Kulturstadl: Gefeierte Premiere

Von Anne Müller

Der Schnauzbart, der hatte es in sich. Zumindest für Claus Fiebich. Er verkörpert in „Im Himmel ist kein Zimmer frei“ den Casanova André, und für diese Figur ließ er sich den Schnauzer wachsen. Das ging nicht ohne ungläubige Blicke ab, wie er nach der Premiere lachend erzählt. Eine Premiere, die es in sich hatte.

 
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„Mich hat’s regelmäßig beim ersten Blick morgens in den Spiegel gerissen, weil ich in ein völlig fremdes Gesicht geschaut habe.“ Verständlich. Und wie reagierte das persönliche Umfeld auf den umgestalteten Claus? „Amüsiert bis schockiert. Jetzt wissen alle, dass ich Theater spiele. Spätestens jetzt!“ Die zwei Stunden reine Spielzeit, die „Im Himmel ist kein Zimmer frei“ dauert, hatten die sechs Schauspieler vom Stadl gut ausgefüllt. Längen gab es überhaupt keine, und der Slapstick-Humor, in dem das Stück gehalten ist, spielte dem Ensemble ausgezeichnet in die Hände.

Der Workaholic, den sie im Himmel nicht haben wollen

Paul (gespielt von Gordian Beck), Workaholic und rein äußerlich eher unscheinbar, rammt auf dem Weg in den Urlaub einen Baum und landet im Himmel in Petrus’ Büro zur Anmeldung. Das abgestürzte Windows Heaven allerdings hatte verhindert, dass der gute Mann registriert ist – eine Aufnahme ist somit unmöglich. Da seine Akte nicht gerade rosig aussieht, schickt ihn Petrus (Kirstin Scharf) kurzerhand wieder „dahin, wo er herkam“, damit er noch einige gute Taten auf seinem Konto verbuchen kann. Wieder zu Hause, ertappt er seinen Kompagnon André, der sich gerade mit seiner Geliebten Sophie (Stefanie Walter) in Pauls Haus einquartiert hat. Noch dazu benutzte André Pauls Namen und Identität, denn von seiner Ehe mit Irene sollte die Geliebte natürlich nichts mitbekommen. Die verzweifelte Irene (Tanja Meierott) beschließt infolge dessen, sich einen Liebhaber zu nehmen und die resoluten Haushälterin fürchtet, über den Erklärungen vom echten und vom falschen Paul („Heißt denn hier jeder Paul?“) den Verstand zu verlieren. Diesen gordischen Knoten kann schließlich nur noch mit Hilfe von oben gelöst werden – himmlischer Weisheit und irdischem Champagner sei dank.

Herrlicher Eiertanz

Der herrliche Eiertanz um die Identitäten der zwei Männer und den Erklärungen ihrer Frauen ist wie gemacht für das sechsköpfige Ensemble, das in vielen Stücken zusammengespielt hat. Die größte Herausforderung für Regisseur und Hauptdarsteller Gordian Beck war es, in der Kürze der Zeit die Pointen und die Zweier-Szenen einzustudieren. „Bei diesem Stück kommt es so auf kleinste Details an, damit die Pointen gut funktionieren. Das Timing und die Präzision nahm viel Probenzeit ein, aber ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagt er.

Turnschuhträgerin auf schwindelnd hohen Absätzen

Auch Stefanie Walter, die nach der Premiere sichtlich erleichtert war, hatte mit Herausforderungen zu kämpfen. Die vielen Stimmungsumbrüche in ihrem zweiten Stadl-Stück waren das eine, doch die erklärte Turnschuhträgerin agierte auch fast immer in zwölf Zentimeter hohen Stöckelschuhen und ihre Schwips-Szene in Kombination mit den hohen Hacken erforderte tatsächlich Mut. Aber ein Extra-Training vermied sie auf Anraten ihres Regisseurs: „Für meine leicht tollpatschige Rolle war es gerade gut, dass ich nicht wirklich gut in High-Heels laufen konnte.“

Stück läuft bis April

Bis 1. April ist „Im Himmel ist kein Zimmer frei“ im Brandenburger Kulturstadl noch zu sehen. Der begeisterte Applaus des Premierenpublikums ist Indiz dafür, dass auch dieses Stück zu einem Renner im Stadl werden dürfte.