Stadt Bayreuth zeichnet Wilfried Laudel und die Kulturfreunde aus Kulturpreis für Laudel und Kulturfreunde

Von Michael Weiser
Wilfried Laudel (links) und die Kulturfreunde bekamen am Freitag den Kulturpreis der Stadt Bayreuth durch Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe verliehen. Die Laudatio hielt Alexander Dick. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Lob und warme Worte für Wilfried Laudel und den Verein, den er führt: Im Rathaus überreichte am Freitag Abend Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe Laudel und dem Verein der Kulturfreunde den Kulturpreis der Stadt Bayreuth. Die Laudatio hielt der Kulturjournalist Alexander Dick – mit einem wehmütigen Rückblick und ein wenig Hoffnung im Ausblick.

 
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Ein städtischer Kulturpreis ist in der Regel nun einmal kein Stipendium, kein Wechsel auf die Zukunft, er ist eher Quittung für Geleistetes. Manchmal auch für ziemlich lange Zeit Geleistetes. Laudator Alexander Dick reiste tief zurück in eine unglaubliche Vergangenheit, erinnerte an den Beginn der Kulturfreunde vor 65 Jahren.

Damals, 1950, als Freunde der Kultur nach dem Kulturbruch des Dritten Reiches einen Neuanfang wagten. Man habe nicht gefragt, ob man sich das leisten könnte, sondern wolle. Und man wollte. Dick meinte das durchaus an Mahnung an heutige Politiker und ihr unablässiges Verweisen auf den Sparzwang: Die Not habe man als groß empfunden, aber nicht als so übermächtig, dass man auf Kultur habe verzichten wollen.

Die Kulturfreunde legten seinerzeit mächtig los. Nicht nur mit Konzerten, sondern auch mit Vorträgen, mit Lesungen und mit Ausstellungen. Mit erlesenen Namen. Ob Gideon Kremer, Wilhelm Kempff, Martha Argerich, Werner Bergengruen oder Werner Heisenberg: Sie alle traten in Bayreuth auf. Noch nicht in der Stadthalle – die wurde damals eher als Kino genutzt -, sondern im Gemeindesaal. Und zogen Publikum in heute unvorstellbaren Scharen.

Der Bayreuther Dick, früher Kulturredakteur beim Nordbayerischen Kurier, erinnerte an Zeiten des Anstehens für Konzertkarten noch in den 80er Jahren, „mit keinen allzu guten Aussichten für die Leute ab Platz 20“. Es war die goldene Zeit der Stadthalle, geschätzt auch von den Bamberger Symphonikern. Die besaßen damals allerdings auch noch keine eigene Konzerthalle, sondern musizierten ihrerseits in einem Provisorium.

"Will ich noch Konzerte hören oder nicht?"

Dick hätte auch Karl Valentin zitieren können, mit dem Satz, dass die Zukunft früher auch schon mal besser gewesen sei. Ob das Publikum ausstirbt oder nicht – die Zeiten sind im Wandel. „Wir alle wissen und spüren, dass der Klassikbetrieb einem Wandel unterliegt, dessen Ausmaß nicht abzusehen ist“, sprach Dick. Überangebot, überkommene Formen des Angebots – das alles mache heutzutage Veranstaltern zu schaffen. Aber: Es gebe auch Hoffnung. Da erzählte Dick allerdings von einer anderen Stadt. Von Freiburg im Breisgau, seiner Wahlheimat. Wo die Karten für Konzerte auch in der großen Konzerthalle noch bestens verkauft werden.

Wohin in Bayreuth die Reise geht? Dick ließ zumindest mal keinen Zweifel daran, dass der Zug ohne das Engagement von Ehrenamtlichen wie Wilfried Laudel ohnehin schon längst abgefahren wäre. Der – von Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe als echter Hanseat, dazu mit großer Leidenschaft gepriesen , begründete seinen Einsatz gewohnt nüchtern. Mit dem Hinweis auf sein musikalisches Elternhaus. Und mit einer Notlage. Die Frau seines erkrankten Vorgängers habe ihn angefragt, um Hilfe. „Ich hab mich damals gefragt, will ich noch Konzerte hören oder nicht?“, sagte Laudel. Womit das Entscheidende an diesem Abend tatsächlich gefragt und gesagt war.

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