Ladenpaten: Die Lebensader der Tafel

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Miet- und Stromkosten, Reinigungs- und Benzinkosten: Ohne die Unterstützung ihrer Ladenpaten könnte der Verein Bayreuther Tafel nicht existieren. Am heutigen Samstag wirbt die Tafel am Winterdorf wieder um neue Unterstützer. Als Dank gibt es eine der heiß begehrten Sammeltassen. Foto: Archiv/Martin Ritter Foto: red

Es sind Privatpersonen und Firmen, Organisationen und Familien, denen diese Einrichtung am Herzen liegt: Sie unterstützen die Bayreuther Tafel mit Ladenpatenschaften und sichern damit deren Existenz. „Ohne die finanzielle Unterstützung unserer Ladenpaten könnten wir die hohen Nebenkosten niemals stemmen“, sagt die Vorsitzende des Vereins, Ingrid Heinritzi-Martin. Am heutigen Samstag geht die Tafel wieder auf Patenfang: von 11.30 bis 14 Uhr können sich Interessenten am Winterdorf in die Liste der Paten eintragen. Als Dankeschön erhalten sie eine der jährlich neu aufgelegten Ladenpaten-Sammeltasse, die wie die elf Exemplare zuvor von der Porzellanfabrik Walküre hergestellt wurde.

 
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Heinritzi-Martin ist guten Mutes, dass die diesjährige Rekordzahl noch einmal übertroffen werden kann. Als Ziel hatte der Verein im vergangenen Dezember die Hürde von 222 Ladenpaten ausgegeben. Es wurden sogar deutlich mehr. Jeder Ladenpate unterstützt die Tafel ein Jahr lang mit zehn Euro pro Monat. Manche zahlen jedoch auch deutlich mehr, freut sich die Vorsitzende. Und wieder andere bleiben seit Jahren der Tafel als Ladenpaten treu. Mit den Beiträgen der 180 Mitglieder – sie zahlen jeweils 25 Euro im Jahr - könnten die laufenden Kosten nicht getragen werden, Und diese sind hoch: „Wir müssen Miete zahlen, haben jeden Monat eine Stromrechnung von 700 Euro, müssen Müllgebühren zahlen und die beiden Autos unterhalten“, zählt Heinritzi-Martin auf. Hinzu kommen Reinigungskosten und das Gehalt für einen fest angestellten Mitarbeiter. Dank der finanziellen Unterstützung der Kurier-Stiftung Menschen in Not, mit der die Benzinkosten für die Monate Januar bis Oktober bezahlt wurden, konnte die eingesparte Summe für andere, wichtige Investitionen verwendet werden.

Nach Weihnachten gibt es Lebkuchen

Während die Spenden helfen, die laufenden Kosten tragen zu können, ist es die ehrenamtliche Arbeit der rund 140 Frauen und Männer, die sechs Tage die Woche für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Sie sammeln bei den Förderen – Lebensmittelmärkte, Bäckereien, Metzgereien – die Waren ein und holen im Zentrallager des Bundesverbandes in Feucht größere Spenden ab. Meist sind es größere Chargen, die von Großbetrieben zur Verfügung gestellt werden. Ein Großbäcker habe einmal, erinnert sich Heinritzi-Martin, große Mengen Schnittbrot mit falschen Etiketten versehen. „Das Brot wieder auszupacken und neu zu etikettieren, wäre zu teuer gekommen, also haben sie es gespendet“, sagt die Vorsitzende. Und wenn Weihnachten vorüber ist, werden wieder große Mengen nicht verkaufter Lebkuchen in die Lager der Tafeln geliefert. Manchmal würden auch „tolle Sachen“ gespendet: Kistenweise Ananasfrüchte, die nicht mehr den ästhetischen Ansprüchen genügen. Oder Bratwürste in vielen verschiedenen Varianten. Oder kistenweise Radieschen, deren Blätter bereits leicht verwelkt waren. Zwei Mal im Jahr erhalte die Tafel auch große Mengen an Tiefkühlpizza, die genauso begehrt seien wie Fertiggerichte oder Kartoffelsalat, der in Zehn-Kilo-Eimer angeliefert und am Verteiltag in kleinere Behälter umgefüllt würde. „Nichts von dem, was wir verteilen, ist schlecht oder vergammelt“, sagt Heinritzi-Martin. Im Gegenteil. Eine Untersuchung durch Studenten habe ergeben, dass der Wert der Waren jeder Tasche, die aus dem Tafelladen getragen werde, rund 50 Euro betrage. „Das ist Geld, das unsere 480 Kunden, die nur über geringe Einkommen verfügen, gut für andere wichtige Dinge wie Reparaturen oder Neuanschaffungen gebrauchen können.“

Gegen die Verschwendung von Lebensmitteln

Wer noch nicht sicher ist, ob er eine Patenschaft übernehmen soll und sich erst noch näher über die Tafel informieren möchte, trifft heute im Winterdorf auf kompetente Informanten wie die Vorsitzende Heinritzi-Martin oder ihren Stellvertreter Klaus Wührl-Struller, der die Idee zu den Ladenpatenschaften hatte. Wem das noch immer nicht genügt, kann sich unter Leitung von Heinritzi-Martin auch in de Räumen der Tafel umsehen. „Viele unserer Ladenpaten, aber auch der ehrenamtlichen Mitarbeiter, unterstützen die Tafel aber nicht nur aus dem Grund, bedürftigen Menschen zu helfen. Für sie kommt noch ein zweiter wichtiger Aspekt hinzu: dass durch die Tafeln vermeiden werden kann, dass ausrangierte, aber noch genießbare Lebensmittel im Müll landen“, so die Vorsitzende.

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