Kundenstress: VR-Bank ändert Bankdaten

Von Renate Allwicher
Zur Eröffnung des neuen Gebäudes der VR-Bank im Jahr 2009 strahlte sie in hellem Glanz. Kunden, die das Haus diese Woche verließen, zeigten sich in den meisten Fällen verärgert. Foto:Lammel Foto: red

Die Volks- und Raiffeisenbanken Bayreuth und Hof fusionierten. Die Mitglieder beider Banken stimmten im April einstimmig zu, die Vorstände freuten sich darüber, der Kurier berichtete. Genervt zeigen sich zurzeit allerdings Kunden, Vereine und Organisationen in Bayreuth. Denn mit der Fusion änderte sich die Iban aller Bayeuther Kunden. Die neue Nummer erhielten sie acht Tage vor Vollzug.

 
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Am 7. Juli versendete die VR Bank Bayreuth-Hof einen Brief an alle ihre Kunden. Der Betreff: „Eingeschränkte Verfügbarkeit vom 14. bis 16. Juli“ und „Ihre neuen Kontodaten ab 15. Juli.“ Das empfanden viele Kunden als sehr kurzfristig. Sie vermuten, dass auf diese Weise der Wechsel zu anderen Banken verhindert werden sollte.

Neue Iban für Bayreuth, denn Hof hat mehr Kunden

„Technische Gründe“ nennt Sabine Eichenseer, Pressesprecherin der VR-Bank, als Grund dafür: Erst zu diesem Zeitpunkt sei es der Rechenzentrale möglich gewesen, die neuen Kontodaten zu erstellen. Die Änderung der Iban-Nummern aller früheren Kunden der VR-Bank Bayreuth sei nötig, da eine einheitliche Bankleitzahl vorgeschrieben ist. „Da die frühere VR-Bank Hof rund 10.000 Kunden mehr hatte, war es sinnvoll, deren Bankleitzahl beizubehalten“, sagt Eichenseer. Um Doppelungen zu vermeiden, sei es zudem nötig gewesen, auch den Großteil der Kontonummern neu zu vergeben.

 

 

Vereine bitte selbst informieren

Ab 15. Juli sollen die Kunden nur noch ihre neue Kontonummer nutzen, schrieb die Bank in ihrem Info-Brief. Die Bank selbst werde zahlreich größere Institutionen von den Änderungen informieren – diese Liste, einsehbar auf der Homepage der Bank, umfasst sechs Seiten. Darunter sind zahlreiche Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Stromanbieter, Versicherungen, Telefonanbieter, Zeitungsverlage, Firmen, kirchliche Stellen und Finanzämter. „Nicht aufgeführte Unternehmen oder Einrichtungen, wie örtliche Vereine, Kindergärten, Schulen oder Finanzämter, bitten wir Sie selbst zu informieren. Formulare hält Ihr Berater für Sie bereit“, ist dort zudem zu lesen. Diese Aufgabe sehen die meisten der Kunden recht gelassen. Zumal laut Eichenseer kein akuter Handlungsbedarf bestehe, denn die alten Kontendaten bleiben bis mindestens Ende 2018 aktiv. „Alle Kunden haben über ein Jahr Zeit, ihre neuen Daten bekannt zu geben – da mit jedem Vertragspartner in der Regel mindestens einmal im Jahr ein Kontakt stattfindet, dann diese Information im laufenden Austausch untergebracht werden“, sagt Eichenseer – so halte sich der Aufwand in Grenzen.

BTS: Sorge vor Rücklasten im Januar 2019

Großen Aufwand erwarten indes die Vereine und Organisationen selbst. Die Bayreuther Turnerschaft, zum Beispiel, steht nicht auf der Liste der Partner, die von der Bank über die neuen Kontodaten informiert werden. „Bisher habe ich überraschenderweise erst ein oder zwei E-Mails bekommen“, sagt Daniela Sattler aus der BTS-Geschäftsstelle. Aktuell macht sie sich noch wenig Sorgen, denn wenn sie von Änderungen informiert wird, halte sich der Aufwand tatsächlich in Grenzen. Und da die alten Nummern eine lange Übergangszeit gelten, erwartet Sattler auch im Januar nächsten Jahres, wenn das nächste Mal alle Jahresbeiträge abgebucht werden, keine Probleme. Wenn Mitglieder ihre geänderten Bankdaten allerdings bis Januar 2019 nicht mitteilen, könnte es zu zahlreichen Rücklasten kommen: „Das wäre dann ein richtig großer Verwaltungsaufwand.“

„So etwas sollte man in der heutigen Zeit anders lösen“

Wesentlich größer ist die Verärgerung bei Elisabeth Zagel, Leiterin der Bayreuther Familienbildungsstätte. “Ich habe schon Kontakt mit VR-Bank aufgenommen und mich beschwert“, sagt Zagel. Größter Unterschied zum Sportverein: Die Familienbildungsstätte bucht je nach Kurs – das können auch einmalige Veranstaltungen sein – ständig ab. Hinzu kommen die Gehälter für Übungs- und Kursleiter. „Wir verwalten insgesamt 30.000 Adressdaten“, sagt Zagel, darunter genau  1582 Kunden der VR-Bank. Das Angebot der Bank nach Zagels Beschwerde: Sie könne die Daten aus dem System holen, die Bank würde die Veränderungen vornehmen. „Das sind aber sehr sensible Daten und so etwas mache ich nicht täglich – da bräuchte ich Hilfe“, sagt Zagel. Auch die FBS selbst sei Kunde der VR-Bank. "Bislang war ich auch sehr zufrieden damit. Überweisungen mache ich zurzeit aber über unser anderes Konto bei der Sparkasse“, sagt Zagel.  Die Dateneingaben seien bei der FBS in jedem Fall nicht ohne Überstunden des Verwaltungspersonals aufzufangen. „So etwas sollte man in der heutigen Zeit anders lösen“, lautet ihr Fazit.

Bislang keine Kündigung

Kündigungen hat die Bank bislang keine erhalten, berichtet Eichenseer: „Die meisten Kunden reagieren gelassen.“ Rückmeldungen habe es indes viele gegeben – am häufigsten sei nach der Übergangszeit gefragt worden, die im Anschreiben nicht genau genannt wurde und die bis mindestens Ende 2018 dauere. „Wichtig ist uns klarzustellen, dass keine Buchung ausfällt“, sagt Eichenseer: „Sollten vor der endgültigen Abschaltung der alten Kontodaten noch Buchungen über diese Verbindungen laufen, werden die Kunden von uns angeschrieben.

Die Liste soll noch länger werden

Die Liste der informierten Zahlungspartner will die Bank in den kommenden Monaten noch erweitern.  Ziel sei, dass diese zu etwa 80 Prozent von der Bank direkt informiert werden. Die Nachfrage nach Bargeld sei vor dem Umstellungswochenende erkennbar höher gewesen als sonst, von einem Ansturm könne man aber nicht sprechen. „Unsere Geldautomaten waren gut gefüllt“, sagt Eichenseer. Alle Selbstbedienungsgeräte hätten ab Samstagnachmittag wieder funktioniert, das Online-Banking sei von Freitagabend bis Samstagnachmittag umgestellt worden.

Alte Karten sind weiterhin gültig

Zurzeit haben die Kunden noch Bankkarten mit den alten Daten. Turnusgemäß gäbe es Ende dieses Jahres neue Karten, dies solle ausnahmsweise schon im September erfolgen, sagt Eichenseer. Die alten Karten seien nach wie vor voll funktionsfähig.

Hintergrund der Fusion sind einer Pressemitteilung der Banken zufolge anhaltend niedrige Zinsen, steigende Anforderungen des Aufsichtsrechts und eine stark wachsende Anfrage nach digitalen Bankangeboten. "Größe allein stellt nicht die Lösung für die anstehenden Aufgaben dar. Allerdings schafft sie gute Voraussetzungen, um auch in Zukunft den persönlichen Service und die regionale Ausrichtung einer genossenschaftlichen Bank anbieten zu können", sagte Jürgen Dünkel, Vorstand der VR Bank Bayreuth dazu.

 

Das sagen Kunden der VR-Bank:

Uli Strömsdörfer: "Die Fusion war längerfristig angekündigt. Dass die Kunden über die Änderungen aller bestehenden Bankverbindungen so kurzfristig informiert wurden, kann ich nur als gezielte Maßnahme werten, um die Kündigungen zu minimieren – und um den sicheren Proteststurm der Kunden zu vermeiden. Aus Sicht der Entscheider sicher nachvollziehbar – aber unterm Strich mag es kein Kunde, wenn er vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Ich versuche das Ganze jetzt mal positiv zu sehen: Da man heutzutage nie zu hundert Prozent nachvollziehen kann, wer sich über irgendwelche Online-Kanäle Zugang zu meiner Bankverbindung verschafft hat, ist es bestimmt aus Datenschutzgründen kein Nachteil, wenn sich diese Daten mal ändern."

Waltraud Brendel: „Ärger mit dem Wechsel der Bankverbindung hatte ich eigentlich keinen: Bei mir hat fast alles die Bank gemacht, ich selbst habe nur meiner Mieterin die neue Nummer. Und beim Lotto. Weil die Banken und Automaten von Freitag bis Sonntag zu waren, hatte ich schon vergangenen Mittwoch rechtzeitig genug Geld abgehoben. Was mich ärgert: Meine alte Kontonummer konnte ich natürlich auswendig. Jetzt muss ich wieder neu anfangen, alles zu lernen.“

Gottfried Nitsche: „Zeitlich lief das ganze ja ziemlich knapp ab. Ich sag's mal so: Wenn der Infobrief eine Woche früher gekommen wäre, wäre das kein Schaden gewesen. Bislang habe ich noch keine Briefe mit meiner neuen Bankverbindung verschickt, diese Arbeit liegt noch vor mir. In der Bank bekommen wir Kunden Zettel mit der neuen Verbindung, die wir versenden können.“

Willibald König-Zeusel: „Ich habe vorhin am Schalter mitbekommen, dass Kleinigkeiten nicht geklappt haben, aber das waren wohl nur Kleinigkeiten. Mich selbst betrifft das wenig: Wir haben für unsere Geschäfte eine Buchhaltung, die sich mit diesem Thema befasst. Ich selbst mache nicht viel mit Geld, darum kümmert sich meine Frau: Die hat sich allerdings schon beschwert, denn sie wusste alle Bankverbindungen auswendig. Dass die Automaten am Wochenende nicht funktioniert haben, hat mich nicht gestört, ich habe meist genügend Bargeld bei mir.“

Elfriede Megerle: „Ich war schon sehr überrascht, wie kurzfristig diese Änderungen angekündigt wurden. Nun bin ich noch dabei, die Zahlen überall zu ändern. Mein Internetanbieter ist zum Beispiel nicht auf der Liste der Bank. Ich werde das nun alles peu à peu umstellen – es ist schon ärgerlich, dass wir das selbst tun müssen. Wäre die Änderung früher angekündigt worden, hätte man sich auch mal nach einer anderen Bank umsehen können, hätte die Preise vergleichen können. Da schreckt man ja sonst immer davor zurück, wegen der Arbeit, die dahintersteckt. Aber wenn man die jetzt sowieso hat?“

 

Die Liste der informierten Zahlungspartner sowie Infos der VR-Bank zur Fusion finden Sie hier

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