Lamilux investiert kräftig

Von Christopher Michael und
 Foto: red

Die Rehauer Firma Lamilux steckt 20 Millionen Euro in neue Vorhaben. Jetzt war Baubeginn für eine weitere Produktionsstätte

 
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Wirtschafts-Staatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU) schlüpfte kurzerhand in die Rolle des Baggerführers: Unter Anleitung eines Fachmanns steuerte er die Schaufel des Fahrzeugs, die sich zunächst etwas ruckartig bewegte, doch dann grub sie sich in die Erde und hob ein ordentliches Stück aus.

Mit diesem symbolischen Akt gab Pschierer am Freitagabend vor zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft den Startschuss für ein 20-Millionen-Euro-Projekt von Lamilux. Auf einem zusätzlichen, mehr als 50.000 Quadratmeter großen Grundstück im Gewerbegebiet in Rehau im Landkreis Hof baut die Firma eine neue Produktionsanlage für faserverstärkte Kunststoffe. Die Fertigungsstätte soll Produktion und Logistik unter einem Dach vereinen: Während in einem Hallenschiff die Fertigungsanlage läuft, dient das zweite der Warenlogistik und dem Versand. 

Größte Investition der Firmengeschichte

Das Rehauer Familienunternehmen nimmt in diesem Jahr insgesamt 23 Millionen Euro für neue Vorhaben in die Hand. Das ist die größte Investitionssumme in der Firmengeschichte, wie Lamilux-Chef Heinrich Strunz unserer Zeitung am Rande des obligatorischen Spatenstichs sagte.

Die neue Fertigungsanlage nannte er „eine wichtige Grundlage“ für die Zukunft seiner Firma. Staatssekretär Pschierer dankte der Familie Strunz nicht nur für ihre Standorttreue, sondern auch für die „hervorragende Ausbildungsleistung“.

Das Unternehmen beschäftigt mehr als 100 Lehrlinge und wurde mehrmals für seine Ausbildungsqualität ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr steigerte Lamilux seinen Gesamtumsatz von 230 Millionen Euro auf 263 Millionen Euro. Großen Anteil daran hatte mit 160 Millionen Euro (2016: 140 Millionen Euro) der Bereich der faserverstärkten Kunststoffplatten (Composites), der mit dem Neubau in Rehau nochmals wachsen soll.

Die Hausaufgaben gemacht

Im zweiten Geschäftsfeld, den Tageslichtsystemen, legte der Umsatz im Vorjahr auf 103 Millionen Euro zu (2016: 89 Millionen Euro). Vor allem zwei Entwicklungen haben laut der geschäftsführenden Gesellschafterin Dorothee Strunz zu den gestiegenen Erlösen beigetragen: Im Bereich Composites verbesserte das Unternehmen die Effizienz in der Produktion, im Feld Tageslichtsysteme stellte Lamilux um auf einen Mehrschichtbetrieb. Darüber hinaus habe ihr Unternehmen „bei Forschung und Entwicklung die Hausaufgaben gemacht“, sagte Strunz im Gespräch mit unserer Zeitung.

Für das laufende Geschäftsjahr peilt die Firmenführung erneut „ein solides Wachstum“ an und investiert gleichzeitig kräftig. Zusätzlich hat sich das Unternehmen Anfang des Jahres mit dem Kauf der Roda-Gruppe verstärkt. Während die Rehauer bei ihren Tageslichtsystemen nach eigener Aussage vor allem in den Bereichen Licht und Sicherheit – etwa beim Rauchabzug – stark sind, überzeuge Roda besonders im Bereich Lüftung. Rodas Know-how sei vor allem bei Betrieben gefragt, in denen rasch viel warme Luft aus einem Gebäude abgeführt werden muss, etwa in Bäckereien oder in der Automobilindustrie.

Lamilux und Roda haben schon seit vielen Jahren gute Geschäftsbeziehungen, wie der geschäftsführende Gesellschafter Heinrich Strunz betonte. Die vier ehemaligen Roda-Gesellschafter hätten jedoch keine Nachfolger für ihr Unternehmen gefunden. Also ergriff Lamilux die Chance. Als „gern gesehener Partner“, wie es Heinrich Strunz formulierte. „Wir haben sicherlich keinen Problemfall übernommen. Die ersten beiden gemeinsamen Monate waren sehr erfreulich.“

Internationales Geschäft ausbauen

Lamilux wolle weiter sein internationales Geschäft ausbauen. Dabei unterscheiden sich die beiden Unternehmensbereiche derzeit deutlich, wie Heinrich Strunz ausführte. Während bei den Tageslichtsystemen aktuell rund 80 Prozent des Umsatzes national erwirtschaftet würden, gingen im Composite-Geschäft rund 90 Prozent aller Verbundwerkstoff-Platten ins Ausland. 

In beiden Sparten profitieren die Rehauer von der großen Nachfrage nach energieeffizienten Systemen und Produkten. Besonders im Lkw- und Automobilbau, in dem verstärkt leichte und dennoch feste Materialien benötigt werden, kommen Lamilux-Platten zum Einsatz. „Die Welt bleibt nicht stehen“, fasste Heinrich Strunz die Entwicklung zusammen. „Und wir beobachten genau, was digitalisierbar ist.“

Eine eigene „Digitalisierungs-Task-force“ solle künftig den Markt genau im Auge behalten, sagte Dorothee Strunz. Großes Potenzial für automatisierte Prozesse sieht Strunz im Bereich Glasarchitektur. Dort könne es bald schon so weit sein, dass von der Planung im Architekturbüro bis zur Produktion bei Lamilux alles digital abläuft.

Die von den Eheleuten Strunz vorgegebene Marschrichtung ist deutlich: „Wir wollen unsere Position ausbauen.“

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