Kulturhaus nimmt weitere Hürde

Von Michael Weiser
Eine neue Adresse auch für Vereine: Die Kämmereigasse 9 1/2. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Das Projekt eines Kunst- und Kulturhauses im Gassenviertel hat mit der einstimmigen Empfehlung des Kulturausschusses eine weitere Hürde genommen: Der Ausschuss plädiert dafür, die „Revitalisierung“ des städtischen Anwesens zu beschließen. Künftige Wunschmieter wären die Vereine, die an der Kämmereigasse bereits Kultur veranstalten. Und noch etwas aus dem Kulturausschuss: Die Festspiele bekommen mehr Geld von der Stadt, mit einer Extraspritze für 2020.

 
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Die beiden an der Kämmereigasse 9 1/2 ansässigen Vereine Forum Phoinix und Kültürklüb (verantwortlich für die Veranstaltungsreihe Sübkültür) hatten die Verantwortlichen von Kino ist Programm ins Boot geholt und sich zur „Arbeitsgemeinschaft Neuneinhalb“ zusammengeschlossen. Geht es nach dem Kulturausschuss, wird sich aus dieser Arbeitsgemeinschaft der Trägerverein bilden, der dereinst die Bespielung des sanierten Kunst- und Kulturhauses an der Kämmereigasse 9 1/2 übernehmen wird.

Das Votum für die AG war beeindruckend. Kulturamtschefin Gabriele Röhler bezeichnete die Neuneinhalb als „wichtige Institution, sie sich im kulturellen Angebot der Stadt etabliert hat“, und lobte die Veranstalter. Norbert Aas (Grüne) hatte sich „irritiert“ gezeigt, weil sich die Stadt an einen erst noch zu gründenden Verein binden wolle. Röhler antwortete, die drei Vereine seien „hochprofessionell“ und hätten gut durchdachte Unterlagen eingereicht. „Die kennen ihr Publikum und ihre Zielgruppen sehr genau. Die machen passgenaue Programme.“

Respekt aus den Fraktionen

Anerkennung für die AG Neuneinhalb kam auch aus den Fraktionen. Erleichtert äußerte sich Stefan Specht (CSU): „Wir sind sehr froh, dass sich nach jahrelanger Diskussion und Fragen, was wir mit dem Haus überhaupt anfangen sollen, ein kultureller Silberstreif am Horizont zeigt.“ Froh über eine „innovative und konstruktive Lösung“ zeigte sich auch Stephan Müller von der BG, der gleich Party-Synergien ins Spiel brachte: Die Idee einer kleinen Gastronomie im Künstlerhaus und eines Durchgangs zum Hof des Historischen Museums könne Möglichkeiten etwa für das Bürgerfest ermöglichen. Thomas Bauske von der SPD zollte den Vereinen „großen Dank“, sie hätten eine „hohe Qualität“ auch der Vorarbeit geliefert. Er regte an, eine Lösung für die lästigen Container und Mülltonnen im schmalen Hinterhof der Kämmereigasse zu finden. „Das wäre vielleicht schon eine Möglichkeit, entsprechend Zeichen zu setzen.“ Auch die FDP scheint angetan. Dieter Schweingel bezeichnete als „wohltuend, was in dieser Ecke passiert“, das könne eine „Initialzündung“ sein.

Mitfreies Kulturhaus?

Anerkennung äußerten auch die Grünen, allerdings mit Anmerkungen. „Wir wollen Initiativen fördern und nicht Institutionen“, sagte Stefan Schlags und regte an, das Gebäude mietfrei für fünf oder zehn Jahre an den Verein zu geben, der im Gegenzug das Gehalt für hauptamtliche Kräfte selber aufbringe. „Klar, warum sollen wir darüber nicht reden?“, sagte hinterher Alex Stiefler vom Forum Phoinix. Heute Nachmittag wird weiterverhandelt: Im Bauausschuss wird über die Sanierung der Kämmereigasse 9 1/2 beraten.

Zu beraten war außerdem über die Höhe des Zuschusses für die Bayreuther Festspiele. Aufgrund „tariflicher Anpassungen“ steigt der Anteil der Stadt als Gesellschafter für 2019 und 2020 zusammen schon mal um 103.480 Euro. Für 2020 muss die Stadt nochmals was drauflegen. Von den Mehrkosten für einen „Ring“ gegenüber einer Solo-Neuproduktion von gut 3.572.235 Millionen Euro trägt die Stadt 464.000 Euro. Der Sprung ist ein großer: Von 1.253.270 Euro 2018 springt der Zuschussanteil der Stadt im „Ring“-Jahr auf 120.985 Euro.

Eine halbe Million mehr für den "Ring"

Die Mehrkosten resultierten daraus, dass aufgrund der Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen 2016 keine Rücklagen gebildet werden konnten, sagte der Geschäftsführende Direktor der Festspiele, Holger von Berg. Stefan Specht und Thomas Bauske erinnerten an die Verpflichtungen gegenüber den Festspielen, die so wichtig für den Ruf und das Gedeihen Bayreuths seien – und handelten sich Spott der Grünen ein. „Ich finde, dieses Selbstverständnis eines gewählten Stadtrats, wir müssen die Hand heben, wenn jemand ,Festspiele!’ sagt, seltsam. Warum habt ihr so eine Angst zu diskutieren?“ Schlags und sein Kollege Aas waren denn auch die einzigen Mitglieder des Kulturausschusses, die gegen die „außertarifliche“ Erhöhung der Zuschüsse stimmten.