Kulturpreis fürs Jazzforum

Von Michael Weiser
 Foto: red

Der Kulturpreisträger 2017 heißt Jazzforum: Kaspar Schlösser und sein Verein erhalten die begehrte Auszeichnung, die zuletzt an Hans-Dieter Scholz und seine englischsprache Schultheatergruppe "The Fringe" gegangen war. Schlösser erhielt am Donnerstag die frohe Kunde: "Ein cooles Gefühl, für alle, die da viel Arbeit hineinstecken!"

 
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Das Jazzforum veranstaltet seine Konzerte meist im Bechersaal und damit am Rande der Altstadt, steht aber dennoch für eine Menge Jazzfans ziemlich im Mittelpunkt. Dank der jahrelangen Arbeit von Schlösser und seinen Mitstreitern ist Bayreuth eine kleine, aber gar nicht unfeine Adresse für ziemlich gute Musiker geworden.

1982 wurde der Verein gegründet, seit zehn Jahren ist Kaspar Schlösser dabei. Der Inhaber einer Werbeagentur investiert nach eigenen Aussagen jede Woche mindestens sechs Stunden Arbeit in den Verein, besucht schon auch mal Konzerte und Festivals auch im Ausland. Weil er Jazz mag, klar, weil ihn seine Besuche auf Künstler bringen, die er dann selber einladen kann, aber auch weil er weiterdenkt: "Weil ich mir da Ideen holen kann, wie man den Jazznovember und das Forum weiterentwickeln kann."

Jazzforum vor Entscheidungen

Nach etwas über 30 Jahren steht für Schlösser der Verein am Scheidepunkt. Man kann so bleiben, wie man ist. Die Mitglieder tragen den Verein, sie sichern den Spielraum zumindest für kleine Experimente. Aber: das Jazzforum ist ein Bayreuther Phänomen. "Man kan auch überlegen, was daraus noch werden kann", sagt Schlösser. "Getreu dem Motto: Wenn du was machst, dann mach es richtig." Schlösser kann sich also gut vorstellen zu expandieren. Etwa mit Konzerten auf der Seebühne, die - so hat's der Stadtrat kürzlich beschlossen - auch nach der Landesgartenschau bestehen bleiben soll. Oder im Markgräflichen Opernhaus, das im April 2018 wieder eröffnet werden soll.

Ein Thema auch für die Region

"Wir überlegen, wie wir die Region besser einbeziehen", erklärt der Forumschef. "Und wie wir  Genuss und Musik zusammenbekommen. Wir denken darüber nach, welche Begleitmusik die Musik braucht."  Der Werbefachmann sagt es so: Dem heutigen Zuschauer müsse man ein Erlebnis auf mehreren Ebenen bieten. "Vor 50 Jahren gab es die Wochenschau in Schwarzweiß, nun hast du 240 Programme auf dem Fernseher, hast Youtube. Mediatheken und, und, und. Da musst du die Leute erstmal aus dem Haus bekommen."

Sehr entspannt: ADHD bei ihrem Konzert in Bayreuth. Quelle: Youtube

Charles Gayle als Höhepunkt

In seinen zehn Jahren, seit er dabei ist, hat das Jazzforum 220 bis 250 Konzerte veranstaltet. Absolute Höhepunkte waren für ihn drunter, etwa das Konzert mit dem Saxophonisten Charles Gayle. "Oder die vier betrunkenen Isländer: Der Abend mit ADHD war eines der schönsten Konzerte überhaupt", sagt Schlösser. "Oder der Besuch von Karoly Binder. Daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt." Binder  ist Dozent an der Franz-Liszt-Akademie in Ungarn, vor allem aber ein exzellenter Jazz-Pianist.

Raus aus der Komfortzone

Rüchschläge? Schlösser schüttelt den Kopf. "Ich bin noch nie rausgegangen und hab gesagt, das war eine Fehlentscheidung." Die Mitglieder zahlen einen Jahresbeitrag, für sie kosten die Konzerte keinen Extra-Eintritt mehr. Dadurch fördert man die Experimentierfreude. Und kann sich erst so auf die Suche nach neuen Wegen machen, sagt der Kulturpreisträger 2017: "Wenn du nicht ab und zu jemanden auf der Bühne hast, der die Leute erschrickt, entwickelst du dich nicht weiter."

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