vielen Verhandlungen sei ein Kompromiss erzielt worden.

Schon als 2001 ein Pufferstreifen an der Trebgast wegen des Radwegebaus angelegt werden sollte, hätten die Landwirte gedroht: „Nur über unsere Leichen!“ Dennoch seien bei der Flächenneuverteilung im Jahr 2011 dem Freistaat 3,5 Hektar Flächen (rund ein Hektar Wasserfläche) für 21 000 Euro überlassen worden. Allein durch das Entgegenkommen der Teilnehmergemeinschaft sei ein beschleunigtes Verfahren möglich gewesen, unterstrich Käb-Bornkessel. Er schlug vor, den weiteren Verlauf der Trebgast ebenfalls zu renaturieren. Damit würde die Lücke bis zum Regenrückhaltebecken an der Autobahn 70 geschlossen.

Der Neudrossenfelder Bürgermeister Harald Hübner, in dessen Gemeindegebiet Heidelmühle liegt, sagte, viele Stellen hätten zum Wohle der Natur zusammengeholfen. Die Teilnehmergemeinschaft Waldau habe letztendlich Flächen zur Verfügung gestellt. „Und ohne die ginge es nicht.“

Autor

Bilder