Friedrich Baumann und seine Mitarbeiter organisierten den Umzug vom Städtischen Krankenhaus ins Klinikum Kurzer Weg in den Jahrhundertbau

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Friedrich Baumann (87) war Verwaltungsleiter im Klinikum Bayreuth. Vorher war er stellvertretender Verwaltungsleiter des Städtischen Krankenhauses. Er kennt die Geschichte des Klinikums wie wenige andere. Foto: Eric Waha Foto: red

Eine riesengroße Panne hat es gegeben. Daran erinnert sich Friedrich Baumann, wie an so viele andere Dinge aus seiner aktiven Zeit am Klinikum Bayreuth und dem alten Städtischen Krankenhaus, als wäre es erst gestern gewesen. Obwohl es schon 30 Jahre und ein paar Tage her ist. Eine Panne, die ihn heute noch richtig ärgert. Selbst wenn ihn keine Schuld trifft. "Es gibt kein einziges Bild davon. Alle verschwunden", sagt Baumann. Kein Foto vom Umzug, den Baumann und seine Kollegen organisiert haben.

 
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Friedrich Baumann wollte nie in die Verwaltung. "Techniker wollte ich werden", sagt er. Trotzdem ist er mit 18 Jahren zur Stadt, als Beamtenanwärter. Im Juni 1946 fängt er an. Ein Tag, der 40 Jahre später eng mit dem Klinikum verknüpft sein wird. "Ich war im Rathaus, im Personalamt", sagt Friedrich Baumann (87). "1963 bin ich als stellvertretender Verwaltungsleiter ins Städtische Krankenhaus gekommen. Zehn Jahre später wurde ich als Geschäftsleiter des neu gegründeten Zweckverbands Klinikum Bayreuth gewählt." Baumann ist so nah dran wie kaum ein anderer an dem Prozess, an dessen Ende das Klinikum Bayreuth stehen sollte. "Ein Jahrhundertbauwerk. So habe ich das immer gesehen. 272 Millionen Mark teuer. Und heute schaut alles schon wieder ganz anders aus", sagt Baumann.

Plötzlich zwei Halbtagsjobs

"Ich hatte plötzlich zwei Halbtagsjobs." Zwei Vollzeitberufe, die seinen Tag teilten. "Vormittags bin ich ins Rathaus, habe mich um den Zweckverband gekümmert. Mittags bin ich rauf ins alte Krankenhaus. das war natürlich keine 40-Stunden-Woche mehr." Was Baumanns Frau Gertrud mit einem Kopfnicken quittiert. "Er war ja ganz selten da. Und ich war mit den zwei Kindern allein." Dazu die vielen, zähen Verhandlungen im Vorfeld des Klinik-Neubaus, die oft bis in die Nacht gingen. Baumann mittendrin. "Mit Händen und Füßen habe ich mich dagegen gewehrt, dass man die Hohe Warte zumacht. Die wollten die in München nicht mehr."

Familiär ging es zu am Klinikum

Gertrud Baumann erinnert sich trotzdem gern an die Zeit mit dem Städtischen Krankenhaus. "So familiär wie dort ging es im Klinikum nicht mehr zu. Man hatte so einen engen Kontakt zu den Diakonissen, die es später nicht mehr gab. Auch privat haben wir mit der einen oder anderen heute noch Kontakt." Zu Weihnachten gab es erst einen Gottesdienst, "danach hat Hans Walter Wild Bratwürste und Stampf spendiert. Man saß nett beisammen".

Gute Bauzeit, keine Unfälle

Nach der Entscheidung, dass auf der grünen Wiese ein neues Krankenhaus gebaut werden sollte, ging es vergleichsweise schnell, sagt Friedrich Baumann. "Wir hatten eine gute Bauzeit. Keine Kostenüberschreitung, keine Unfälle. Das Einzige, an das ich mich erinnere: über Nacht ist die Kantinenbaracke abgebrannt." Die Vorbereitungen auf den Umzug seien vergleichsweise einfach gewesen. "Zum Glück hatte ich einen guten Mitarbeiter von den Rummelsberger Anstalten zugeteilt bekommen, der mich unterstützt hat." Und: "Ein großer Vorteil war, dass wir aus dem Städtischen Krankenhaus eigentlich nichts weiter mitnehmen mussten." Bis auf die Patienten, die umziehen sollten. "Die Zahl hatten, wir so weit es ging, auf den nierdigstmöglichen Stand reduziert für den Tag des Umzugs. Es waren rund 300 Patienten." "Alles andere", sagt Baumann, "war neu. Alle Geräte waren neu angeschafft worden. Deshalb brauchten wir da keine Spedition".

Krankenwagen fahren ganzen Tag im Kreis

Die Patienten, die vor der großen Einweihung im Juni 1986 umziehen sollten, wurden mit Krankenwagen an einem einzigen Tag vom Städtischen Krankenhaus ins Klinikum gefahren. "Wir haben morgens um 8 Uhr angefangen, nachmittags um 16 Uhr waren wir fertig. Alle Patienten lagen in den neuen Betten. Die Krankenwagen sind praktisch ständig im Kreis gefahren." Alle anderen Abteilungen, die nichts mehr mit dem alten Krankenhaus zu tun hatten, wie etwa die Verwaltung, waren schon vor den Patienten von der Kulmbacher Straße an den Roten Hügel gezogen. "Alle waren geschult worden, man konnte sofort nahtlos weitermachen."  

Kein einziger Film fand den Weg zurück nach Bayreuth

Viele, viele Fotos hat Friedrich Baumann gemacht, als die Patienten gefahren wurden. "Die Filme sind verschwunden. Alles Diafilme, die in die Umkehranstalt geschickt werden mussten. Die Firma hat es auf die Post geschoben. Die Post auf die Firma. Das war für mich persönlich die größte Panne, dass da kein Bild existiert." Der Betrieb des Klinikums sei vergleichsweise fehlerfrei angelaufen. "Bis auf die Kleinbehälterförderanlage. Ein Schienensystem, über das die Abteilungen Krankenakten und Proben verschicken sollten. Die Firma hat das zwei Jahre lang nicht zum Laufen gebracht. Und statt dessen einen Hol- und Bringedienst eingeführt, den die Mitarbeiter in den Abteilungen eigentlich nicht mehr missen wollten, als die Anlage dann endlich funktionierte", sagt Baumann.

Zum 40-jährigen Dienstjubiläum war Ministerpräsident da - wegen der Einweihung

Kurz nach dem Umzug und der Inbetriebnahme des ersten Bauabschnitts Anfang Juni 1986 - die Kinderklinik sollte erst eineinhalb Jahre später umziehen - kam er dann, der große Tag der Einweihung. Ein großer Tag für Friedrich Baumann. "Franz-Josef Strauß war da, ein großes Fest. Ausgerechnet am 27. Juni 1986. Der Tag, an dem ich mein 40-jähriges Dienstjubiläum bei der Stadt hatte." 

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