Kunst als Brücke zwischen Kulturen

Von Andrea Pauly
Dr. Beatice Trost und Hannelore Schwoerer-Buck vom Bayreuther Kunstmuseum, Foto: Andreas Harbach Foto: red

Mit der bildenden Kunst ist es wie mit der Musik: Sie ist unabhängig von der Sprache des Betrachters, Worte sind Nebensache. Gerade das soll der Vorteil eines Pilotprojektes im Kunstmuseum mit Geflüchteten und für Geflüchtete sein. Es soll Kunst und Kultur vermitteln, Verständnis und Empathie fördern.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Sprache spielt in der Integration eine tragende Rolle - in der Kunst aber nicht immer. Sie ist auf der einen Seite nicht nötig, um Kunst zu schaffen und zu verstehen, aber bietet gleichzeitig die Möglichkeit, schon mit einem geringen Wortschatz über Gesehenes und Gefühltes zu sprechen, sagt Marina von Assel, Leiterin des Bayreuther Kunstmuseums.

Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben

Die Kunstpädagogik steht in dem Bayreuther Museum schon lange im Fokus, „weil wir uns als Vermittlungsmuseum sehen“, sagte sie im Kulturausschuss der Stadt. Das Pilotprojekt „Bürger von hier, da und dort“ richtet sich besonders an Geflüchtete und dreht sich um ihre Zukunft. Es hat die interkulturelle Sensibilisierung und zugleich eine zwanglose Begegnung über kulturelle Grenzen hinweg zum Ziel - mit der Kunst als Brücke. Das Projekt soll es Geflüchteten möglich machen, am sozialen und kulturellen Leben teilzuhaben und Eigeninitiative zu entwickeln. Gleichzeitig sollen die Kunstprojekte sinnliche Anreize zum Nachdenken geben.

Das Projekt ist in drei Bereiche aufgeteilt:

Kennenlernen gesellschaftlicher und landeskundlicher Spielregeln mit Hilfe von Stadtspaziergängen und in der Auseinandersetzung mit der Bilderkultur oder Kleiderordnungen und mit praktischen Arbeiten zum Beispiel zu den Themen „Burka und Jeans“ oder „Die Farben und das Grundgesetz“. Die Ergebnisse werden im Kunstmuseum gezeigt.

Erfahrung der eigenen Persönlichkeit in ihrer Kreativität in einer offenen, freien Werktstatt mit kunsttherapeutischer Begleitung durch Ingrid Seidel und Begabtenförderung durch Hannelore Schwoerer-Buck. Drei junge Geflüchtete haben bereits Kontakt zum Kunstverein geknüpft, malen und zeichnen dort. Marina von Assel zeigte im Kulturausschuss einige der Arbeiten der drei jungen Afghanen.

Die Ausbildung zu so genannten Cicerones, also Kulturdolmetschern: Studierende und studierfähige Geflüchtete sollen für andere Geflüchtete dolmetschen, können Praktika im Kunstmuseum absolvieren und später eigene Veranstaltungen planen und organisieren. Nach Abschluss des Projekts können sie als freie Museumspädagogen im Kunstmuseum beschäftigt werden.

Leichte Worte finden

Die große Herausforderung ist es, die Geflüchteten überhaupt für das Projekt zu gewinnen, sagte Beatrice Trost. „Wir sind in den ersten Jahren auf die Betreuer der Gruppen angewiesen. Nur über diese unsere Sprache sprechenden Ansprechpartner kommen wir an die Gruppen heran.“ Die Angebote müssten sprachlich unkompliziert ausgelegt sein, damit auch Teilnehmer mit schlechten Deutschkenntnissen mitmachen können. Denn ganz ohne Worte geht es eben auch nicht.

Das Projekt

Das Projekt „Bürger von hier, da und dort“ ist bis zum Jahr 2019 ausgelegt und wird in diesem Zeitraum mit insgesamt 70.700 Euro von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen gefördert. Es richtet sich an Geflüchtete, zum Beispiel in Wohngruppen, in Integrationsklassen und in den Sprachkursen an der Universität sowie alle Bayreuther und findet in Zusammenarbeit mit dem International Office und dem Afrikazentrum der Bayreuther Universität statt. Eingebunden sind auch die Asylkoordinationsstelle der Stadt, Kirchen, religiöse Gemeinschaften und Bayreuther Vereine, die sich in der Integrationsarbeit engagieren. Umgesetzt wird das Projekt im Museum von der Kunsthistorikerin Beatrice Trost, Kunsttherapeutin Ingrid Seidel und Hannelore Schwoerer-Buck, die von freien Mitarbeitern unterstützt werden. 

Bilder